Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
Ich hatte keine Ahnung, woher das Tier kam. In dem einen Moment blubberte Aeson noch rum, was er von mir wollte, und im nächsten stürzte sich ein Rotfuchs auf ihn, ganz Krallen und gebleckte Zähne. Ich hatte Füchse nie als gefährliche Tiere angesehen, aber dieser hier sah tödlich aus. Er hatte die Größe eines deutschen Schäferhunds und rammte Aeson um wie ein Panzer. Seine Klauen hinterließen Kratzspuren in Aesons Gesicht.
Der Wachsoldat hinter mir ließ mich los, um seinem Herrn zu helfen, und ich holte mir meine Pistole wieder. Ich feuerte auf ihn, als er gerade den Fuchs von Aeson wegreißen wollte. Es war kein tödlicher Schuss, aber er lenkte ihn ab, bremste ihn. Ich packte den verwundeten Soldaten und warf ihn so weit, wie es unser unterschiedliches Gewicht zuließ. Er krachte zu Boden, und ich schoss erneut auf ihn. Ich drehte mich zu Aeson um, um zu sehen, wie der Fuchs so vorankam, aber es war nicht mehr der Fuchs, der ihn zu Boden drückte.
Sondern Kiyo.
Mir fiel die Kinnlade herunter. Kiyo. Seine schwarzen Haare lockten sich hinter den Ohren, und ich konnte sehen, wie sich seine Muskeln anspannten, während er mit Aeson kämpfte und ihm die Kehle zudrückte. An Aesons Fingerspitzen loderte Feuer auf, und ich hörte Kiyo ächzen. Ohne nachzudenken, machte ich ein paar Schritte zu ihm, aber er rief mir zu, Jasmine zu holen.
Jasmine. Natürlich. Ihretwegen war ich hier.
Ich riss meinen Blick von dem Gesicht los, das mich die ganze vergangene Woche verfolgt hatte, und ging zu dem Mädchen in der Ecke. Ich glaube nicht, dass sie sich noch tiefer in die Ecke drängen konnte, aber trotzdem sah es bei jedem meiner Schritte danach aus.
„Jasmine.“ Ich beugte mich vor und versuchte trotz der Panik, die mich durchschoss, sanft zu klingen. „Ich will dir nichts tun. Ich bin hier, um dir zu helfe n … “
Sie sah so jämmerlich und mitgenommen aus, dass ich damit rechnete, sie nur mit Mühe auf die Füße zu bekommen. Womit ich nicht rechnete, war, dass sie plötzlich aufsprang und mit beiden Händen nach mir schlug.
„Neiiiiin!“ Ihre schrille Stimme gellte mir in den Ohren. Ich wich zurüc k – nicht, weil sie eine Bedrohung darstellte, sondern weil ich ihr nicht wehtun wollte. „Aeson!“ Sie lief zu den beiden Kämpfenden und trommelte mit den Fäusten auf Kiyos Rücken ein. Der Effekt war wahrscheinlich der einer Fliege, die auf ihm landete. Er verwandelte sich in einen Fuchs, sodass ihre Schläge stattdessen Aeson trafen. Ich nutzte den Moment der Überraschung und griff nach ihr, aber sie war zu klein und zu flink. Sie entschlüpfte mir und allen anderen im Raum und lief zur Tür, bevor sie jemand aufhalten konnte.
„Jasmine!“, rief ich gleichzeitig mit Will und rannte zur Tür. Kiyo und Aeson kämpften weiter, und in irgendeinem kühlen Winkel meines Verstandes nahm ich wahr, dass Kiyo zwischen Fuchs- und Menschenform hin und her wechselte, wenn Aeson Feuerzauber gegen ihn einsetzte.
„Eugenie“, keuchte Kiyo, „mach, dass du wegkommst. Mach schon.“
„Jasmin e … “, begann ich.
„Das Mädchen ist fort, Herrin“, sagte Volusian. „Der Kitsune hat recht. Wir müssen hier raus. Die Verluste begrenzen.“
„Nein.“ Ich steckte meinen Kopf aus der Tür. Jasmine war nicht zu sehen. Dafür vielleicht ein Dutzend Wachen, die herbeigelaufen kamen.
„Eugenie!“ Wieder Kiyo. „Lauf!“
„Ja, Sturmtochter“, lachte Aeson. Ihm lief Blut aus der Nase. „Lauf heim. Frag Roland Markham, wer dein Vater ist.“
„Du Mistker l … “ Ich wollte mich auf ihn stürzen und Kiyo helfen, aber Finn packte mich.
„Spring schon. In deine Welt.“
Die trampelnden Stiefel im Flur waren fast da.
„Ich kann nicht. Nicht von hier aus. Ich hab keinen Anker.“
„Doch, hast du.“
Er sah zu Will hinüber, der dort durchsichtig und total unnütz schwebte. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich diesen betrügerischen Drecksack hier seinem Untergang überlassen, aber einen Nutzen hatte er ja doch noch.
Kiyo sah meinen unsicheren Blick. „Ich gehe, sobald du weg bist. Sie kommen!“
Es stimmte. Männer stürzten ins Zimmer. Es hätte mir wahrscheinlich egal sein müssen, was aus Kiyo wurde, aber im Gegenteil. Ich wollte, dass er hier lebend rauskam. Ich wollte Jasmine finden und sie von hier wegbringen. Aber im Moment konnte ich bestenfalls meine Haut retten.
Ich rief Hekate an und wandte meine Sinne von dieser Welt ab und der meinen zu. Gleichzeitig griff ich mir kraft
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