Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
rasch wieder zu meinem eigenen Tisch um und musste feststellen, dass Dorian mich nicht aus den Augen gelassen hatte. Auf irgendeinen wortlosen Befehl hin glitt eine zierliche Blondine auf den leeren Platz neben ihm, dorthin, wo ich nicht hatte sitzen wollen. Sie legte ein Bein über ihn und schlang ihm die Arme um den Hals, küsste ihn im Hemdausschnitt. Er strich mit der einen Hand ihr Bein hinauf, schob den Rock hoch, um glattes Fleisch zu enthüllen, aber ansonsten schien er sie gar nicht wahrzunehmen, sondern behielt mich und die anderen Gäste im Blick.
Von der freien Liebe und dem ausgesprochen mittelalterlichen Ambiente einmal abgesehen, hatte die ganze Szene etwas, na ja, ziemlich Normales. Die Feinen, mit denen ich so zu tun gehabt hatte, waren in meiner Welt auf Ärger aus gewesen. Hatten Menschen weggelockt. Wüst herumgezaubert. Aber das hier unterschied sich kaum von irgendeinem gesellschaftlichen Anlass, einer Party oder einem Fest. Man traf Bekannte und freute sich über das Wiedersehen mit Freunden. Man unterhielt sich über Liebesdinge, Kinder und Politik. Sicher, die Leute hier kamen mir fremd vor und anders , aber ich konnte sie auch fast als menschlich wahrnehmen. Fast.
Da es ein bisschen wenig war, nur herumzusitzen und zu glotzen, griff ich in meine Manteltaschen und zog einen der beiden Schokoriegel heraus, die ich mitgenommen hatte. Sinnvollerweise, wenn man bedachte, was für ein großes Gelage um mich herum stattfand. Dorian war auf der Stelle fasziniert.
„Was ist das?“
Ich hielt den Riegel hoch. „Ein Milky Way. Das is t … eine Süßigkeit.“ Ich wusste echt nicht, was ich mehr dazu sagen sollte. Ich war mir nicht einmal sicher, was drin war. Nougat? Keine Ahnung, was dieses schaumige Zeug war; es schmeckte eben einfach.
Er betrachtete den Riegel neugierig, und ich brach ein Stück ab und warf es ihm hinüber. Er fing es geschickt auf.
„Eure Majestät“, rief einer der Männer hastig, „esst das nicht. Es ist gefährlich.“
„Hier wird mir schon nichts passieren. Und komm mir jetzt bloß nicht mit vergiftet, sonst geb ich Köchin Bertha wieder freie Hand, was dich betrifft.“
Der Mann schloss prompt den Mund.
Dorian warf sich das Stück auf die Zunge und kaute nachdenklich. Ich hätte brüllen können vor Lachen, als ich seine rasch wechselnde Mimik sah. Er brauchte eine Weile, um sich durch diese klebrige Köstlichkeit zu arbeiten, und ich stellte mir vor, wie spannend es wäre, ihm Karamellbonbons mit Fleur de Sel zu servieren.
„Interessant“, verkündete er, als er fertig war. „Was ist da drin?“
„Das weiß ich nicht. Schokolade und Karamell. Und dann noch irgendwas Gemischtes.“
Eine Frau mit lockigen braunen Haaren warf einen kämpferischen Blick in meine Richtung. „Das ist mal wieder typisch. Die verdrehen die Natur und die Elemente für ihre abartigen Machwerke, bis sie gar nicht mehr wissen, was sie da tun. Sie sind eine Beleidigung für das Göttliche und bringen Monstrositäten und Abscheulichkeiten hervor, über die sie keine Kontrolle haben.“
Mir lag eine bissige Erwiderung auf der Zunge, aber ich verkniff sie mir. Volusian hatte mich dringend ermahnt, freundlich zu bleiben. Da sie sich während des Essens relativ zivilisiert benahmen, durfte ich keinen schlechteren Eindruck machen, also blieb ich ruhig. „Unsere Monstrositäten, wie du sie nennst, zeigen sehr gute Ergebnisse. Wir können Verletzungen heilen, die euch vor große Probleme stellen. Wir haben Elektrizität und fließend Wasser. Wir haben Transportmittel, neben denen sich eure Pferde wie Dinosaurier ausnehmen.“
„Wie was?“, fragte ein Mann.
„Ach, war ein schlechter Vergleich“, sagte ich.
Shaya schüttelte den Kopf. „Wir können viele dieser Ergebnisse mit Magie erzielen.“
„Gegen meine Pistole vorhin konnte Magie nicht viel ausrichten.“
„Unsere Leute haben überlebt. Und nur ein Mensch rühmt sich damit, dass er den Tod bringen kann.“
„Wozu du sogar allen Grund hättest“, stellte Rurik heraus. „Solange wir zurückdenken können, hat noch kein Mensch so viele von uns getötet wie d u – sowohl Geister wie Glanzvolle. Letzte Woche hättest du mich getötet, wenn du stark genug gewesen wärst. Heute im Wald hättest du unsere Leute getötet, wenn es dir möglich gewesen wäre.“
„Ich bin nicht immer aufs Töten aus. Ich vermeide es nach Möglichkeit sogar. Aber manchmal bleibt mir nichts anderes übri g … und dann tue ich es
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