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Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Titel: Dark Swan - Mead, R: Dark Swan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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unfair, aber mir war mein Leben lang beigebracht worden, dass sie nicht menschlich waren. Jetzt gerade kamen sie mir vielleicht wie Menschen vor, bloß konnte ein einzelnes Abendessen meine fest verankerten Ansichten wohl kaum ändern.
    Shaya schüttelte den Kopf. Sie war bleich. „Und genau so etwas hat uns aus unserer Heimat vertrieben. Solche Ungeheuerlichkeiten haben uns aus unserem angestammten Land in die Welt der Geister und der verlorenen Seelen abgedrängt. Wir haben den Kürzeren gezogen gegen verdrehte Kreaturen, die sich leicht fortpflanzen und die Erde vergewaltigen und plündern, um ihre Metallgötter zu ehren.“
    „Hört mal, tut mir echt leid, dass euch das Ganze so aufregt, aber so läuft es nun einmal. Ihr habt verloren. Und müsst damit klarkommen. Ihr habt euch wacker geschlagen, schätze ich. Es gibt noch haufenweise Märchen und Sagen, in denen ihr vorkommt. Aber verloren habt ihr trotzdem. Und es ist leider nun mal der Lauf der Welt, dass am Ende eines Krieges nicht zählt, wer recht hatte oder falsch lag, sondern wer gewonnen und wer verloren hat.“
    „Willst du damit sagen, dass dein Volk im Unrecht war?“, fragte Dorian ruhig.
    „Nein“, sagte ich bestimmt. „Ganz und gar nicht.“
    „Du bist deinesgleichen gegenüber sehr loyal eingestellt.“
    „Natürlich. Ich bin ein Mensch. Da bleibt mir gar keine andere Wah l – zumal ihr uns nichts als Ärger macht, wenn ihr rüberkommt.“
    „Sieh dich einmal in diesem Raum um. Von den hier Versammelten haben keine zwanzig je deine Welt besucht, würde ich sagen. Und von denen hat nur ein kleiner Teil ‚Ärger gemacht‘. Auch in deiner Welt gibt es Degenerierte. Und dennoch würdest du sie nicht heranziehen, um dein gesamtes Volk als böse zu bezeichnen.“
    „Nein. Aber bestrafen würde ich sie trotzdem. Es mag ja sein, dass ich eurem Volk gegenüber voreingenommen bin, aber ich habe schließlich auch immer nur mit denen zu tun gehabt, die aus der Art schlagen. Da fällt es schwer, keine Vorurteile zu entwickeln.“
    Dorian sah mich lange an, und ich wurde aus seiner Miene nicht schlau. Alle anderen machten ein Gesicht, als hätten sie mich am liebsten umgebracht; nur verbot das leider die Gastfreundschaft. Ich fragte mich, ob ich Dorian so sehr verärgert hatte, dass er seine Zusage bereute.
    Schließlich sah er nicht mehr nachdenklich aus, sondern setzte seine typische amüsierte und schläfrige Miene auf. Er erhob sich von der Couch und schlug seine Robe nach hinten. Der ganze Tisch folgte hastig seinem Beispiel. Ich ließ mir beim Aufstehen Zeit.
    „Ich danke euch allen für den bezaubernden Abend, aber nun muss ich gehen.“ Er sprach so laut, dass seine Worte im ganzen Saal hörbar waren. Die Gespräche brachen ab. „Ich wage die Vermutung, dass es unseren Gast allmählich nach etwas Vertraulichkeit verlangt, und ich enttäusche solche Erwartungen doch höchst unger n … “
    Die Schleimer lachten anerkennend, und ich gab mir alle Mühe, nicht wieder rot zu werden. Dorian warf mir einen Blick zu, als wir langsam den Saal verließen.
    „Wenn ich dir erneut meinen Arm anböte, würdest du dich dann einhaken?“
    „Auf gar keinen Fall. Ich will die Leute doch nicht auf dumme Ideen bringen.“
    „Ach so. Aha. Dafür dürfte es zu spät sein, fürchte ich, wenn man bedenkt, wohin wir gerade gehen.“
    Ich warf ihm einen Drohblick zu. „Wohin denn?“
    „Nun, dorthin, wo es vertraulicher gar nicht geht. In mein Schlafgemach natürlich.“

KAPITEL 9
    „Wozu braucht ihr denn Schlafgemächer? Ich meine, ihr steht doch anscheinend auf Sex in der Öffentlichkeit.“
    Dorian wies um die Ecke zu seiner Suite oder seinem Flügel oder was auch immer. „Das ist doch etwas ganz Natürliches. Wozu es ver­stecken? Außerdem ist es recht anregend zu wissen, dass jemand zusieht. Hast du das denn noch nie gemacht?“
    „Bedaure. Ich stehe nicht auf Exhibitionismus.“
    Aber ich hatte es kaum ausgesprochen, da musste ich an Kiyo den­ken. Wir waren in der Kneipe übereinander hergefallen, und später hatten wir auf dem Balkon Sex gehabt. Ohne dass es jemand bemerkt hätte, aber möglich wäre es gewesen. Allein daran zu denken bereitete mir eine Gänsehau t – auf angenehme Weise.
    Wir traten durch eine weitere Flügeltür mit zwei Wachen davor. Sie waren bewaffnet, aber mir war klar, dass die eigentliche Bedrohung von ihren magischen Kräften ausging.
    Sobald Dorian die Tür hinter uns geschlossen hatte, sah ich mich im Zimmer um.

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