DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters
uns entlangzieht. »Auch wenn Ihr Euch für ein leichtes Mädchen haltet, mir fällt nicht ein einziger Mann ein, der ein solches Geschenk verdient, wie Ihr behauptet, es ihm gemacht zu haben.«
Die Worte rühren an etwas quälend Empfindliches, etwas, das ich nicht wahrhaben möchte, also schnaube ich verächtlich. »Was wisst Ihr von solchen Dingen? Ich bin wahrscheinlich eine der wenigen Frauen, die nicht vor Eurem hässlichen Gesicht davongelaufen sind.«
Er dreht sich wieder zu mir um und Erheiterung funkelt in seinen Augen wie Sonnenlicht auf Wasser. »Vollkommen richtig, gnädiges Fräulein.« Dann ist er fort, reitet an unserer Gruppe entlang, um sicherzustellen, dass es keine Nachzügler gibt, und in mir wächst die Überzeugung, dass eine Lawine leichter von ihrem Weg abzubringen ist als dieser Mann.
Am späten Nachmittag erreichen wir ein kleines, bewaldetes Gebiet – einen abgelegenen Ort, den die Späher der Köhler für uns ausgewählt haben. Es gefällt den Soldaten hier nicht, und sie murren, denn es ist ein dunkles, urtümliches Gewirr von Bäumen und Unterholz. In der Tat, die Bäume sind so überaus groß, dass ihre Wurzeln aus der Erde ragen und sich über den Boden ziehen wie die uralten Knochen der Erde selbst. Obwohl ich nicht sagen kann, warum, fühle ich mich wohl an diesem Ort, als sei die Gegenwart von Dea Matrona stark. Nein. Nicht Dea Matrona, sondern die Dunkle Mutter ist hier gegenwärtig. Denn obwohl ich Ihr nicht huldige, kann ich Ihre Anwesenheit in dem fetten Lehm und dem Blättermoder unter unseren Füßen spüren und in den umgefallenen Baumstämmen. Vielleicht ist es das, was den Soldaten Unbehagen bereitet.
Unsere Gruppe ist im Laufe unserer Reise gewachsen, da die Bestie ein verrückter Rattenfänger ist, dessen Melodie eifrige junge Männer anlockt, die den Wunsch haben, an seiner Seite zu kämpfen. Zusätzlich zu den Soldaten und den mit uns aufgebrochenen Köhlern sind ein Dutzend weitere der schwarzen Männer zu uns gestoßen, außerdem zwei Schmiede, eine Handvoll Holzfäller und Kleinbauern und drei stämmige Bauernsöhne. Einer von ihnen ist Jacques, Guions und Bettes älterer Sohn.
Schon bald ist die Lichtung erfüllt vom emsigen Treiben von fast fünfzig Menschen, die für die bevorstehende Nacht ihr Lager aufschlagen. Meine Haut kribbelt, als flösse der Lebenssaft, der durch die Bäume fließt, jetzt durch meine Adern und erweckte mich nach einem kalten, harten Winter zum Leben.
Da ich etwas tun möchte, erbiete ich mich, Malina bei der Zubereitung des Abendessens zu helfen, aber sie scheucht mich weg. »Ihr seid eine Dame und eine Meuchelmörderin obendrein. Ihr gehört nicht an den Suppentopf.«
Ich drehe mich um und betrachte das Lager. Einige Köhler errichten grobe Zelte; andere holen Wasser von einem nahen Bach, damit die müden Pferde trinken können. Die Soldaten haben sich auf die Jagd nach unserem Abendessen gemacht, und selbst die Grünschnäbel sind ausgeschickt worden, um Feuerholz zu sammeln. Da ich mich weigere, müßig dazusitzen, während andere die Arbeit machen, schnappe ich mir einen der Gurte zum Holzsammeln und gehe in den Wald.
Es beruhigt mich, zwischen den Bäumen hindurchzuspazieren. In dieser absoluten Stille bin ich zufrieden, ein Gefühl, das ich kaum kenne. Mir gefällt dieses Leben – die Tage harter Ritte und die Abende erfüllt von notwendigen Arbeiten, mit wenig Zeit für müßige Vergnügungen oder Ränke.
Vielleicht kann ich einfach an der Seite des Ritters reiten, während er durch das Königreich reist und eine Armee für die Sache der Herzogin zusammenstellt. Bei diesem Gedanken lächele ich, denn es ist eine verstiegene Vorstellung, an der ich mich bestimmt nicht ergötzen würde, wäre ich nicht allein hier draußen, wo es niemand sehen kann.
Aber bin ich allein? Stimmen und einige seltsame, knackende Geräusche dringen an mein Ohr. Ich gehe vorsichtig weiter, darauf bedacht, nicht auf getrocknete Blätter oder Zweige zu treten, die mich verraten könnten.
Ich komme zu einer Lichtung und stelle fest, dass es nur die Jungen aus dem Lager sind, die im Holzsammeln innegehalten haben. Sie haben zwei Äste genommen und fechten spielerisch. Es sind starke Jungen, aber ihre Bewegungen sind unbeholfen und ohne Talent. Die Köhler haben recht, sie Grünschnäbel zu nennen. Ich beginne über ihre Mätzchen zu lächeln, aber stattdessen überläuft mich ein kalter Schauder. Dies ist kein Spiel, das wir spielen, und ich
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