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Dark Swan: Schattenkind (German Edition)

Dark Swan: Schattenkind (German Edition)

Titel: Dark Swan: Schattenkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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einschreiten zu können. Dorian war mit einer typischen Dorian-Aktivität beschäftigt: Er ging auf die Jagd. Oder so etwas Ähnliches. Überall auf der Lichtung standen flache Holzfiguren, die verschiedene Tiere darstellten. Die Sägearbeiten waren lebensgroß und knallbunt bemalt. Beim Näherkommen erblickte ich Dorians schwer geprüften Diener Muran, der einen rosa Holzhirsch hochhielt. Auf der anderen Seite der Lichtung zog Dorian die Sehne eines gigantischen Langbogens zurück und zielte mit höchster Konzentration. Es gab einen scharfen Ton, als er losließ und der Pfeil davonschoss und sich dicht am Rand in den Oberkörper des Holzhirsches bohrte, nur Zentimeter von Murans Hand entfernt.
    »Ist das nicht ziemlich gefährlich?«, fragte ich.
    »Wohl kaum.« Dorian legte einen weiteren Pfeil an die Sehne. »Das sind keine echten Tiere, Eugenie.«
    »Ja, weiß ich. Die lila Punkte lassen irgendwie darauf schließen. Ich meine für Muran.«
    Dorian zuckte mit den Schultern. »Er ist doch quicklebendig, oder nicht?« Er zog erneut durch, und diesmal traf sein Pfeil den Hirsch an der Schläfe, nicht weit von Murans Kopf entfernt. Der arme Kerl schrie auf, so dicht war es, und Dorian sah mich erwartungsvoll an. »Siehst du?«
    Ich musste mich darin hindern, die Augen zu verdrehen. Diese Zielscheiben waren zu groß und Dorian ein zu guter Schütze, um ›versehentlich‹ so dicht am Rand zu treffen. Es war ein Beleg seines Könnens, dass er absichtlich beinahe danebentraf, um Muran zu quälen.
    »Nehmen wir als Nächstes den Hasen«, schlug Dorian vor. »Ich brauche eine größere Herausforderung.«
    »J-jawohl, Sire«, piepste Muran. Er legte den Hirsch zu einem Stapel anderer Zielscheiben und zog einen gelb-grün gestreiften Hasen hervor, der deutlich kleiner als der Hirsch war. Dann wischte er sich den Schweiß von der Stirn und streckte den Hasen mit einer Hand so weit von sich weg, wie er konnte.
    Dorian schnalzte missbilligend. »Du hältst ihn schief. Nimm beide Hände und halte ihn gerade.« Was Muran natürlich dazu zwang, die Zielscheibe direkt vor sich zu halten.
    Ich ächzte. »Dorian, warum tust du das?«
    »Weil ich es kann«, antwortete er. Er ließ den Pfeil fliegen und traf beeindruckenderweise eines der Hasenohren, verfehlte Muran also wieder nur knapp.
    »Was meinst du eigentlich, wann du abreisen kannst?«, fragte ich.
    Er sah mich nicht einmal an, während er Maß für seinen nächsten Schuss nahm. »Willst du mich hinauswerfen?«
    »Nein, aber ich muss bald ins Dornenland und mich mit ihm verbinden.« Für die Bindung zwischen meinem Reich und mir war es wichtig, dass ich regelmäßig Zwiesprache mit ihm hielt. Das hieß, ich meditierte dort ein wenig und streckte meine Sinne nach der Energie des Landes aus. Keine große Sache, aber wenn ich es nicht regelmäßig tat, litten wir beide, das Land und ich. Als Längstes war ich einmal einen ganzen Monat am Stück weggeblieben, und während dieser Zeit hatte ich ständig von dem Land geträumt. Nun zwei Königreiche zu besitzen, lief auf doppelt so viele Meditationssitzungen hinaus.
    »Ich bin erstaunt, dass du nicht einfach deine Schwester schickst«, sagte Dorian. »Wo sie sich doch allmählich richtig darauf versteht.«
    »Ach, jetzt fang nicht damit an«, sagte ich.
    Ich hatte gute Laune, und gerade war die Stimmung zwischen uns so gut, dass ich auf den Köder gar nicht erst ansprang. Jasmine und ich hatten entdeckt, dass sie als Schnelllösung eine Art improvisierte Verbindung zum Land herstellen konnte. Jemand hatte mir erzählt, dass in anderen Reichen die Kinder der Herrscher das gelegentlich übernahmen, also nahm das Land vielleicht einfach nur eine gewisse genetische Übereinstimmung wahr. Dorian befürchtete, dass ich Jasmine damit die Möglichkeit gab, sich meine Reiche unter den Nagel zu reißen, aber ich ging davon aus, dass sie derartige Ambitionen längst aufgegeben hatte. Außerdem war ich einmal dabei gewesen, als sie sich mit dem Land verbunden hatte, und diese Verbindung hatte sich ganz anders angefühlt, als ich es kannte. Das Land akzeptierte sie als Notbehelf, aber es ließ sie nicht wie mich bis in seinen Kern vordringen. Es war jedes Mal froh über meine Rückkehr, und auch ich sehnte mich nach ihm, wenn ich weg war.
    »Du weißt, dass es besser ist, wenn ich das mache«, erklärte ich. »Und da ich nun ohnehin schon in der Gegend bin, spricht nichts dagegen. Ich meine, du kannst gerne hierbleiben, wenn du möchtest, ich

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