DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters
unverstellten Freude an der Musik. Ihre Hände sind gefaltet, ihre Augen glänzen. Aber während ich sie beobachte, fühle ich mich abermals an Louise und Charlotte erinnert und daran, wie sehr ich sie vermisse. Ich habe sie seit fast einem Jahr nicht gesehen, nicht mehr, seit meine Angst um ihre Sicherheit mich gezwungen hat, sie aus meinem Herzen und meinem Kopf zu verbannen.
Isabeau ist eine schmerzhafte Erinnerung an alles, was ich aufgeben musste, an alles, was ich verloren habe. Obwohl der Raum voller Menschen ist, habe ich plötzlich das Gefühl, von einem Graben aus Einsamkeit umgeben zu sein. Ich schaue mich um und suche nach Ismae, der einzigen Freundin, die ich an diesem verfluchten Ort habe, aber sie hat die Seite der Herzogin verlassen und gönnt sich einen stillen Augenblick mit Duval. Und obwohl ich ihr die Liebe, die sie gefunden hat, nicht missgönne, bin ich auch voller Neid, denn ich weiß, dass ich keine solche Chance habe.
Dreißig
A M NÄCHSTEN M ORGEN WERDE ich zu einer weiteren Ratssitzung gerufen, was mir Unbehagen bereitet, denn das Einzige, was der Rat von mir wollen kann, ist, mich weiter über meine Zeit bei d’Albret auszuhorchen. Ganz zu schweigen davon, dass ich immer noch voller Furcht bin bei dem Gedanken, die Bestie sehen zu müssen. Ich würde lieber alles andere tun, als mich seinen anklagenden Augen zu stellen. Mich einer der Gemeinheiten der Äbtissin aussetzen, eins von Julians schmutzigen Spielchen spielen, mich sogar einer von d’Albrets Strafen unterwerfen. Aber ich bin kein Feigling. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, und ich straffe die Schultern, recke das Kinn vor und betrete mit hocherhobenem Kopf den Raum. Von dem Wachturm in Nantes zu springen hätte weniger Mut erfordert.
Das Gesicht de Warochs ist ruhig, und ein höfliches Lächeln umspielt seine Lippen, aber seine Augen brennen in dem höllischen Blau der heißesten Flamme eines Feuers, und der Blick, den er mir zuwirft, hat die ganze Wucht eines Schlags. Ich lächele ihn vage an, dann wende ich mich den anderen zu.
Es sind dieselben Ratgeber wie zuvor. Sie sitzen sogar an denselben Stellen, bis auf die Äbtissin, die jetzt am Tisch Platz genommen hat, statt in der Ecke des Raums zu lauern.
»Und hier kommt Demoiselle Sybella.« Die Stimme der Herzogin ist warm und einladend und schenkt mir ein kleines Maß an Mut, als ich meinen Platz einnehme.
»Ich fürchte, die jüngsten Neuigkeiten sind ernst«, hebt Duval zu sprechen an. »Die Franzosen sind auf dem Vormarsch. Sie haben Guingamp und Moncontour eingenommen.«
Die Herzogin umfasst die Armlehnen ihres Sessels und ihre Finger werden weiß. »Und die Opfer?«
»Nach allem, was ich feststellen konnte, sind die Franzosen nicht auf viel organisierten Widerstand getroffen. Die einheimischen Bürger, die sich um die Stadt sorgten, haben sie schnell ausgeliefert, und die kleinen Protestherde wurden leicht erstickt.«
Die Herzogin starrt blicklos ins Leere. »Sie sind so nah!«, murmelt sie. »Was ist mit den englischen Truppen? Sind sie ebenfalls nah?«
»Weitere schlechte Neuigkeiten, fürchte ich.« Duvals Stimme ist grimmig. »Eine Reihe von Stürmen an der Küste von Morlaix hat die englischen Schiffe an der Landung gehindert. Diese sechstausend Soldaten werden mit Verspätung eintreffen.«
»Wie lange wird es dauern, bis die britischen Truppen Rennes erreichen, wenn sie an der Küste angelegt haben?«
»Mindestens eine Woche, Euer Hoheit.«
»Gibt es irgendein Anzeichen dafür, dass die Franzosen vorher angreifen werden?«
Duval antwortet mit einem Achselzucken. »Es ist schwer zu sagen. Sie scheinen sich gerade innerhalb unserer Grenzen breitzumachen und schicken fürs Erste kleine Spähtrupps aus, nicht mehr. Bis auf ihren Angriff auf Ancenis und die gelegentlichen Plündereien, um Proviant zu erbeuten, hat es keine Berichte über Kämpfe gegeben.«
Hauptmann Dunois tippt sich mit dem Finger ans Kinn. »Ich frage mich, worauf sie warten.«
»Darauf, dass wir den Vertrag von Verger brechen, das ist alles, was ich vermuten kann«, antwortet Duval. »Wir hatten eine Menge heftiger Auseinandersetzungen zwischen der französischen Regentin und unserer eigenen Politik, aber wir haben die Bedingungen des Vertrags erfüllt. Zumindest offiziell«, fügt er mit einem verwegenen Grinsen hinzu.
»Denkt Ihr, sie wissen von unseren Verhandlungen mit dem Kaiser des Heiligen Römischen Reichs?« Zwischen den Brauen der Herzogin steht eine
Weitere Kostenlose Bücher