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Dark Swan: Schattenkind (German Edition)

Dark Swan: Schattenkind (German Edition)

Titel: Dark Swan: Schattenkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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ihm in die Augen und wusste, dass er mitbekommen hatte, was mir gerade klar geworden war.
    »Steht noch nicht fest«, sagte er vage. »Aber ansehen kann ich sie mir auf jeden Fall.« Seine ausweichende Antwort überraschte mich nicht. Dass er hier war, deutete auf irgendwelche neuen Entwicklungen in der Anderswelt hin, und das war nichts, worüber wir vor den Reeds reden konnten. Sein Blick besagte, dass wir uns später darüber unterhalten würden, und ich bedeutete ihm mit einem knappen Nicken, dass ich verstanden hatte.
    Nun war natürlich ein Abendessen angesagt, und das Gespräch drehte sich um erfreulichere Themen, um die Zwillinge etwa und um Candaces Kochkünste. Ich konnte gar nicht genug von Isaac und Ivy erzählen, doch zugleich dämpfte ein nagendes Unbehagen meine Freude. Dass Roland hier war, konnte nichts Gutes bedeuten.
    Unsere Gelegenheit zum Reden kam schließlich, als Evan aufbrach und Candace und Charles sich im Wohnzimmer die Abendnachrichten ansahen. Roland und ich gingen auf einen Spaziergang über das weitläufige Grundstück der Reeds, was uns mehr als ausreichend Privatsphäre gab.
    »Was ist los?«, fragte ich. »Ich freue mich, dass du hier bist – du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr – , aber es hat doch bestimmt einen Grund, dass du das Risiko eingehst, jemanden aus der Anderswelt hierherzuführen.«
    Roland seufzte und blieb neben einem Pekannussbaum stehen. »Genau darum geht es ja. Das Risiko geht gegen null, weil niemand mehr versucht, dich ausfindig zu machen.«
    Ich starrte ihn ungläubig an. »Was? Das … das kann nicht sein. Natürlich wollen sie mich ausfindig machen. Es ist doch fast zum Krieg gekommen meinetwegen.«
    »Das hat sich erledigt. Sie haben jetzt größere Sorgen.«
    »Größere Sorgen als den Streit um die Prophezeiung, dass mein Sohn ihre Heere anführen und unsere Welt erobern wird?«
    »Ja, so erstaunlich das klingt.« Er sah zum Sternenhimmel hinauf und ordnete seine Gedanken. »Ich glaube, es ging vor … keine Ahnung … einem Monat los, vielleicht auch vor anderthalb. Anscheinend ist die Anderswelt – oder jedenfalls große Teile der Anderswelt – von einer Plage betroffen.«
    »Und das heißt?« Aus irgendeinem Grund musste ich bei Plage an verdorrte Felder und Heuschreckenschwärme denken.
    »Winter«, sagte er unverblümt. »Ewiger Winter. Und zwar so ziemlich der schlimmste, den man sich vorstellen kann. Er kam ohne Vorwarnung. Ständiger Schneefall und Frost, der die Ernten verdirbt und viele Tote fordert. Wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, hätte ich es nicht geglaubt.«
    »Welche Königreiche?« Ich runzelte die Stirn. Die meisten Lande hatten ein unveränderliches Klima – und zwar ein angenehmes, so wie Dorians und meine Reiche. Manche Monarchen ließen ihre Reiche zwar vier Jahreszeiten durchlaufen, aber das taten sie mit derselben Umsicht wie wir in der Menschenwelt und legten für den Winter Vorräte an. Maiwenn hatte ein solches Reich.
    Rolands Miene war grimmig. »Alle. Jedenfalls die meisten in deiner Gegend. Weiter weg sind einige verschont geblieben, aber von denen, die du kennst, hat es ausnahmslos alle getroffen.«
    Ich brauchte einen Moment für die Schlussfolgerung, und dann wusste ich nicht recht, ob ich sie glauben sollte. »Du meinst doch nicht … doch nicht meine Reiche.«
    Ein Nicken war seine ganze Antwort.
    »Das kann nicht sein. Ich meine, das Dornenland ist eine Wüste! Und außerdem würde ich das merken … « Doch während ich es noch sagte, fragte ich mich, ob es überhaupt stimmte. Würde ich es merken? Ich hatte mich von dem Land zurückgezogen und es Jasmines Obhut überlassen. Ich verband mich nicht mehr auf irgendeine tiefere Weise mit ihm. Alles, was bei mir ankam, war dieses gleichmäßige Summen, das besagte, dass meine Bindung an meine Königreiche noch intakt war – eine Bindung, die sich, wie mir jetzt wieder einfiel, in der letzten Zeit taub angefühlt hatte. Ich hatte es der Entfernung oder eben Jasmines Obhut zugeschrieben. »Doch nicht etwa wegen Jasmine, oder? Also weil das Land sie nicht akzeptiert hat?«
    »Du begreifst immer noch nicht, Eugenie. Es ist überall Winter. In deinen Reichen. Bei Dorian. Überall.«
    »Bei Dorian … «
    Das ließ mich endgültig begreifen. Trotz Rolands Worten neigte ich immer noch dazu, mir die Schuld für die Plage zu geben, die über meine Lande gekommen war. Das Leid anderer Reiche konnte schwachen Monarchen zugeschrieben werden. Aber

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