Dark Swan: Schattenkind (German Edition)
du.«
Ich schüttelte den Kopf. »Da gibt es nichts zu diskutieren. Jemand muss hierbleiben und mit den Ländern Zwiesprache halten. Da kommst nur du infrage.«
»Dorian verlässt auch sein Reich. Und er hat keinen Ersatz.«
Das war ein Argument – eines, zu dem mir so schnell nichts einfiel. »Das Land kann mehr als einen Monat ohne mich auskommen«, bemerkte er. »Zumal unter diesen Bedingungen.«
»Braucht es denn unter diesen Bedingungen nicht eher noch mehr Hilfe?«, wollte ich wissen.
»Ach, es braucht dich, keine Frage. Aber das Land blüht und gedeiht ja nicht wie sonst. Es liegt in einer Art Kälteschlaf. Wenn wir länger fortbleiben als erwartet, dann werdet ihr einander fehlen, du und das Land … aber machen wir uns doch nichts vor: Viel schlimmer kann es mit dem Land kaum noch kommen, falls wir uns ein paar Wochen verspäten.« Jasmine hatte so etwas auch schon angedeutet, fiel mir jetzt wieder ein. Das lakonische Lächeln auf Dorians Gesicht stand in einem seltsamen Kontrast zu seinen nächsten Worten: »Außerdem überleben diese Königreiche ohnehin keine zwei Monate mehr. Was also soll es schaden.«
»Donnerwetter, du malst wirklich alles in den fröhlichsten Farben aus«, fluchte ich.
Er grinste mich an und nickte Jasmine zu. »Auch aus praktischer Sicht wäre es kein Fehler, zwei wetterwirkende Schwestern dabeizuhaben. Wir werden teilweise in recht scheußlichem Wetter unterwegs sein.«
Noch ein guter Punkt. Schließlich hatte ich Roland und mir auch die Reise erleichtern können. Jasmines Spezialität war Magie, die mit Feuchtigkeit zusammenhing, was bei diesem Schnee sicher auch gelegen kam. Dorians Bemerkung lieferte mir außerdem noch Deckung für etwas anderes, auf das ich zu sprechen kommen wollte. Ich sah Pagiel an.
»Ich glaube, er hat recht. Und aus demselben Grunde könnten wir auch dich gut brauchen, falls deine Luftmagie etwas gegen das hier ausrichten kann.« Ich zögerte und runzelte die Stirn. »Allerdings gefällt es mir gar nicht, dich da mit hineinzuziehen. Wenn mir deine Mutter schon die Arztbesuche vorwirft, dann weiß allein Gott, was sie dazu sagen wird.«
»Ich bin zu alt dafür, dass sie mir sagen kann, was ich tun oder lassen soll!«, brauste Pagiel auf. »Es ist mir gleich, ob es gefährlich ist. Ihr braucht mich, also komme ich mit.«
Es war schwer, eine ernste Miene zu behalten. In Dorians Blick blitzte Belustigung auf, und ich wusste, dass er meine List durchschaut hatte. Eins zu null für Eugenie und die Umkehrpsychologie. In Wahrheit schmeckte es mir natürlich nicht, Pagiel solchen Gefahren auszusetzen. Nur war es einfach eine Frage des kleineren Übels. Wenn Pagiel mitkam, konnte er keine Raubzüge in der Menschenwelt machen. Ich hatte gefürchtet, dass er Verdacht schöpfen würde, wenn ich ihm vorschlug, dass er uns ins Eibenland begleitete, aber nun war er anscheinend durchaus davon überzeugt, dass das Ganze seine Entscheidung gewesen war. Hoffentlich war das ein gutes Zeichen für mein künftiges Geschick bei der Erziehung der Zwillinge.
Am Ende des Gesprächs waren Roland und Shaya die Einzigen, die nicht mitkamen. Roland hatte, obwohl er kein Freund der Anderswelt war, seine Mithilfe angeboten. Ich hatte sie abgelehnt und ihm mit Blicken gesagt, dass ich es später erklären würde. Was ihm genügte. Shaya dagegen war viel schwerer zu überzeugen. Obwohl sie stark und eine gute Heilerin war, wollte ich sie lieber zurücklassen, damit sie sich um die heikle Lage in meinen Reichen kümmerte. Rurik wollte als Macho und treusorgender Ehemann einfach nur, dass sie sicher war. Und das regte sie auf.
»Ich bin nicht aus Glas!«, fauchte sie ihn an. »Ich war einmal Kriegerin in der Königlichen Wache des Eichenlands.«
»Und jetzt bist du meine Frau, also vertraue mir, wenn ich sage, dass du hier besser aufgehoben bist«, sagte Rurik. Ich glaube, er hatte die besten Absichten, aber seine Wortwahl hätte geschickter sein können. Shaya regte sich nur noch mehr auf und kam erst auf meine Anweisung wieder runter. Die Art und Weise, wie sie ihn anfunkelte, ließ mich vermuten, dass Rurik heute auf dem sprichwörtlichen Sofa schlafen würde.
Sobald feststand, wer von uns – begleitet von einigen handverlesenen Kriegern – gehen würde, löste sich das Meeting auf. Wir wollten am Morgen aufbrechen, und alle hatten noch ihre Vorbereitungen zu treffen. Roland wollte gleich zurück nach Tucson und ließ sich widerstrebend davon überzeugen, dass ihn einige
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