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Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Titel: Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Alptraums, an den du dich nicht erinnerst. Atme tief durch und reiß dich um Himmels willen zusammen.
    Gereizt trat sie hinaus in den dunklen Flur, schaltete das Licht an und sah sich in dem leeren, mit Teppich ausgelegten Gang um. Am Treppengeländer blieb sie stehen und lauschte. Über die klassische Musik hinweg hörte sie leises Gemurmel, Eugenias affektierten Tonfall und Nicks tiefe Stimme. Vor Erleichterung drohten Marlas Knie nachzugeben. Alles war in Ordnung. Sie hörte keine eiligen Schritte. Kein schweres Atmen. Keinen Laut von Coco, die einen Einbrecher verjagt hätte. Und du wirst auch keine Schüsse hören, kein Splittern von Glas.
    Sieh den Tatsachen ins Gesicht, Marla, du bist ein Nervenbündel. Keine düstere, bedrohliche Gestalt lauert dir auf. Keine finstere Präsenz ergreift die Flucht.
    Und Nick ist unten. Irgendwie war der Gedanke beruhigend, auch wenn Marla es sich ungern eingestand. Sie war doch nicht eine dieser geistlosen, zerbrechlichen Frauen, die einen Mann brauchten, um sich beschützt zu fühlen. Davon war sie überzeugt, was allerdings zurzeit nicht viel zu bedeuten hatte.
    Aber sie konnte sich nicht auf Nick verlassen. Auch nicht auf Alex. Nein. Sie konnte sich nur auf sich selbst verlassen. Ihr Magen schmerzte immer noch, und auf ihrer Haut kühlte der Schweiß ab. Es war nicht das erste Mal, dass sie glaubte, jemanden an ihrem Bett bemerkt zu haben. Die gleiche unheimliche, bösartige Präsenz hatte sie schon einmal im Krankenhaus gespürt.
    »Denk nicht mehr daran«, befahl sie sich und krümmte die Finger um das Treppengeländer. »Da war nichts. Du leidest nur an den Folgen einer unbekömmlichen Fischcremesuppe und einer überreizten Phantasie.« Trotzdem musste sie nach den Kindern sehen. Wenn doch ein Fremder im Zimmer gewesen war? Wenn er sich in Cissys oder James’ Zimmer versteckt hatte? Womöglich einen von ihnen als Geisel nahm? Die Familie war schließlich vermögend und konnte durchaus Opfer einer Geiselnahme werden. Getrieben von diesen Gedanken, durchquerte sie den Flur und stieß die Tür zu Cissys Zimmer auf.
    »Was zum …?« Cissy sprang von ihrem Schminkhocker auf und stieß dabei ein Fläschchen Nagellack um. Sie ließ den Pinsel fallen. Violetter Nagellack spritzte auf den Schminktisch. »Scheiße!«, schrie sie laut, denn sie trug Kopfhörer. »Bist du wahnsinnig?« Sie riss sich die Kopfhörer von den Ohren und zeigte auf den vergossenen Nagellack.
    Marla ließ den Blick durchs Zimmer schweifen. Es war unaufgeräumt wie immer, Bücher, Pullover, CDs und Plüschtiere lagen auf dem Teppich verstreut, doch nichts Bedrohliches war zu entdecken. »Ich habe schlecht geträumt. Ich wollte nur nach dir sehen.«
    »Und mich zu Tode erschrecken?«
    »Entschuldige. Ich hätte klopfen sollen.«
    »Du verlierst den Verstand, Mom.«
    »Das will ich nicht hoffen.«
    Cissy verdrehte die Augen, doch ihre Wut wich jugendlicher Besorgnis. »Ist alles in Ordnung?«
    »Ja«, schwindelte Marla. »Ich bin nur … nervös.«
    »Vielleicht solltest du Valium oder Beruhigungsmittel oder so was nehmen. Brittanys Mutter nimmt das. Die vielen Kinder treiben sie in den Wahnsinn.«
    »Ich werde es mir überlegen«, versprach Marla und kam sich ziemlich albern vor. »Gute Nacht, Schätzchen. Wir sehen uns morgen früh.«
    »Ja.« Cissy nickte skeptisch, noch immer mit zusammengezogenen Augenbrauen und einem Ausdruck der Besorgnis. Mit einem Kleenex-Tüchlein versuchte sie den verschütteten Nagellack zu entfernen. Marla schloss die Tür hinter sich und hastete den Flur entlang zum zweiten Kinderzimmer.
    Im schwachen Schein des Nachtlichts erkannte sie James, der tief und fest schlief und nichts von all dem Bösen auf der Welt ahnte, der Glückliche. »Ach, Liebling.« Tränen der Erleichterung stiegen Marla in die Augen. Alles war gut. Ihre Kinder waren in Sicherheit. Niemand hatte sie angegriffen. Alles war in Ordnung in dieser bewachten Festung.
    Und Cissy hat recht. Du verlierst tatsächlich den Verstand. Komm zu dir, Marla. Sofort! Sie schniefte, wischte sich die Nase und kämpfte gegen die Tränen an. Kein Unbefugter hatte das Haus betreten. Das Leben hier nahm seinen normalen Lauf … nun ja, so normal, wie es unter den gegebenen Umständen möglich war. Ihr Magen rumorte und schmerzte, doch abgesehen von leichter Übelkeit fühlte sie sich gesund. Aber wenn du diesen verrückten Verfolgungswahn nicht überwindest, könnte es passieren, dass sie dich in eine Irrenanstalt

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