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Dark Swan: Schattenkind (German Edition)

Dark Swan: Schattenkind (German Edition)

Titel: Dark Swan: Schattenkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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den Kopf.
    »Du wirst mehr als nur den brauchen«, sagte er düster. »Du brauchst eine komplette Ausrüstung. Schals, Handschuhe, Stiefel. Und haufenweise Sachen für darunter.«
    »Aber in Tucson ist Sommer«, erinnerte ich ihn nur für den Fall, dass er nicht gemerkt hatte, was draußen vorm Fenster so los war. »Wo soll ich das alles denn herkriegen?« Tatsächlich gab es im Winter am Stadtrand jede Menge Geschäfte, die Skiausrüstung verkauften; bloß war dafür gerade absolut keine Saison.
    »Man kriegt so was schon. Du musst nur ein bisschen suchen.«
    Er hatte recht. Am nächsten Tag ging ich regelrecht auf Beutezug und klapperte die Stadt nach Sportgeschäften ab, die noch irgendwelche Wintersachen anboten. Secondhandläden hatten auch einiges zu bieten, Pullis etwa. Ich war immer noch voll auf dem Tucson-Nostalgietrip, daher machte es mir nichts aus, wild durch die Gegend zu fahren. Ich schaffte es, mir alle vertrauten Ecken anzuschauen, die ich vermisst hatte, und zum Mittagessen kehrte ich sogar in einem meiner liebsten kleinen Restaurants mit der Küche des Südwestens ein.
    Am späten Nachmittag fuhr ich die Ausläufer der Catalina Mountains rauf zu mir nach Hause. Wie alles andere hier hatte ich auch das Haus seit Monaten nicht gesehen. Ich fuhr in die Auffahrt und saß noch mehrere Minuten im Auto und nahm den vertrauten Anblick in mich auf. Das Haus war noch genauso wie bei meiner Abfahrt, mit seinen Stuckverzierungen und dem Steingarten von einem Rasen. Groß war es nicht, es hatte nur zwei Schlafzimmer, aber für meine Bedürfnisse bot es mehr als genug Platz. Außerdem war es mein Haus, meine persönliche Zuflucht – auf eine Weise, die nicht einmal Burgen in der Anderswelt bieten konnten, weil dort ständig Leute kamen und gingen.
    Ich hatte mir den Schlüssel von meinen Eltern geben lassen und schloss auf, heilfroh, dass die Schlösser nicht ausgetauscht worden waren. Ich hatte das Haus in der Obhut meines alten Mitbewohners gelassen, Tim. Er war nicht der Typ für radikale Veränderungen, aber da während meiner Abwesenheit vielleicht irgendwelche ungebetenen Gäste aus der Anderswelt aufgekreuzt waren, hätte es mich nicht gewundert, wenn Tim zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen getroffen hatte.
    Aber als ich in meine Küche trat, blieb ich mit einem Ruck stehen und wünschte mir, ich hätte eine Waffe mitgenommen. An meinem Küchentisch saß ein Fremder.
    Er trug einen strengen grauen Anzug und hatte kurze, sauber geschnittene schwarze Haare. Sein Gesicht war von mir abgewandt, während er in einem Aktenkoffer auf dem Tisch wühlte.
    »Wer zum Teufel sind Sie?«, fragte ich schneidend.
    Er zuckte zusammen und fuhr herum; in seinem Gesicht stand dieselbe Panik, die auch ich empfand. Nach einem kurzen Mustern jedoch machte er große Augen und entspannte sich.
    »Eug?«
    Ich starrte ihn an und fragte mich, woher dieser Kerl meinen Namen wusste. Dann … schnallte ich es. Mir fiel die Kinnlade herunter.
    » Tim? Bist du das?«
    Er grinste mich an und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Na klar bin ich das, wer denn sonst?«
    Ich war sprachlos und konnte nicht gleich antworten. »Aber du … du trägst eine Krawatte.«
    Er sah an sich hinab und starrte das paisleygemusterte Seidenmonster um seinen Hals finster an. »Ja, nervt total, aber in meinem Job gibt es eine Kleiderordnung.«
    »In deinem … Job?« Ich hatte das Gefühl, in irgendeine alternative Realität übergewechselt zu sein, und musste mich setzen, um nicht aus schierer geistiger Überforderung ohnmächtig umzufallen.
    »Aber hallo«, sagte er mit gespielter Begeisterung. »Ich bin ein produktives Mitglied der Gesellschaft.«
    »Du hast dir die Haare abgeschnitten.« Ich hatte nichts anderes mehr drauf, als das Offensichtliche zu konstatieren.
    »Ebenfalls ein Joberfordernis.« Er strich sich geistesabwesend über die Haare und strahlte plötzlich. »Aber ich darf meinen Kopfschmuck tragen.«
    »Deinen Kopfschmuck?«
    Er sprang wieder auf und verschwand im Flur Richtung Schlafzimmer. Während er weg war, sah ich mich um, suchte nach weiteren Anzeichen dafür, dass ich in eine Parallelwelt getreten war. Denkste. Alles andere war noch genauso. Kurz darauf kehrte Tim zurück, in den Händen einen kompletten gefiederten Kopfschmuck der Lakota, der fast bis zum Boden reichte. Er setzte ihn auf und grinste mich triumphierend an.
    »Siehst du?«
    Ich musterte ihn von oben bis unten, ließ den Gegensatz von Geschäftsanzug und Federn

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