Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

Titel: DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.L. LaFevers
Vom Netzwerk:
So muss Amourna sich gefühlt haben, als sie das erste Mal die Hölle verlassen durfte.
    De Waroch legt seine große Hand auf meinen Kopf und drückt ihn an seine Brust. »Schlaft jetzt«, sagt er. »Sonst muss ich Euch wieder schlagen.«
    Ärgerlicherweise tue ich, was er mir befiehlt. Ich versichere mir selbst, dass es nur deshalb geschieht, weil ich es ohnehin will.
    Als ich das nächste Mal die Augen öffne, hat das Pferd aufgehört, sich zu bewegen, und die Sonne hängt tief am Himmel. Wir machen für die Nacht Halt.
    Ich blinzele, als Winnog breitbeinig auf uns zugeschlendert kommt und die Bestie sich anschickt, mich aus dem Sattel zu heben. Als Winnog näher tritt, tänzelt das Pferd und schlägt mit den Hufen aus, bis die Bestie etwas mit den Fersen macht und ein Kommando murmelt, und dann hält das Pferd lange genug still, dass ich aus dem Sattel in die wartenden Hände des Köhlers gleiten kann. »Was stimmt nicht mit Eurem Pferd?«, frage ich, sobald ich sicher auf dem Boden bin.
    »Dies ist kein gewöhnliches Pferd, gnädiges Fräulein«, murmelt Winnog, »sondern eine abscheuliche Kreatur, die aus der Unterwelt stammt.«
    Die Bestie lässt ein irrsinniges Grinsen aufblitzen und lenkt die Kreatur an den Rand des Lagers, wo die Pferde festgemacht sind.
    »Gnädiges Fräulein? Müsst Ihr Euch ausruhen?«, fragt Winnog, und ich begreife, dass ich mich immer noch an seinen Arm klammere.
    Ich lasse sofort los. »Nein, danke. Ich ziehe es vor, mir die Beine zu vertreten.«
    Er nickt. »Nun, wenn Ihr mich dann entschuldigen wollt, ich werde gehen und bei den Pferden helfen.«
    Ich stehe für einen Moment da und beobachte das turbulente Treiben, als die Truppe ihre Pferde zügelt und abzusitzen beginnt. Ein Dutzend Männer aus der Armee der Herzogin auf ihren feinen Pferden wollen die Ersten sein und versuchen, eine gleiche Anzahl von Köhlern auf ihren stämmigen, abgehärteten Ponys zu überholen. Keiner von ihnen scheint bereit zu sein, den anderen Platz zu machen, und binnen Minuten herrscht reines Chaos von fluchenden Männern und tänzelnden Pferden. Merde. Wenn dies die Art von Zusammenarbeit ist, mit der de Waroch rechnen muss, war es mehr als dumm von ihm, mich daran zu hindern, meinen Plan auszuführen. Wir können froh sein, wenn wir überhaupt bis nach Morlaix kommen, aber ganz bestimmt werden wir nicht die französischen Truppen ablenken, sodass die britischen Truppen landen können.
    Langsam formt sich ein Gedanke in meinem Hirn. Rennes ist nur einen Tagesritt entfernt und d’Albret selbst wird frühestens spät am morgigen Tag dort eintreffen. Wenn ich jetzt aufbreche, bin ich rechtzeitig da, um mich unbemerkt in das Gedränge der Trossdirnen zu mischen, die gewiss mit ihm reisen.
    Ich sehe mich auf der Lichtung um. Yannic ringt mit dem dämonischen Pferd der Bestie, um es anzubinden. De Waroch selbst hat bereits seine Karten herausgeholt und rollt sie aus, um mit seinen Kommandanten über Taktiken und Strategien zu diskutieren. Die Köhler sind damit beschäftigt, mürrische Blicke in Richtung der Soldaten zu senden, und die Soldaten sind damit beschäftigt, ihre Geringschätzung für die Köhler unübersehbar deutlich zu machen.
    Niemand beobachtet mich. Die Entschlossenheit, von der ich befürchtet habe, ich hätte sie für immer verloren, regt sich erneut in mir.
    Ich schlendere zu der Reihe der Pferde hinüber. Als ich näher komme, bewegt sich kaum wahrnehmbar etwas unter den Bäumen, und ein halbes Dutzend Menschen erscheint. Ich erstarre, ebenso die Soldaten; sie greifen rasch zu ihren Schwertern, aber Erwan gebietet ihnen Einhalt. Es sind die Frauen der Köhler, die gekommen sind, um für das Lager zu kochen. Während der Verwirrung, die diese Neuankömmlinge mit sich bringen, wähle ich einen grau gescheckten Wallach, der am weitesten vom Lager entfernt festgemacht ist, und bringe schnell seine gewaltige Leibesfülle zwischen mich und die anderen, in der Hoffnung, dass er mich ein wenig verstecken wird.
    Ich tätschele die seidige Nase des Tieres und lasse es mich riechen, als wolle ich lediglich Hallo sagen. Während ich das tue, schaue ich mich um und suche nach Sattel und Zaumzeug. Ich werde einen Zügel brauchen, wenn ich dieses Tier zurück nach Rennes lenken soll. Ein Sattel wäre schön, obwohl ich auch ohne einen solchen reiten kann, wenn es sein muss. »Ich bin gleich wieder da«, flüstere ich dem Grauen zu, aber bevor ich zwei Schritte weit gekommen bin, schließt sich eine

Weitere Kostenlose Bücher