Dark Swan: Schattenkind (German Edition)
Zier, auf die Dorian jederzeit gern verzichtete. »Glaubst du denn, ich würde nicht um jeden herum, der Hand an dich legen möchte, den Erdboden aufreißen?«
»Das nicht, aber ich bezweifle, dass du ständig in der Nähe sein kannst.«
»Und ob ich das kann.« Er entspannte sich ein wenig. »Ich werde durchgehend in deinen Landen bleiben. Oh, ab und zu muss ich auf einen Sprung ins Eichenland, aber es ist viel besser, wenn ich an deiner statt reise. Es sei denn natürlich, mein Haar führt zu einer weiteren Verwechselung.« Er schnippte einige Strähnen dieser prächtigen rotbraunen Haare über die Schulter zurück, um sein Argument zu unterstreichen. »Wobei es mich angesichts meiner männlich herben Züge nur wenig wahrscheinlich deucht, dass es zu einem solchen Fehler kommen könnte.«
Ich fiel auf seinen Charme nicht herein. »Das ist wenig realistisch. Und ich glaube wirklich, dass dieser andere Plan die sicherste Option darstellt.«
»Nur, dass ich gar nicht merken werde, ob du auch wirklich sicher bist . Weil du dann zwischen lauter Menschen verschwunden sein wirst.«
»Du hörst dich schon an wie Jasmine.«
Er schnaubte. »Wer weiß? Vielleicht sind sie und ich uns für dieses eine Mal einig.«
Im Gegensatz zu Jasmine ließ er sich jedoch nicht von der Vernünftigkeit des Plans überzeugen, so viele Argumente ich auch anführte. Er versuchte nicht, mich davon abzubringen; er weigerte sich nur störrisch, ihn gutzuheißen. Und während ich ihm immer weiter meine inzwischen abgedroschenen Argumente darlegte, konnte ich sehen, dass seine Maske der Geduld immer dünner wurde. Meine Entscheidung wühlte ihn wirklich auf, auch wenn mir nicht recht klar wurde, was ihn am meisten störte. Schließlich brach er mitten im Satz ab und stand auf.
»Meine Liebe, wir verschwenden hier nur beide unsere Zeit. Wir müssen akzeptieren, dass wir uns nicht einig sind, und ich sehe nun wirklich keinen Grund mehr, länger hierzubleiben. Es wird Zeit für mich, nach Hause zurückzukehren.«
»Heute Abend?« Ich war ebenfalls aufgestanden.
»Warum nicht?« Er griff nach einer Robe, die über einen kleinen Tisch drapiert war. »Wie ich schon sagte, nicht ich bin in Gefahr. Ich hatte vorgehabt, erst morgen abzureisen, um mich noch ein wenig deiner Gesellschaft zu erfreuen, aber das erscheint mir jetzt müßig.«
»Ich verstehe nicht, warum du so aufgebracht bist«, sagte ich verdrießlich.
Dorian ging zur Tür. »Wer sagt, dass ich das bin?«
»Du«, sagte ich. Ich hätte gelächelt, wenn an dem Ganzen irgendetwas lustig gewesen wäre. »Alles an dir. Dein Gesicht, dein Ton, deine Körpersprache. Du bist stinksauer. Ich hab gewusst, dass du sauer sein würdest. Aber eigentlich kannst du keines meiner Argumente widerlegen.«
»Nein, wohl nicht«, gab er zu. Bei der Tür blieb er stehen und sah mich erwartungsvoll an.
»Es ist besser so.« Ich wollte unbedingt, dass er mir recht gab. »Und auch leichter für dich.«
Er lachte glucksend. »Glaubst du, das spielt eine Rolle? Eugenie, ob etwas leicht ist, ist völlig unwichtig, wenn es um dich geht. Ich würde alles für dich tun – buchstäblich alles – , wenn es nur hieße, dass du … « Er brach ab, drehte sich abrupt weg und legte seine Hand auf den Türgriff. Aber er ging immer noch nicht.
Mir kam ein sehr schräger Gedanke, bei dem kurz mein Herz aussetzte. Ich hatte die ganze Zeit über angenommen, dass Dorian mich nur auf seine übliche verdrehte Art amüsant fand, dass er gern meine Aufmerksamkeit hatte und es ihm aus Prestigegründen gefiel, mit meinen Kindern verbunden zu werden. Aber ich war davon ausgegangen, dass von romantischer Zuneigung seit der Sache mit der Eisenkrone keine Rede mehr sein konnte. Und jetzt … jetzt wusste ich, dass ich falschgelegen hatte.
»Dorian … stört dich vielleicht am meisten, dass … « Die Worte kamen stockend heraus, weil ich erst noch den Mut aufbringen musste, sie auszusprechen. »Stört dich vielleicht einfach bloß, dass du mich dann nicht sehen wirst? Weil … weil ich dir fehlen werde?« Es war armselig, es so auszudrücken, aber wir wussten beide, was ich meinte.
Er warf mir über die Schulter einen Blick zu, ein Lächeln auf den Lippen, aber Traurigkeit im Blick. »Eugenie, weißt du, was ich an dir liebe?« Ich wartete, wie es sich gehörte, da Dorian mir diese rhetorische Frage in fast jedem Gespräch gestellt hatte und seine Antwort immer eine andere gewesen war. Sein Lächeln wurde breiter, seine
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