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Dark Swan: Schattenkind (German Edition)

Dark Swan: Schattenkind (German Edition)

Titel: Dark Swan: Schattenkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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danach steht. Sie hatte einen sehr anstrengenden Tag, also werdet ihr euch vielleicht bis morgen gedulden müssen.«
    Der Eichenkönig. Wie gern hätte ich bei dieser Audienz Mäuschen gespielt! Ich fragte mich, ob Dorian sich für Charme oder Hohn entscheiden würde. Bei ihm trennte beides manchmal nur eine dünne Linie. Außerdem hegte ich meine Zweifel darüber, wie ›anstrengend‹ Varias Tag gewesen war. In diesem unpraktischen Kleid konnte sie doch ohne fremde Hilfe wahrscheinlich nicht einmal gehen. Es hätte mich wirklich nicht überrascht zu erfahren, dass sie mit ihren Hunden in einer Sänfte herumgetragen wurde.
    Unter den verstimmten Bittstellern waren auch meine ›Freunde‹ aus dem Hemlockland. Sie schienen sich ebenfalls hastig ein bisschen zurechtgemacht zu haben, wirkten ansonsten aber immer noch so abgerissen wie unterwegs. Orjs Miene verhärtete sich bei den Worten des Wachsoldaten, aber es gelang ihm trotzdem, höflich und formell zu bleiben.
    »Uns wurde gesagt, wenn wir Ihrer Majestät in dieser Angelegenheit helfen … « Sein Blick huschte nervös zu mir und dann wieder zu dem Soldaten. »Uns wurde gesagt, dass sie unseren König dann freilassen und ihm die Rückkehr in unser Land gestatten würde. Wir haben alles getan, was sie verlangt hat.«
    Der Soldat sah ihn gleichgültig an. »Dann bekommt ihr ihn morgen auch. Oder übermorgen.«
    Alea trat neben Orj. »Aber er ist jetzt schon seit zwei Monaten im Gefängnis! Er und das Land leiden beide unter der Trennung. Was ist gut daran, von dem Fluch befreit zu werden, wenn unser Land nun eben deshalb dahinsiecht?«
    »Wenn es sowieso keinen Unterschied macht«, sagte der Soldat, »dann kann Ihre Majestät euch den Winterzauber gern wieder angedeihen lassen.«
    Mehr hörte ich nicht, weil es den Wachen gelang, mich durch die enge Stelle zu bugsieren. Ich wurde direkt wieder in meine Zelle gebracht, aber während die Wachen sie aufschlossen, warf ich einen Blick zu den anderen verschlossenen Türen in diesem Gang. Ich wusste, dass Dorian hier irgendwo war. Der Hemlockkönig vielleicht auch? Das hier waren schließlich die ›angenehmeren‹ Räume. Wie viele Monarchen wurden hier festgehalten? Es war vielleicht sehr egozentrisch gewesen, davon auszugehen, dass diese ganzen Wachen und magisch Begabten nur meinetwegen hier waren. Varia konnte ihre Vasallenreiche nicht bewahren, ohne dass sich die Monarchen ab und zu mit dem Land verbanden, aber sie für größere Zeiträume voneinander getrennt zu halten, schuf sicher ein neues Element der Wehrlosigkeit, das sich zur Manipulation eignete. Außerdem hatte sie jetzt ein Geiselsystem etabliert, das wahrscheinlich sehr dazu beitrug, dass die eroberten Königreiche sich fügten. Die meisten Feinen verehrten ihre Herrscher mit leidenschaftlicher Hingabe und würden für sie, wie Orjs Beispiel gezeigt hatte, alles Erdenkliche tun.
    Sobald die Wachen mich wieder eingesperrt hatten und sich entfernten, rief ich mit dem behelfsmäßigen Zauberstab Volusian.
    »Sind in diesem Gang noch andere Monarchen außer Dorian und mir eingesperrt?«
    »Es gibt hier noch andere Glanzvolle, ja. Bei einigen lässt sich beachtliche Magie erspüren, aber sie müssen ihre Eisenfesseln sogar dann tragen, wenn sie eingesperrt sind. Wie es scheint, haben sie es nicht so behaglich wie Ihr.«
    Ich seufzte und setzte mich auf die Matratze. »Angesichts der Tatsache, dass ich nichts ausrichten kann, könnte ich ebenso gut in Eisen liegen! Dieses Miststück hatte recht. Sie hat alles, und ich habe nichts. Und nun droht sie damit, meine Freunde zu vernichten, meine Reiche, Isaac und Ivy … «
    Bei den letzten Worten krampfte sich mir das Herz zusammen. Ich wusste mein Leben zu schätzen, aber ich ging nie auf eine dieser verrückten Missionen in der Anderswelt, ohne mir darüber im Klaren zu sein, dass ich vielleicht nicht zurückkehren würde. Das war etwas, mit dem ich mich schon lange arrangiert hatte. Mir gefiel die Vorstellung nicht, dass meine Weggefährten starben – besonders Jasmine und Pagiel – , aber ich wusste, dass auch sie gewisse Gefahren akzeptiert hatten.
    Die Zwillinge? Das war etwas völlig anderes. Sie waren unschuldig. Sie hatten nichts mit dem Ganzen zu schaffen, und schon allein der Gedanke, dass Varia ihnen vielleicht irgendetwas antat, erfüllte mich mit einer Mischung aus Wut und Angst. Als die Plage die Prophezeiung hatte in den Hintergrund rücken lassen, war ich davon ausgegangen, dass Isaac und Ivy

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