DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters
funktionieren, wenn er es tut, denn ein Mann kann in der Nähe der Verräter bleiben und ihre Bewegungen beobachten, während ich das nicht kann.« Die Bestie und ich sehen einander für einen langen Moment in die Augen.
Hauptmann Dunois beginnt sich wieder übers Kinn zu streichen, ein sicheres Zeichen, dass er tief in Gedanken versunken ist. »Ich sehe nicht, was das schaden sollte. Und obwohl ich es hasse, dies von Euch zu verlangen, ist es tatsächlich beunruhigend zu wissen, dass seine Spione in der Stadt lauern und auf Befehle von ihm warten. Wir könnten mit den freien Kompanien und Hilfstruppen anfangen. Dort ist es am einfachsten, unerkannt unterzuschlüpfen.«
»Ich stimme Euch zu, Hauptmann. Dann ist es also abgemacht. Wie wollen wir vorgehen?« Wir verbringen den größten Teil einer Stunde damit, einen Plan zu skizzieren. Die ganze Zeit über kann ich spüren, dass die Äbtissin mich beobachtet. Ihre Verstimmung stellt mich vor ein kleines Rätsel, denn habe ich nicht genau das getan, was sie wünscht, nämlich gezeigt, wie hilfreich das Kloster in solchen Zeiten sein kann? Aber vielleicht ist es nur ihr gestattet, solche Hilfe anzubieten.
Als wir endlich unseren Plan aufgestellt haben, ist de Waroch bleich, ob von seinen Verletzungen oder wegen seines Zorns, kann ich nicht erkennen. Als wir aufstehen, um zu gehen, kommt die Äbtissin zwei Schritte auf mich zu, ihre Lippen zu einem schmalen Strich verzogen. Bevor sie etwas sagen kann, ruft die Herzogin: »Demoiselle Sybella?«
»Ja, Euer Hoheit?«
»Werdet Ihr mir heute Nachmittag aufwarten? Es gibt da einiges, was ich gern mit Euch besprechen würde.«
Bei diesem Strafaufschub, den sie mir gewährt hat, macht mein Herz vor Erleichterung einen Sprung. »Aber natürlich, Euer Hoheit.« Ohne zu der Äbtissin zurückzublicken, folge ich der Herzogin aus dem Raum.
Einunddreißig
»I CH GLAUBE , E URE Ä BTISSIN war nicht erfreut über den Dienst, den Ihr uns bei der Zusammenkunft angeboten habt.«
»Sie wirkte tatsächlich überaus unglücklich. Verzeiht mir, wenn ich den Bogen überspannt habe, Euer Hoheit. Ich hatte nur den Wunsch, irgendwie zu helfen. Es ist schließlich meine Familie, die Euch so zusetzt.«
Zu meiner großen Überraschung bleibt die Herzogin stehen und fasst mich am Handgelenk. »Nein«, sagt sie grimmig. »Ich mache Euch nicht für Graf d’Albrets Taten verantwortlich. Wenn ich Euch dafür verantwortlich machte, wäre ich dann nicht auch verantwortlich für das, was er in meinem Namen getan hat?«
Ich sehe sie stumm an, da ich keine Antwort für sie habe.
»Erzählt mir«, flüstert sie, während sie die Hände ringt. »Erzählt mir von jenen, die in Nantes gestorben sind. Erzählt es mir, damit ich ihr Andenken und das Opfer, das sie gebracht haben, ehren kann.«
In diesem Moment verwandelt sich meine aufkeimende Bewunderung in Respekt. Sie akzeptiert nicht nur die Macht und die Privilegien des Herrschens, sondern auch die schmerzhafte Verantwortung.
»Die Adligen sind als Erste übergelaufen. Euer Haushofmeister, Jean Blanchet, hat versucht, eine echte Verteidigung des herzöglichen Palastes zu organisieren, aber er wurde von Baron Ives Mathurin verraten. Sir Robert Drouet fiel in dieser Schlacht, ebenso wie zwei Dutzend Männer, deren Namen ich nicht kenne. Die Städter waren verwirrt. Sie waren geneigt, Marschall Rieux zu vertrauen, als er sagte, dass er in Eurem Auftrag spreche. Erst als die Adligen gegen ihn vorgingen, begriffen die Städter ihren Irrtum, aber es war zu spät, denn sie hatten das Tor in die Stadt bereits geöffnet. D’Albret hat seinen Truppen als Erstes gestattet, die Bürger auszuplündern, zu schikanieren und zu terrorisieren, um jedwede Entschlossenheit zu schwächen, die sie vielleicht gehabt hatten, und um jeden Wunsch zu unterdrücken, sich gegen ihn zu erheben. Es hat funktioniert.
Die Diener waren am loyalsten. Sie hatten Euch gekannt und Euch gedient, seit Ihr ein Säugling wart. Allixis Baron, Euer Rechnungsprüfer, Guillaume Moulner, der Silberschmied, Jehane le Troisne, der Apotheker, Pierre, der Haushofmeister, Thomas, der Türhüter, eine Wäscherin, ein halbes Dutzend Bogenschützen der Garde, Euer Meister der Speisekammer, die Köchin, zwei Kelchträger und die Hälfte der Palastgarde. Sie alle starben mit Eurem Namen auf den Lippen und Ehre in ihren Herzen.«
Ihre Augen leuchten von Tränen, und mir wird einmal mehr bewusst, dass sie erst dreizehn Jahre alt ist. Jünger, als ich
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