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Dark Swan: Schattenkind (German Edition)

Dark Swan: Schattenkind (German Edition)

Titel: Dark Swan: Schattenkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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hatte, dass er keinen Alkohol enthielt. Er wurde in Kelchen serviert, die aus Tulpenblüten hergestellt waren, was mir wieder einmal vor Augen führte, dass mein Leben wirklich ein Märchen war – wenn auch keines, das immer gut ausging.
    Dorian bewunderte die glücklichen, tanzenden Paare und bedachte mich dann mit einem wissenden Blick. »Ich nehme an, es wäre Zeitverschwendung, dich zu fragen, ob du tanzen möchtest?«
    »Da wärst du mit einem der Pferde besser dran.«
    Er lachte. »Du bist längst nicht so schwerfällig, wie du denkst, und außerdem vergisst du immer wieder, wie schön Fruchtbarkeit für uns ist – nicht wie bei den Menschen, die sich ihrer zu schämen scheinen. Du hast zu viel Zeit unter ihnen verbracht.«
    »Das ist eine Untertreibung«, neckte ich ihn. »Ich habe fast mein ganzes Leben unter ihnen verbracht. Ich kann gar nicht anders denken als ein Mensch.«
    »Ich weiß«, sagte er mit gespielter Traurigkeit. »Hoffentlich legst du diese Gewohnheit noch ab.«
    Ich lehnte auch seine weiteren Bitten um einen Tanz ab, aber als ich später zusah, wie er andere Frauen im Kreis herumwirbelte, ging mir auf, dass die Spannungen der letzten Zeit nicht nur zwischen unseren Königreichen bestand. Ob es nun mein Ärger darüber war, wie er mir das Vogelbeerland untergejubelt hatte, oder unsere unterschiedlichen Ansichten darüber, wie sich meine Zwillinge am besten schützen ließen; es kam mir so vor, als hätten wir uns ständig in den Haaren gelegen. Es war nett, einmal wieder einen Abend zu erleben, an dem wir miteinander im Frieden waren. Es erinnerte mich fast ein bisschen daran, wie es früher zwischen uns gewesen war, als Paar.
    Erst nach Mitternacht zog ich mich vom Fest zurück. Die Kirschblüten waren durch verzauberte Leuchtkäfer ersetzt worden, die allen, die noch weiterfeierten, Licht spendeten. Ich entfernte mich mehr oder weniger unauffällig, weil ich längst gelernt hatte, dass sonst vor lauter Verabschiedungen noch Stunden vergehen würden, bevor ich endlich ins Bett kam. So fiel mein Abgang nur meinen Wachsoldaten auf, von denen sich ein paar anschlossen und mir in die Burg folgten.
    Als ich meine Gemächer erreichte, hatte irgendein hilfreicher Diener Ilanias Skulpturen dort abgestellt, vielleicht für den Fall, dass ich sie zu Dekorationszwecken verwenden wollte. Neben dem Einhorn, das ich schon kannte, stand da auch eine Plastik, die aus fünf anmutig aufeinander balancierenden Fischen bestand. Die schien mir sehr fürs Dornenland geeignet zu sein, als ironischer Kommentar zu diesem Wüstenreich. Die andere Skulptur konnte ich auch noch morgen hier einlagern lassen; dann bot sich vielleicht auch Gelegenheit, Dorian nach dem Eibenland zu fragen, da er bestimmt über Nacht blieb. Außerdem musste ich aufpassen, dass Varia noch ihre symbolischen Geschenke bekam. Es gab viel zu tun, aber ich war zu erschöpft, um mich jetzt noch damit zu befassen.
    Bei dem Gedanken an Dorian fiel mir eine Bemerkung wieder ein, die er gemacht hatte. Obwohl mir schon fast die Augen zufielen, rief ich noch kurz Volusian. Der Raum, der an diesem Sommerabend eben noch warm und fröhlich gewirkt hatte, wurde kalt und düster. In der dunkelsten Ecke bildete sich ein Schatten mit rot glühenden Augen.
    »Meine Herrin hat gerufen«, sagte Volusian tonlos.
    Ich unterdrückte ein Gähnen und setzte mich aufs Bett, fühlte mich plötzlich ganz eingezwängt in dem langen Kleid. »Du musst morgen für mich zu Roland, sobald er aufgestanden ist. Bitte ihn, hierherzukommen und mich zu besuchen, sobald er Zeit findet. Betonung auf ›sobald er Zeit hat‹«, warnte ich. Als ich Volusian das letzte Mal mit einer solchen Bitte zu meinem Vater geschickt hatte, hatte der Geist einfach nur verkündet: ›Sie will, dass Sie kommen.‹ Roland hatte sich, meinen sicheren Tod vor Augen, schier umgebracht bei seinem Versuch, schnell in die Anderswelt zu kommen. Bei Volusian musste man auf seine Wortwahl achten.
    »Wie meine Herrin befiehlt«, antwortete er. »Gibt es sonst noch etwas?«
    »Nein. Das ist – «
    »Was ist denn das ?«
    Ich starrte ihn verblüfft an, nicht so sehr wegen der Frage, sondern weil ich die Male, an denen Volusian mich unterbrochen hatte, wahrscheinlich an einer Hand abzählen konnte. Er neigte dazu, seine Knechtschaft herauszustreichen – so lange ich die Macht hatte, ihn an mich zu binden –, und brachte nur selten von sich aus etwas ein. Ebenso selten rückte er mit Informationen heraus, die

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