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Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Titel: Dark Swan - Mead, R: Dark Swan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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mit den Füßen, sodass ich keinerlei Hinweise hatte, als er wieder zu mir zurückkehrte. Als er das nächste Mal etwas sagte, war es wieder direkt neben meinem Ohr.
    „So. Wenn du jetzt frei wärest oder auch, wenn du nur die Augenbinde hättest, würdest du dazu neigen, dich zu bewegen und alles Mögliche versuchen, um das Wasser zu finden. Du würdest dich hin und her drehen, schnuppern, was auch immer. Nun musst du akzeptieren, dass das alles nicht mehr geht. Du bist gefangen und mehr oder weniger machtlos. Ergib dich dieser Tatsache. Öffne dich dem, was vielleicht kommt. Finde das Wasser.“
    „Wie?“
    „Indem du danach ausgreifst. Zapfe einen anderen Sinn an als die üblichen fünf. Erinnere dich an die Übungen vom letzten Mal, wo es darum ging, über sich selbst hinauszureiche n – in dieser Welt, nicht in der geistigen.“
    „Ich dachte, Magie wäre angeboren. Das ist es doch, was Menschen und Feine unterscheidet, oder nicht?“
    „Sie ist ja auch angeboren. Und deine innere Magie beschwört und beherrscht Stürme. Um das zu tun, musst du die geeigneten Elemente rufen und beherrschen. Und um das zu tun, musst du sie erst einmal finden können. Also richtest du deinen Blick nach draußen.“
    „Wie mache ich das?“
    „Konzentrier dich einfach. Aber entspann dich zugleich auch. Denk an das Wasser. Wie es sich anfühlt, wie es beschaffen ist. Dehne dein Bewusstsein in alle Richtungen aus, aber ohne in eine Trance zu gehen und deinen Geist hinausschlüpfen zu lassen. Das wäre Betrug.“
    „Wie lange dauert das?“
    „So lange, wie du brauchst.“
    Er zog sich zurück, und ich saß da und wartete auf irgendeine Offen­barung. Na schön. Irgendwo hier in der Nähe stand eine Schüssel Wasser. Und irgendwas in mir drin sollte in der Lage sein, sie zu erspüren. Ich hätte das alles als Hirngespinst abgetan, nur war das verwüstete Wohnzimmer auf der anderen Seite der Terrassentür ein schlagender Beweis meiner übernatürlichen Kräfte. Allerdings hatte ich nicht darüber nachdenken müssen, wie ich diesen Sturm zustande brachte. Das war jetzt anders.
    Zunächst spürte ich vor allem meinen Körper. Dorians Fesseln taten nicht weh, aber sie saßen eng. Die vernähte Schnittwunde zwickte ein bisschen. Mein Hinterkopf tat weh. Meine Beinmuskeln waren steif und überanstrengt. Langsam machte ich eine Bestandsaufnahme mei­nes Körpers, schätzte ich ein, wie sich jedes Körperteil anfühlte. Ich konnte meinen Herzschlag spüren, meinen gleichmäßigen Atem.
    Danach fing ich an, mich auf meine Umgebung zu konzentrieren. Ich hörte, wie jemand, Dorian vielleicht, einen Stuhl heranzog und sich hinsetzte. Hoch oben brummte ein Flugzeug. Einer meiner Nachbarn hatte ein Futterhäuschen, an dem regelmäßig Sperlinge zwitscherten und schimpften. Weiter weg erklangen die raueren Schreie von Vögeln, die weniger musikalisch waren. In meiner Straße gab es nur wenige Häuser und keinerlei Durchgangsverkehr, aber einen Block weiter oder so sprang ein Auto an und fuhr davon.
    Ich dachte an Wasser. Seine Anziehungskraft wuchs, während die Sonne herunterknallte. Ich hatte mich mit Sonnenschutzmittel eingecremt und war froh darüber. Ich konnte spüren, wie mir der Schweiß herunterlief. Wasser wäre kühl, erfrischend. Das Haus meiner Mutter verfügte über einen Swimmingpool, und auf einmal wollte ich nichts lieber, als in diese kristallblaue Oberfläche einzutauchen.
    Ich dachte an das Wasser in der Schale, an seine Kühle, an die Nässe, wenn man die Finger hineinhielt. Ich versuchte, es zu fühlen, es zu rufen.
    „Dort“, sagte ich schließlich. Ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war. Einige.
    „Wo?“, fragte Dorian.
    „Auf vier Uhr.“
    „Was?“
    „Sie meint dort drüben“, hörte ich Kiyo sagen. Wahrscheinlich zeigte er zu der Stelle.
    „Nein“, sagte Dorian.
    „Was?“
    „So leid es mir tut.“
    „War ich nahe dran?“
    „Nein.“
    „Nicht mal ansatzweise?“
    „Nein.“
    „Mist, verdammter! Hol mich hier raus.“ Ich zerrte an meinen ­Fesseln.
    „Wohl kaum.“ In Dorians Stimme lag leichte Verblüffung. „Wir müssen es noch einmal versuchen.“
    „Ach du lieber Gott. Das wird ja sogar noch langweiliger als die Meditation“, schimpfte ich. „Kann ich wenigstens einen Schluck zu trinken haben?“
    Er zögerte. „Ehrlich gesagt glaube ich, dass deine Chancen steigen, wenn du durstig bist.“
    „Also jetzt hör mir aber au f … “
    „Weiter geht’s.“ Ich hörte, wie

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