Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
ebenfalls mitnahm. Blut schimmerte schwarz in dem spärlichen Licht, wo ich ihn getroffen hatte. Ich brachte ein wenig Distanz zwischen uns. Ich musste ihn nur so weit verlangsamen, dass ich ein paar Sekunden Zeit für den Bannspruch hatte.
Bloß wurde er nicht langsamer. Er war nicht gerade glücklich über die Verletzungen, aber er setzte mir weiter nach. Ich blieb auf Abstand, weil ich ihm Stichwunden beibringen wollte, ohne in seine Reichweite zu kommen. Das war ein bisschen schwierig, wo seine Arme doch so lang wie mein ganzer Körper zu sein schienen.
Er schwang seine unverletzte Faust nach mir, und ich tauchte darunter weg und nutzte die Gelegenheit für einen weiteren Treffer. Dabei wurde mir etwas klar. Sein Faustschlag, wäre er nicht ins Leere gegangen, hätte ernsten Schaden angerichtet. Sehr ernsten. Er hatte keinem anderen Zweck gedient, als möglichst viel zu zertrümmern. Ich sah den taktischen Vorteil durchaus, den es brachte, mich vor dem Sex k.o. zu schlage n – aber wenn ich im Koma lag oder mausetot war, wurde es mit der Prophezeiung schon ein bisschen schwierig.
Mein Messer biss ihn erneut, und ich schickte noch einen scharfen Tritt in die Seite hinterher, bevor ich mich im letzten Moment zurückzog. Wir entwickelten rasch eine Art Choreografie. Er schwang seine langen, muskulösen Arme nach mir, und ich machte einen Schritt zur Seite und brachte meinen Stich oder Tritt an. Angesichts der Tatsache, dass mein Kampf gegen das Erdelement erst zwei Tage her und ich nicht gerade in Spitzenform war, schlug ich mich gar nicht schlecht, fand ich.
Jedenfalls bis ich mich zu langsam bewegte und er mich mit der Handkante erwischt e – mit der seiner zusätzlichen Hand. Anscheinend war sie doch nicht nutzlos.
Der Schlag streifte mich nur, aber ich flog nach hinten, gegen das Auto, hoch auf die Motorhaube und gegen die Windschutzscheibe. Das Glas, das bereits geplatzt war, zerbarst bei dem Aufprall, und ein jäher, unerträglicher Schmerz schoss mir durch den Bauch. Er war immer noch nackt und ungeschützt von vorhin im Auto. Mein Kopf fühlte sich an, als hätte eine Zeichentrickfigur gerade einen Amboss darauffallen lassen, und für ein paar Sekunden bekam ich meinen Körper nicht dazu, einige dringend notwendige Sachen zu machen.
Der Fachan walzte mit schwingenden, muskelbepackten Gliedern auf mich zu, und ich konnte nirgendwohin. Er packte mich bei den Schultern und hob mich in die Höhe. In diesen zeitlupenhaft verlangsamten Sekunden begriff ich, dass er mich auf den Boden schleudern und ich dann tot sein würde. Allein schon die ruckhafte Aufwärtsbewegung machte meinem benebelten Hirn das klar.
Plötzlich kippte der Kopf des Fachans nach hinten, und er verzog qualvoll das Gesicht. Sein Griff ließ nach, und ich fiel zurück auf die Motorhaube. Es war weniger schmerzhaft als das, was er vorgehabt hatte, aber weh tat es trotzdem. Ich versuchte hektisch, mich aufzusetzen und zu gucken, was los war, aber mir drehte sich alles.
Irgendein Wolf griff den Fachan an. Nein, kein Wolf. Die Farbe und die Form stimmten nicht. Die Ohren hoben sich klarer ab, und der Schwanz war stolz, mit einer weißen Spitze. Es war ein Fuchs. Es war Kiyo. Aber er war größer, als ich ihn je erlebt hatte; darum hatte ich ihn auch für einen Wolf gehalten. Er war ein riesiges, mächtiges Tier und hing dem Fachan reißend im Rücken.
Der Fachan fuhr herum und schlug ihn beiseite. Kiyo steckte es mit Würde weg: flog hin, rollte sich ab und stand gleich wieder auf. Hätte ich auch gern gekonnt.
Ich fühlte mich immer noch wie ausgekotzt, aber ich konnte wieder richtig sehen. Ich entdeckte meine Pistole im Spalt zwischen Beifahrersitz und Tür. Hinter mir hörte ich Schläge und Aufjaulen.
Vorsichtig kletterte ich auf allen vieren ins Auto und achtete darauf, die Überreste der Windschutzscheibe nicht zu berühren. Es gelang mir nicht besonders gut; ich schnitt mich an ein paar Stellen. Vor allem meine Hände bekamen einiges ab.
Endlich war ich drin und holte mir die Waffe zurück. Ich arbeitete mich auf den Fahrersitz vor und legte auf den Fachan an, der immer noch mit Kiyo kämpfte. Nur dass meine Hand die Glock kaum halten konnte. Das war nicht gut. Ich setzte mich anders hin und nahm sie in beide Hände. Meine Arme zitterten immer noch, aber das Zielen ging schon besser.
Ich verfolgte, wie sie aufeinander losgingen. Sie bewegten sich schnell. Zu schnell, fürchtete ich. Da konnte ich leicht Kiyo treffen. Aber
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