Dark Swan: Schattenkind (German Edition)
unterstellen sich mir zwar und lassen die Stationierung von Truppen zu, aber ich muss meine Autorität fortwährend mit dramatischen Zurschaustellungen meiner Macht geltend machen. Das ist sehr ermüdend.«
»Wie schrecklich für Euch.«
Sie fuhr fort, weil sie meinen Sarkasmus entweder nicht bemerkte oder für unerheblich hielt. »Aber es liegt auch in der Natur der Sache … es sei denn, mir stünde eine dauerhaftere Möglichkeit offen, sie an mich zu binden, eine Möglichkeit, die meine unumstößliche Herrschaft sichern würde, ohne dass sie ständiger Pflege bedürfte.«
Ich stieß ein raues Lachen aus. »Klingt doch ganz einfach. Macht einfach alle anderen Monarchen kalt und bindet ihre Länder an Euch, und schon – « Dann begriff ich, und mir wurde ganz anders. »Das ist es. Darum wollt Ihr meine ›Freundin‹ sein. Ihr habt es auf die Eisenkrone abgesehen.«
Varia stritt es nicht ab. »Sie würde alles sehr vereinfachen.«
Das Verheerende an der Eisenkrone war, dass sie die Verbindung zwischen Monarch oder Monarchin und Land zerstörte. Wie mir ständig bewusst gemacht wurde, ging diese Verbindung tief. Sie war in mein Leben und Sein eingegraben, und vom Tod eines Monarchen oder einem unerklärlichen Verlust seiner Macht abgesehen, gab es keine Möglichkeit, diese Verbindung zu kappen oder weiterzugeben. Hätte es eine gegeben, hätte ich das Dornenland damals sofort weitergereicht. Dann hatte die Entdeckung der Eisenkrone alles verändert. Mit der Eisenkrone hatte ich Katrices Verbindung zum Vogelbeerland zerrissen. Das nunmehr herrenlose Land war reif dafür gewesen, dass ich mich mit ihm verband und seine Herrschaft übernahm.
Mein Witz eben hatte einen wahren Kern: Varia hätte die Monarchen wirklich allesamt ermorden können. Aber das war keine einfache Sache, da Monarchen naturgemäß zu den mächtigsten magisch Begabten ihres Landes gehörten. Es würde lange, zermürbende Kriege erfordern, und ganz egal, wie gnadenlos Varia gern erscheinen wollte, allmächtig war sie nicht. Ganz egal, welche Begabung sie nun genau hatte, ich bezweifelte, dass sie rein von der Magie her stärker war als ich. Das Bemerkenswerte an ihr war, dass sie über ein Heer von magisch Begabten verfügte, mit denen sie zusammenarbeiten konnte; und allein dadurch hatte sie die Plage in die Welt setzen können. Eine Gruppe zur Schaffung eines passiven Zaubers zusammenzubringen, war das Eine. Diese Gruppe dann dazu zu bringen, die Monarchen anderer Königreiche auszuschalten, war aber etwas völlig anderes.
»Nein. Ganz gleich, was Ihr tut, ich werde Euch die Eisenkrone auf gar keinen Fall geben – nicht dass ich es könnte, wenn ich wollte«, fügte ich hinzu. »Sie kann nur von der Person benutzt werden, die sie gewonnen hat.«
»So hört man, ja. Aber das ist mir recht. Ich bräuchte Euch nur dafür, die Bande zu zerreißen. Um den Rest würde ich mich dann kümmern.«
Ich stellte mir die ganzen Königreiche, die ich kannte oder von denen ich gehört hatte, unter ihrer Herrschaft vor. »Mit so vielen könnt Ihr Euch nicht verbinden. Es ist unmöglich. Niemand ist so mächtig, nicht einmal Ihr. Zwei sind schon mühselig genug.«
Varia sah mich an, als wäre ich verrückt, was schon etwas sagte. »Nun, ich würde sie selbstverständlich nicht alle binden! Das ist absurd. Ich würde einfach sicherstellen, dass sie von Leuten übernommen werden, denen ich vertrauen könnte. Meine Töchter zum Beispiel würden hervorragende Königinnen abgeben. Ein gutes Verhältnis zwischen uns zweien vorausgesetzt – wobei ich leider sagen muss, dass Ihr Euch im Moment nicht gerade empfehlt – , würde ich Euch vielleicht auch ein paar überlassen.«
»Nein«, sagte ich erneut. »Ich werde die Krone nicht zu Eurem Vorteil benutzen. Ich werde sie nie wieder benutzen, und ich werde Euch auch nicht sagen, wo sie ist. Ihr wollt sie? Tötet mich, dann kehrt sie an ihre Ruhestätte zurück, und Ihr könnt sie Euch holen und damit machen, was immer Ihr wollt.«
»Das wäre wohl kaum praktikabel, und das wisst Ihr auch.« Die Ruhestätte der Eisenkrone lag in einem Land, in dem es so viel Eisen gab, dass die meisten Feinen keinen Fuß hineinsetzen konnten.
»Tja, dann sind wir wohl in einer Sackgasse angekommen«, sagte ich triumphierend. »Ich habe etwas, das Ihr wollt, und ich werde es Euch niemals geben. Ende der Geschichte.«
»Nein, Kind«, sagte sie und schüttelte mit geheucheltem Mitgefühl den Kopf. »Genau darin liegt ja Euer
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