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Dark Swan: Schattenkind (German Edition)

Dark Swan: Schattenkind (German Edition)

Titel: Dark Swan: Schattenkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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dachte bloß … «
    »… dass es nach deiner Abreise keinen Grund mehr für mich gibt, bleiben zu wollen ?«
    Ich zuckte mit den Achseln. Genau das hatte ich gedacht, und jetzt schämte ich mich ein bisschen für meine Anmaßung. Es konnte ja sein, dass Dorian einfach bloß den Tapetenwechsel genoss. Ich hatte ihm keinen Anlass gegeben, zusätzliche Zeit mit mir verbringen zu wollen.
    »Vielleicht hast du recht«, sagte er und traf diesmal den Schwanz des Hasen. »Vielleicht sollte ich nach Hause zurückkehren. Es dürfte bald Erntezeit sein.«
    Das brachte ein Schmunzeln auf mein Gesicht. »Da ist doch ständig Erntezeit.« Einer der Vorteile des ewigen Herbstes im Eichenland war, dass Bäume und Pflanzen, die normalerweise nur spät im Jahr Früchte trugen, das ganze Jahr über welche lieferten. Ich hatte selbst gesehen, wie Diener an sämtlichen Obstbäumen um Dorians Burg herum das Fallobst aufsammelten, nur um dieselben Bäume ein paar Tage darauf erneut schwer mit Früchten beladen vorzufinden.
    »Ja, schon, aber mein Volk geht vor die Hunde ohne mich. Man sollte meinen, dass es nach dieser langen Zeit gelernt haben müsste, damit zurechtzukommen, doch sind die Auswirkungen nach wie vor recht verheerend.« Endlich ließ er seinen Bogen sinken und sah zu mir. »Möchtest du einmal schießen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Dieser Bogen ist mir zu groß. Außerdem ist es ganz und gar nicht mein Fall, auf Tiere zu schießen – nicht einmal auf welche aus Holz.«
    »Das ist absurd. Du isst sie doch, oder nicht?«
    »Schon, nur ist es ein Unterschied, ob man sie für das eigene Überleben tötet oder einfach als Sport. Ich weiß, ich weiß«, fügte ich hinzu, als er zum Widerspruch ansetzte. »Sie sind aus Holz, aber die Ähnlichkeit ist immer noch groß genug, dass es mir so vorkommen würde, als würde ich aus Spaß Tiere töten.«
    Dorian sah zu einem seiner Leibwächter hinüber, der aufmerksam bereitstand. »Alik, würdest du dieser Situation abhelfen? Nimm den Hirsch, bitte.«
    Alik verneigte sich. »Gewiss, Eure Majestät.« Er ging zu dem rosa Hirsch hinüber und fing zu meiner absoluten Verblüffung an, mit seinem Schwert auf dessen Hals einzuhacken. Es war ebenso effektiv wie eine Axt, was mich vermuten ließ, dass Magie mit im Spiel war. Bei einem normalen Schwert wäre es schwierig gewesen, zumal die Feinen Klingen aus Kupfer bevorzugten. Als Alik fertig war, hatten wir einen rosa Holzhirsch ohne Kopf vor uns.
    »Nun denn«, sagte Dorian erfreut. »Jetzt sieht er wahrlich nicht mehr echt aus. So besser?«
    »Ich weiß wirklich nicht, was ich dazu sagen soll«, antwortete ich.
    Dorian winkte mich zu sich. »Komm, ich helfe dir, die Sehne zu spannen. Das ist eine edle Waffe, die eine jede gute Königin führen können sollte, ganz gleich zu welchem Ziel.«
    Zu meiner eigenen Überraschung fügte ich mich und ließ ihn meine Hände führen, um den Bogen in der richtigen Stellung zu halten. Ich hatte – das ließ sich in der Anderswelt kaum vermeiden – schon mit kleineren Bögen geübt, aber nicht auch nur annähernd mit einem solchen Trumm. Dorian stand hinter mir, die eine Hand auf meiner Hüfte, die andere auf meinem Arm, und sorgte dafür, dass ich in der richtigen Haltung blieb.
    »Muran«, sagte er. »Lehne unseren kopflosen Freund Hirsch an diesen Ahorn, ja? Dann behalte ihn von dort drüben im Auge, für den Fall, dass er umfällt.«
    Falls Muran je um die Rücksicht seines Herrn ihm gegenüber gefürchtet hatte, so waren diese Ängste unbegründet gewesen. Wie ich schon vermutet hatte, war Dorians Könnerschaft so groß, dass seine ›knappen Treffer‹ Muran nie gefährdet hatten. Aber bei mir mit meiner mangelnden Erfahrung? Das war etwas anderes – und gefährlich für Muran, der tatsächlich seine Hand verlieren konnte, wenn er die Zielscheibe auch jetzt wieder hielt. Darum sorgte Dorian dafür, dass sein Diener aus der Gefahrenzone kam.
    Unter Dorians Führung zog ich die Sehne zurück. Nein, eigentlich nicht unter seiner Führung. Eigentlich übernahm Dorian einen Großteil der Arbeit. Den Bogen zu spannen, wäre mir schon zu meinen besten Zeiten schwergefallen, und da ich in der letzten Zeit kaum noch körperlich aktiv gewesen war, hatte meine Kraft bereits nachgelassen. Ich ließ den Pfeil los, und er fuhr ein ganzes Stück vor der Zielscheibe in den Boden. Mein zweiter Schuss geriet nicht viel besser. Beim dritten fühlte sich mein Arm an, als ob er gleich abfiel, und ich war

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