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DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

Titel: DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.L. LaFevers
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die Hand Mortains selbst in mein Leben eingegriffen, mich aus meinen Albträumen gepflückt und dahin gesetzt, wo ich am liebsten sein möchte: an der Seite der Bestie.
    Ich beschließe, das Geschenk anzunehmen, das die Götter mir angeboten haben.
    In der Ferne heult ein Wolf. Soll er doch kommen, denke ich. Die Bestie wird höchstwahrscheinlich einfach zurückheulen, und die Kreatur wird entweder den Schwanz einziehen und weglaufen oder sich ihm anschließen, wie wir Übrigen es getan haben.

Sechsunddreißig
    D IE AUFGEHENDE S ONNE HAT ihr Gesicht noch nicht gezeigt, als wir aufbrechen, aber zumindest ist es nicht mehr stockfinster. Trotzdem führen wir die Pferde, bis die Sonne über den Horizont klettert, dann gibt die Bestie den Befehl zum Galopp. Denn unsere Mission ist dringlich.
    Die Bestie selbst reitet an der Reihe entlang und begrüßt bewusst jeden Mann herzlich oder scherzt kurz mit ihm. Die angesprochenen Männer richten sich höher auf oder straffen die Schultern; ihre Herzen nähren sich von dieser Ermutigung, geradeso wie ihre Körper sich von Brot nähren.
    Ich denke an meinen Vater, an meine Brüder und daran, wie sie Männer befehligen. Sie benutzen Furcht und Grausamkeit, um sie anzutreiben und ihrem Willen zu unterwerfen. Aber de Waroch führt nicht nur durch sein Beispiel, sondern indem er die Männer dazu bringt, danach zu hungern, sich selbst so zu sehen, wie er sie sieht.
    Geradeso wie ich danach hungere zu glauben, dass ich die Person bin, die er sieht, wenn er mich anschaut.
    Ich habe schreckliche Angst vor dem, was sich zwischen uns entwickelt, was immer es ist.
    Angst davor, wie sehr ich es will.
    Meine Gefühle für ihn sind erwacht, lange bevor wir Rennes erreicht haben, als er mir das erste Mal erzählte, dass er seine Schwester zurückholen wollte. Aber mein Glaube, dass er meine Gefühle nicht erwidern würde – nicht erwidern könnte –, hatte einen Graben der Sicherheit um mein Herz geschaffen, sodass ich nichts zu befürchten hatte, weil die ganze Situation unmöglich war.
    Aber jetzt – jetzt blicke ich in seine Augen, und ich sehe, dass er es für möglich hält. Gewiss liegt das nur daran, dass er mich nicht wahrhaft kennt. Es gibt immer noch vieles – Ungeheuerliches –, das ich vor ihm verborgen halte. Und obwohl de Waroch stark ist und sein Herz groß, bin ich mir nicht sicher, ob er stark genug ist, um mich und all meine Geheimnisse zu lieben.
    Ich frage mich, ob ich den Rest dieser Geheimnisse so tief vergraben sollte, dass sie niemals an die Oberfläche kommen werden, oder ob ich sie ihm wie einen Panzerhandschuh ins Gesicht schleudern soll. Besser, er hasst mich jetzt, statt später, wenn ich mich an seine Liebe gewöhnt habe.
    Und haben die Götter nicht bereits bewiesen, wie nutzlos es für mich ist zu versuchen, meine Vergangenheit verborgen zu halten? Was mir nur eine einzige klare Entscheidung lässt – eine, die in mir den Wunsch weckt, ich hätte beschlossen, der Äbtissin zu gehorchen, und mich auf den Weg zu d’Albrets Lager zu machen.
    »Warum so grimmig, gnädiges Fräulein?«
    Ich schaue auf, überrascht zu sehen, dass die Bestie neben mir reitet. Wie kann jemand, der so massig ist, sich so leise bewegen? Ich öffne den Mund, um ihm genau diese Frage zu stellen, überrasche mich jedoch selbst, indem ich eine andere stelle. »Wisst Ihr, dass ich mehr als dreißig Männer getötet habe?«
    Seine Augenbrauen zucken in die Höhe, ob angesichts meines Geständnisses oder wegen der Zahl der Morde, kann ich nicht sagen. »Und davon waren nur sechzehn von Mortain genehmigt.«
    Als er nichts erwidert, füge ich ein wenig ungeduldig hinzu: »Ich töte nicht nur, weil Mortain es befiehlt, sondern weil es mir gefällt.«
    »Das habe ich gesehen«, entgegnet er. »Auch ich habe große Freude an meiner Arbeit.« Er sieht sich um. »Ist jemand hier, den Ihr zu töten wünscht?«
    Unsicher, ob er mich neckt oder ob er es ernst meint, widerstehe ich dem Drang, mich vorzubeugen und ihm einen Hieb zu versetzen. Meine kümmerliche Körperkraft kann einem Mann, der angeblich Hunderte und Aberhunderte in der Schlacht getötet hat, nichts anhaben. Vielleicht aber etwas, mit dem er weniger persönliche Erfahrungen gemacht hat. »Ich bin verderbt und nymphoman und habe mit vielen Männern geschlafen. Vielleicht waren es sogar Dutzende.« Obwohl es in Wahrheit nur fünf sind.
    Die Bestie sieht mich nicht an, sondern betrachtet die Reihe von Pferden und Wagen, die sich hinter

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