Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark Swan: Schattenkind (German Edition)

Dark Swan: Schattenkind (German Edition)

Titel: Dark Swan: Schattenkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
Vom Netzwerk:
Ich war weggegangen, bevor man sie mir hatte ansehen können.
    »Ist eine komplizierte Sache«, sagte ich. »Und verfahren obendrein. Ich kann dir nicht mehr sagen, als dass ich mich um ein paar, ähm, Sachen hatte kümmern müssen und dass es für alle Beteiligten am besten gewesen ist, dass ich hier gar nicht mehr aufgekreuzt bin.«
    »Ohne auch nur den kleinsten Hinweis, dass es dir gut ging?« Wieder konnte ich nicht fassen, wie viel Schmerz und Vorwurf in seiner Stimme mitschwangen.
    »Entschuldige«, sagte ich. »Ich … ich hab da gar nicht drüber nachgedacht. Ich kann ehrlich sagen, dass es sicherer für euch war, nichts zu wissen, aber ich hätte euch irgendwie eine Nachricht zukommen lassen sollen … oder eine Notiz hinterlassen.«
    »Wenn die Besucher, die wir anfangs hatten, ein Indiz dafür waren, dann verstehe ich das von wegen ›sicherer‹.«
    »Besucher?« Meine Instinktreaktion vorhin war wohl doch begründet gewesen.
    Er winkte ab, als wäre es keine große Sache. »Ja, eine wilde Mischung. Ich habe keine Ahnung, was das alles für Viecher gewesen sind – Lara könnte es dir wahrscheinlich sagen. Dein alter Herr kam immer her und hat sie uns vom Hals geschafft, und nach einer Weile haben sich keine mehr blicken lassen. Sie haben wohl erkannt, dass hier nichts zu holen war.«
    Dass Roland das für mich getan hatte, war mir gar nicht klar gewesen; dabei hätte es mich nicht überraschen dürfen. Mit seiner Gewissenhaftigkeit war er genau die Sorte Mensch, die an so etwas dachte. Ohne ihn wäre Tim vielleicht nicht so gleichgültig gegenüber seinen »Besuchern« gewesen.
    »Aber hey, das hat sich jetzt erledigt. Alles paletti. Und jetzt lass uns mal über wichtigere Dinge reden.« Er stand auf und nahm den Kopfschmuck ab. »Was möchtest du zum Abendessen? Es ist eine Weile her, aber ich kenne deine Lieblingsgerichte noch. Wir haben sogar immer noch einen Vorrat an Milky Way.«
    Ich grinste. »Dann nehme ich davon welche, aber ich fürchte, ich kann nicht bleiben. Ich muss ein paar Sachen holen und dann gleich weiter.«
    Tim, der gerade den Küchenschrank hatte aufmachen wollen, erstarrte. Ihm entglitten die Gesichtszüge. »Kannst du nicht wenigstens so lange bleiben, bis Lara kommt? Sie dürfte in, ähm, einer Stunde zu Hause sein. Oder höchstens in zwei.«
    Ich warf einen Blick auf die Uhr und war selbst enttäuscht. »Ich glaube, nicht. Ich bin schon wieder auf dem Weg raus aus der Stadt und muss noch ein paar Sachen erledigen.« Abgesehen davon, dass mich meine Mom heute Abend sehen wollte, mussten Roland und ich noch die Logistik für meinen Ausflug in die Anderswelt durchsprechen.
    »Mist«, sagte Tim. »Du hast es echt drauf, mit anderer Leute Gefühlen zu spielen, Eug.«
    »Tut mir leid.« Ich schenkte ihm einen, wie ich hoffte, mitfühlenden Blick. »Ich werde versuchen, bald einmal wieder vorbeizuschauen. Ehrlich.« Ich fragte mich, was Tim wohl dazu sagen würde, dass ich dann vielleicht zwei Säuglinge mitbrachte.
    Er nickte. »Okay. Kann ich dir wenigstens dabei helfen, die Sachen zusammenzupacken, die du brauchst?«
    »Klar. Ich muss meine Wintersachen finden – also meine richtigen Wintersachen.«
    Das trug mir eine hochgezogene Augenbraue ein, aber er stellte keine Fragen. Wir fanden rasch, was ich wollte, hauptsächlich weil Tim trotz seiner diversen Marotten einen effizienten Haushalt führte und alles immer übersichtlich verstaute. Entsprechend schnell kam der Abschied. Wie bei den anderen Abschieden auch hatte ich mit Schuldgefühlen zu kämpfen. Wenigstens brauchte Tim mich im Gegensatz zu den anderen nicht. Und außerdem – ich konnte mich diesmal wirklich verabschieden, anstatt nur einfach zu verschwinden. Das musste doch auch was zählen.
    Kurz darauf verließ ich ihn und fuhr zurück zu meiner Mutter. Wieder spürte ich diesen Schmerz in meiner Brust, als ich den herrlichen Anblick des Vorgebirges in mich aufnahm. Ich liebte diese Gegend. Darum hatte ich das Dornenland auch nach ihrem Bild geformt. Es kam mir irgendwie unfair vor, so bald schon wieder wegzufahren, aber gleichzeitig war ich ganz kribbelig vor Aufregung. Ein Teil meines Herzens hing vielleicht an Arizona, aber der Rest war anderweitig gebunden, an einen Ort, nach dem ich mich ebenso sehr sehnte, wie ich mich nach dieser Gegend gesehnt hatte.
    Morgen würde ich in die Anderswelt zurückkehren.

Kapitel 12
    Ich kam mir ein bisschen albern vor, als meine Mutter Roland und mich an einem Tor draußen in der

Weitere Kostenlose Bücher