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Dark Swan: Schattenkind (German Edition)

Dark Swan: Schattenkind (German Edition)

Titel: Dark Swan: Schattenkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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auf mich wirken. »Wo genau arbeitest du denn?«
    »Ich verkaufe Autoversicherungen.«
    »Und du darfst so während der Arbeit rumlaufen?«
    Er setzte sich wieder hin, behielt die Federhaube aber auf dem Kopf. »Man ermuntert uns sogar dazu. Die Firma unterstützt das Ideal eines kulturell vielfältigen Arbeitsumfelds und stellt so viele Minderheiten ein, wie sie kann. Und es gibt zwar eine Kleiderordnung, aber man legt großen Wert darauf, dass die Minderheiten ihr einzigartiges kulturelles Erbe auch zeigen. Indem ich das hier trage, bringe ich in den Betrieb ein gewisses indianisches Element ein.«
    »Aber Tim … du bist kein Indianer.«
    Das war jetzt wenigstens einigermaßen vertrautes Gelände. Tim, der auf dem Arbeitsmarkt wenig hermachte, hatte den Großteil seines Leben damit verbracht, das zu vermarkten, was er hatte: Haare, Hauttönung und Gesichtszüge, die für Leute, die es nicht besser wussten, indianisch aussahen. Er hatte diverse Stammesangehörigkeiten durchgespielt – und sich dabei zumeist auf nicht im Südwesten lebende Stämme beschränkt, um Ärger mit den hiesigen Indianern zu vermeiden –, wobei es ihm vor allem darum gegangen war, Frauen ins Bett zu kriegen und seine miserablen Gedichte zu verkaufen.
    »Das hat mich früher auch nicht abgehalten«, sagte er sehr passend zu dem, was mir durch den Kopf ging.
    »Ja, aber wenn es um einen Arbeitsplatz geht … Ich meine, wenn irgendwie Geld mit im Spiel ist, dann muss man normalerweise doch Urkunden vorlegen oder so was. Und ich weiß genau , dass du so was nicht hast.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich bin dermaßen authentisch rübergekommen, dass sie gar nicht erst auf die Idee gekommen sind, meinen Hintergrund zu überprüfen. Für die Stelle hatte sich auch noch jemand anders vorgestellt. Ein hundertprozentiger Apache, glaube ich, bloß hat er sich überhaupt keine Mühe gegeben, das zu unterstreichen. Sondern ist einfach bloß im Anzug da reinspaziert. Mit ordentlicher Kriegsbemalung hätte er die Stelle gekriegt und nicht ich.«
    Ich ächzte. »Wahrscheinlich war er so bescheuert, sich einfach auf … was weiß ich … Professionalität und berufliche Kenntnisse zu verlassen. Was in aller Welt hat dich überhaupt dazu gebracht, dir einen Job zu suchen? Ich meine, ich bin beeindruckt – also nicht von diesem Lakota-Schwindel jetzt – , aber trotzdem hätte ich dir das nie zugetraut.«
    »Da sind wir schon zwei.« Seine Begeisterung von eben ließ nach. »Das Ganze war Laras Idee. Sie hat gesagt, wenn du nicht da bist, dann ist es unmoralisch von mir, hier weiterhin mietfrei zu wohnen.« Tims Beitrag war es immer gewesen, den Haushalt und das Kochen zu übernehmen.
    Ich spürte, wie sich ein Lächeln auf mein Gesicht stahl. »Du bist immer noch mit ihr zusammen?« Tims Beziehung zu meiner ehemaligen Sekretärin war unerwartet gekommen, hatte mich aber total gefreut. Die beiden passten scheinbar genauso wenig zusammen wie Rurik und Shaya.
    »Jepp.« Tim seufzte. »Ach, was tut man nicht alles für die Liebe, Eug. Jedenfalls fand Lara, dass es nicht richtig ist, wenn die Miete nach wie vor von deinem Bankkonto runtergeht, also habe ich mir einen Job besorgt, und sie hat den Dauerauftrag für dein Konto gelöscht oder so. Jetzt zahlen wir die Miete.«
    »Dann wohnt sie jetzt hier«, schlussfolgerte ich. Dass Lara in der Lage gewesen war, meine Mietzahlungen zu stoppen, überraschte mich kein bisschen. Sie hatte immer mehr über meine Finanzen und Geschäftsangelegenheiten gewusst als ich. »Wo ist sie? Ich würde sie total gern sehen.«
    Er warf einen Blick auf die Uhr. »Noch auf der Arbeit. Dieser Enrique gibt ihr die komischsten Arbeitszeiten, aber dafür verdient sie wenigstens anständig.« Auch das waren gute Neuigkeiten. Als ich immer weniger Aufträge angenommen hatte, hatte ich mir Sorgen um Lara gemacht und sie mit einem Privatdetektiv zusammengebracht, der jemanden fürs Büro brauchte. Anscheinend waren sie sich einig geworden. »Aber nun mal weg von uns. Wo hast du gesteckt? Himmel, Eug. Es ist jetzt wie lange her? Fast ein halbes Jahr? Ich hab schon gedacht, du kommst nie mehr zurück.«
    Er klang zu Recht verletzt, und mir wurde klar, dass ich mich nicht sonderlich darum gekümmert hatte, ob meine Freunde sich vielleicht fragten, wo ich abgeblieben war. Tim wusste, dass ich in der Anderswelt zu tun hatte, aber er hatte keine Ahnung, wie eingespannt ich dort war. Er hatte nicht einmal von meiner Schwangerschaft gewusst.

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