Dark Swan: Schattenkind (German Edition)
dritte massierte ihm die Füße. Alle Männer hatten denselben verträumten, glasigen Blick wie wir vorhin am See.
Ich lief weiter, das Athame nach vorn gereckt, und war mir nicht ganz über meine Strategie im Klaren – nur dass ich ein paar Dryaden ordentlich in den Hintern treten würde. »Geht weg von ihnen!«, rief ich und baute darauf, dass sie sich entweder vom Silber oder von dieser stinkwütenden Frau verjagen lassen würden. »Lasst sie in Ruhe!«
Die Dryaden leisteten keinen Widerstand, sondern stoben auseinander wie ein Vogelschwarm und verschwanden unter vergnügtem Kichern zwischen den Bäumen. Nach Astakanas Andeutungen über Männer hatte ich mit einem Kampf gerechnet, mit Dryaden, die gerade eifrig Kehlen durchschnitten. Aber die Männer schienen alle noch lebendig zu sein, und ich atmete erleichtert auf. Wir waren noch rechtzeitig gekommen. Jasmine und Keeli schien ebenfalls ein Stein vom Herzen zu fallen.
»Puh, das hätte deutlich schlimmer enden können.« Ich steckte das Athame ein. »Ich bin überhaupt nicht auf die Idee gekommen, dass das die Gefahr sein könnte, die uns von den Leuten hier drohte.«
Keiner der Männer antwortete. Keiner sah auch nur in meine Richtung. Ich hatte angenommen, dass sie genau wie wir wieder zu sich kommen würden, sobald die einschläfernden Dryaden nicht mehr da waren. Doch die Männer starrten alle benebelt ins Leere und bekamen weder von uns noch von der Welt irgendwas mit.
»Was stimmt denn nicht mit ihnen?«, fragte Jasmine.
»Weiß nicht genau.« Ich lief zu Rurik und schüttelte ihn an der Schulter. »He! Aufwachen! Beweg dich, dann wird es wieder, okay?« Er tat und sagte nichts. Frustriert versuchte ich, die anderen zu wecken, mit demselben Ergebnis. Mir fiel wieder ein, was Astakana gesagt hatte: Wir bringen Frieden und Freude und lassen glückliche Erinnerungen zurück – jedenfalls bei den Frauen. Bei den Männern lassen wir überhaupt nichts zurück.
Ich sah mich fassungslos um und hatte keine Ahnung, was ich machen sollte. Die Männer lebten noch, aber eigentlich waren sie im Tiefschlaf.
Kapitel 16
»Das ist doch Schwachsinn«, sagte Jasmine. Ihre übliche Arroganz war jedoch von einer gewissen Unsicherheit getrübt. »Du versuchst es nur nicht fest genug.« Sie stürzte zu Pagiel hinüber. Eine Dryade hatte ihm den freien Oberkörper massiert, und er war dort ausgestreckt liegen geblieben. Jasmine packte ihn beim Arm und zog ihn in eine sitzende Haltung. Sie beugte sich an sein Ohr. »He! Wach auf!« Mit einiger Mühe schaffte sie es tatsächlich, ihn auf die Füße zu bekommen. Zu meinem Erstaunen blieb er nicht nur stehen, sondern machte auch ein paar Vorwärtsschritte.
Ich konnte nur glotzen. Jasmine lag richtig. Ich hatte es nicht fest genug versucht. Nur, dass Pagiel gleich wieder stehen blieb. Er stand einfach mit ausdruckslosem Gesicht da und bekam nichts mit von der Welt. Wie ein Schlafwandler. Jasmine verging ihr triumphierendes Grinsen, und sie sah mich flehend an.
»Eugenie?«
Da war sie wieder, die Vorstellung, dass ich schon alles hinbiegen würde. Ich seufzte und musterte unsere Männer, suchte nach einem Hinweis darauf, wie sich das hier beenden ließ. Vielleicht brachte es ja etwas, die Blumen und das Blumenöl zu entfernen. Bloß hatten nicht alle so etwas am Körper. Es waren einfach die Dryaden gewesen; die hatten irgendetwas Giftiges und Tödliches an sich, das diesen Zauber schuf. Ich hatte es ja am eigenen Leibe gemerkt.
Da ich auch ratlos war, rief ich Volusian. Er erschien im Schatten eines Magnolienbaums und erfasste die Lage mit einem Blick.
»Meine Herrin hatte Besuch von Dryaden.«
Ich bekam fast weiche Knie vor Erleichterung. Dass er diese Verbindung zog, konnte nur ein gutes Zeichen sein. »Weißt du, wie man das wieder hinbekommt? Können wir sie zurückholen?«
»Ich hätte gedacht, meine Herrin wüsste die Ruhe und den Frieden zu schätzen.«
»Volusian! Antworte auf meine Fragen, verflucht!«
Seine Augen verengten sich – ob aus Nachdenklichkeit oder Verärgerung, konnte ich nicht sagen. »Ich weiß es nicht, Herrin. Viele Männer erholen sich von Dryadenmagie nicht mehr. Es gibt Mittel zu ihrer Bekämpfung, aber sie wirken nicht zuverlässig. Dryadenopfer verhungern üblicherweise oder brechen sich bei einem Sturz den Hals.«
»Himmel«, sagte Jasmine. »Die müssen ja wirklich einen Hass auf Männer schieben.«
»Wie gehen wir am besten vor?«, fragte ich Volusian.
»Ihr könntet damit
Weitere Kostenlose Bücher