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Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Titel: Dark Swan - Mead, R: Dark Swan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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Dorian aufstand und herumging, und wieder konnte ich am Ende nicht sagen, wo die Schale war.
    Als er zu seinem Stuhl zurückgekehrt war, versuchte ich es erneut. Mehr Zeit verging, während ich mich konzentrierte, bis es knirschte. Einmal hörte ich jemanden aufstehen und zur Tür gehen.
    „Wer ist das?“
    „Ich“, sagte Dorian. „Ich langweile mich.“
    „Was? Du bist mein Lehrer.“
    „Der Kitsune kann mich holen kommen, wenn du mich brauchst.“
    „Ich fasse es nicht“, sagte ich, als er gegangen war.
    „Hey, das war deine Idee“, sagte Kiyo.
    Ich hörte, wie er in einem Stuhl herumruckelte und es sich bequem machte.
    Ich war gerade bei meiner nächsten Vermutung angelangt, als ­Dorian wieder nach draußen kam.
    „Dort. Auf neun Uhr.“
    Kiyo zeigte es wohl wieder.
    „Nein“, sagte Dorian.
    Er ließ es mich noch einmal versuchen, und inzwischen war ich stinksauer. Meine armen Muskeln, die bereits genug durchgemacht hatten, verkrampften sich von dem Mangel an Bewegung. Die Hitze war unerträglich. Und was die Sache noch schlimmer machte, Kiyo fragte Dorian, ob er etwas zu trinken wolle, und ging nach drinnen. Er kam wieder heraus, und ich hörte, wie eine Zwei-Liter-Flasche Limonade geöffnet wurde, gefolgt vom Füllen zweier Gläser.
    Danach fingen sie an, beiläufig zu plaudern.
    „Eugenie kommt zu dem Ball, den ich an Beltane veranstalte“, erklärte Dorian. „Als mein Ehrengast.“
    „Klingt toll.“
    „Man hört richtig deine Begeisterung.“
    „Ist nicht so mein Ding, das ist alles.“
    „Ach, wie schade. Wenn du nämlich gern mitkommen würdest, hätte ich die Einladung ausgedehnt.“
    „Macht Euch nur keine Mühe meinetwegen.“
    „Das bereitet mir keine Mühe, überhaupt nicht. Sie könnten ­Eugenie begleiten. Ich treffe ohnehin immer besondere Arrangements für das Gefolge und die Dienerschaft von Würdenträgern.“
    „Könntet ihr zwei vielleicht mal den Mund halten?“, fragte ich. „Ich bin hier am Arbeiten.“
    Sie waren wieder still.
    Wasser, Wasser. Ich brauchte dieses gottverdammte Wasser, damit Dorian mich losband und ich wieder in den Genuss der Klimaanlage kam. Und wenn ich da erst mal war, würde ich einen Liter Wasser trinken. Vielleicht auch zwei oder drei. Wobei, wenn ich diese blöde Schüssel fand, würde ich sie mir über den Kopf schütten.
    Schweiß sammelte sich am Saum meines Shirts und dort, wo die Schnüre und die Augenbinde gegen meine Haut drückten. Wahrschein­lich hatte der Schweiß die Sonnencreme längst abgewaschen, und ich holte mir gerade einen Sonnenbrand. Als ob mein Körper nicht schon genug durchgemacht hatte. Wo zum Teufel war dieses Wasser? Warum konnte ich es nicht finden?
    Ich dachte wieder an den Pool meiner Mutter und schwor mir, dass ich sie morgen besuchen würde. Himmel, war das heiß. Ich wollte einfach abkühlen. Wasser, Wasser, Wasser. Ich kam mir vor wie Helen Keller *** . Oder wie diese Leute bei den Sonnentänzen der Lakota, wo man sich übermäßig der Hitze aussetzt, um Halluzinationen zu bekommen. Vielleicht konnte ich mir das Wasser herbeifantasieren.
    Ich seufzte, und dann spürte ich plötzlich einen kalten Hauch. Eine kurze Erleichterung von dieser Hitze. Ich richtete mich auf, so gut ich konnte. War ich das gewesen? Fühlte es sich so an, das Wasser zu berühren? Aller guten Dinge waren drei. Ja. Da war es wieder. Ein Eindruck von kühler, feuchter Luft, die mich von rechts her anwehte. Ich konnte ihre Feuchtigkeit spüren, sie umgab mich wie Wasserdampf in der Sauna.
    Ich zeigte mit dem Kopf in die Richtung, in der ich die kühle Luft gespürt hatte. „Ich hab’s. Auf drei Uhr.“
    „Nein.“
    „Von wegen!“
    Ich hörte, wie Dorian aufstand. Er seufzte. „Ich glaube, wir machen für heute besser Schluss.“
    „Aber ich schwöre, dass ich es eben hatte! Ich konnte es spüren! Ich hab an nichts anderes als Wasser mehr gedacht.“
    „Das hast du, ich weiß.“
    Er nahm mir die Augenbinde ab, und ich sah auf. Dicke Wolken bedeckten den Himmel, dunkel wie Blei. Wind wehte mich von rechts her a n – von wegen Einbildun g – und wurde beständig stärker. Große, schwere Regentropfen klatschten um uns herum zu Boden.
    Wasser. Endlich.

    *** Anmerkung des Übersetzers: Die taubblinde amerikanische Schriftstellerin Helen Keller (188 0– 1968) begriff über den starken Sinneseindruck des kalten Wassers, dass sie mit Wörtern die Welt verstehen konnte.

KAPITEL 19
    Dorian war nicht annähernd so beeindruckt von dem

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