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Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Titel: Dark Swan - Mead, R: Dark Swan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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eben.“
    Alle am Tisch sahen mich finster an. Nur Dorians Miene blieb höflich und neugierig.
    „Angeblich hast du auch deinesgleichen schon getötet“, bemerkte er. „Raubt es dir nicht den Schlaf, so viel Blut an den Händen zu haben?“
    Ich lehnte mich in meinen Sessel zurück und versuchte wie immer, mir meine Gefühle nicht anmerken zu lassen. Manchmal nervte das, aber ich wollte kein offenes Buch für sie sein. So viele Menschen hatte ich nun auch wieder nicht getötet, eigentlich nur eine Handvoll, und dann war es meist Selbstverteidigung gewesen. Diese Menschen hatten sich mit Feinen oder anderen Wesen zusammengetan, um in meiner Welt Schaden anzurichten. Das rechtfertigte in mancher Hinsicht ihren Tod; dennoch konnte ich nie über die Tatsache hinwegsehen, dass ich ein Leben ausgelöscht hatte. Ein Menschenleben. Das Leben eines Wesens, wie ich es war. Als ich das erste Mal mit angesehen hatte, wie durch mein Tun der Blick von jemandem brach, hatten mich wochenlang Albträume gequält. Davon hatte ich Roland nie erzählt, und dieser Truppe hier würde ich es ganz gewiss nicht anvertrauen.
    „Also eigentlich schlafe ich sehr gut, Dorian, danke.“
    „ König Dorian für dich“, zischte jemand hinter mir. „Zeig Respekt.“
    Dorian schmunzelte. Die anderen funkelten mich weiterhin an.
    „Die Götter strafen Mörder wie dich“, warnte eine Frau.
    „Das bezweifle ich. Ich ermorde niemanden. Ich beschütze. Jeder, der von mir getötet wurde, hat in meiner Welt Schaden angerichtet ode r – wenn es ein Mensch wa r – euch dabei geholfen, uns zu schaden. Ich töte niemanden, der einfach bloß bei uns eindringt. Den schicke ich einfach zurück. Diese Welt gehört euch nicht, also beschütze ich sie. Das ist kein Verbrechen.“
    Dorian schickte die Blondine mit einer raschen Handbewegung weg und lehnte sich zu mir herüber. „Aber du weißt schon, dass auch diese Welt uns einst gehört hat.“
    „Ja. Und eure Vorfahren haben sie verlassen.“
    Shaya funkelte mich an, sie hatte rote Flecken auf den Wangen. „Wir sind vertrieben worden.“
    Dorian beachtete ihren Ausbruch gar nicht. „Ihr habt uns keine andere Wahl gelassen. Einst waren wir alle ein Volk. Dann wandten sich eure Ahnen von der Kraft, die im Inneren wohnt, ab und suchten sie draußen. Sie errichteten Bauten. Sie unterwarfen die Natur. Sie schufen Dinge mit den Händen und den Elementen, von denen wir angenommen hatten, dass sie nur durch Magie möglich waren. Manche übertrafen sogar, was Magie vermochte.“
    „Und was ist daran falsch?“
    „Sag du es mir, Odile. Ist es das wert gewesen? Beides zugleich geht nicht. Die Fähigkeit, der Welt ‚Magie‘ abzutrotzen, tötet die innere Magie. Als Ergebnis dauert euer Leben jetzt weniger lange als unseres. Euer Gefühl für das Wunderbare ist abgestorben, für euch zählen nur noch Fakten und Zahlen. Bald hat dein Volk keine anderen Götter mehr als seine Maschinen.“
    „Und trotzdem“, fügte Shaya bitter hinzu, „gedeihen die Menschen. Warum liegt über ihnen kein Fluch? Warum vermehren sie sich wie Katzen und Hunde, während unsere Zahl abnimmt? Sie sind die Monstrositäten, nicht wir.“
    „Das kommt von ihrer kurzen Lebensspanne und ihrem brennenden Verlangen, etwas zu erschaffen. Ihre Körper können gar nicht anders, als sich bereitwillig zu vermehren. Wir spüren diesen Drang nicht.“ Dorian grinste. „Nun, körperlich schon, aber keinen unbewussten Dran g … Unsere Seelen wissen, dass sie Zeit haben.“
    „Das ist auch noch so ein Wunder der modernen Medizin. Wir kön­nen Leuten helfen, die keine Kinder kriegen können.“
    Dorian runzelte die Stirn, aber wieder mehr aus Neugierde als vor Ärger. „Kläre uns auf.“
    Ich zögerte. Auf einmal bereute ich meinen Kommentar. So knapp es ging, erläuterte ich ihnen künstliche Befruchtung und In-vitro-Fertilisation.
    Das war selbst für Dorian ein harter Brocken.
    „Darum steigt eure Zahl weiter an?“, fragte eine Frau neben Shaya. Ihre Stimme war ein ehrfürchtiges Flüstern.
    „Das ist die Ausnahme“, sagte ich. „Die meisten brauchen so etwas nicht. Wenn überhaupt, dann kriegen wir eher zu viele Kinder.“
    Als ich ihre schockierten Gesichter sah, hatte ich schon ein schlechtes Gewissen, sie dermaßen in Unruhe versetzt zu haben. Ich war schließlich eine energische Verfechterin des Grundsatzes, kulturelle Unterschiede zu respektieren. Nur bezog ich diese tiefe Überzeugung nicht auf Feine. Das war vielleicht

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