DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters
Hand um meinen Arm. Eine große Hand, so hart wie Eisen. »Muss ich Euch Fußfesseln anlegen, wie Yannic es mit den Pferden gemacht hat?«
Verdammter Kerl. Kann der infernalische Tölpel sich nicht einfach um seine eigenen Angelegenheiten kümmern, damit ich mich um meine kümmern kann? Ich schnaube verärgert, aber es mischt sich auch ein gewisses Maß an Erleichterung in die Verärgerung. Wütend darüber, dass ich erleichtert bin, entwinde ich der Bestie meinen Arm. »Nein. Ihr braucht mir keine Fußfesseln anzulegen; Ihr braucht mich nur gehen zu lassen, damit ich meinen Auftrag ausführen kann.«
Sein normalerweise offenes Gesicht ist hart und unnachgiebig. Es ist das erste Mal, dass ich diese Wildheit auf mich gerichtet sehe, und ich zwinge mich zu lächeln, damit er nicht sieht, wie beunruhigend es ist.
»Wir haben bereits darüber gesprochen. Ihr bleibt hier. Camulos weiß, dass diese Mission Eurer Fähigkeiten bedarf.«
»Es muss einen Ausweichplan geben für den Fall, dass diese aus der Not geborene Idee keine Früchte trägt. Und so sehr ich die Äbtissin verabscheue und ihr misstraue, in einem hat sie recht: Je mehr Möglichkeiten wir haben, d’Albret anzugreifen, umso besser stehen unsere Chancen auf Erfolg.«
Er streckt die andere Hand aus und packt mich an der Schulter. »Ich werde nicht zulassen, dass Ihr Euch in solche Gefahr bringt.« Für einen winzigen Moment macht der Zorn einem Ausdruck tiefer Verzweiflung Platz und dann ist er wie weggeblasen.
Sein Griff um meine Arme lockert sich und langsam beugt er sich zu mir vor. Mein eigener Ärger ist vergessen und ich halte ganz, ganz still. »Wenn Ihr mich wieder schlagt, werde ich Euch töten«, flüstere ich.
»Es ist kein Schlag, den ich im Sinn habe.« Und dann bewegt er die Hände nach oben, um meinen Kopf zu umfassen, und plötzlich fühle ich mich klein und zerbrechlich – nein, nicht zerbrechlich, aber umsorgt. Als sei ich ein kostbarer Schatz.
Als er sich näher vorbeugt, bewege ich mich nicht – ich atme nicht einmal. Ich beobachte seine Lippen, wie sie den meinen näher kommen, und staune über ihre Form, im linken Winkel seines Mundes ist ein winziges Grübchen, so klein, dass man es gar nicht sehen würde, es sei denn, man käme ihm ganz nahe – seine Lippen finden meine. Warm und weicher, als sie irgendein Recht haben zu sein. Ich werde überflutet von Gefühlen, die nichts mit Erleichterung oder Zorn zu tun haben. Ich begehre einfach. Ich will ihn, seine Stärke, seine Ehre und seine vermaledeite Leichtigkeit des Herzens. Ich will all dies trinken wie honiggesüßten Wein aus einem Kelch und mich davon ausfüllen lassen.
Unfähig zu widerstehen, schließe ich die Augen, lehne mich an ihn und erlaube mir, mir vorzustellen, dass etwas zwischen uns möglich sein könnte.
Aber das ist es nicht, nicht mit all den Geheimnissen, die immer noch zwischen uns stehen.
Langsam, mit Bedauern, das durch jede Pore in meinem Körper sickert, ziehe ich mich zurück. Er öffnet die Augen und sie sind voller Wärme. »Wie könnt Ihr nicht wütend auf mich sein?«, flüstere ich. »Ich habe Euch wiederholt getäuscht; fast jedes Wort, das über meine Lippen gekommen ist, war eine Lüge.« Ich bin verzweifelt darauf bedacht, irgendeine Art von Barriere zwischen uns aufzurichten, denn ich fürchte, ich werde mich ihm wie eine einfältige junge Gans an den Hals werfen.
Er stößt einen gewaltigen Seufzer aus, dann tritt er zurück, um sich an einen nahen Baum zu lehnen und das Gewicht von seinem schlimmen Bein zu nehmen. »Zuerst war ich es. Wütend darüber, getäuscht und belogen worden zu sein. Und von einer d’Albret. Es schien, als verspotteten mich die Götter selbst. In der Absicht, diese Wut anzufachen, bin ich alles durchgegangen, was Ihr gesagt habt, alles, was Ihr getan habt. Und obwohl Eure Worte gelogen haben mögen, haben Eure Taten das nie getan. Ich habe Euch in den härtesten Umständen gesehen, während Ihr einen verletzten Mann durchs Land begleitet habt und dabei feindlichen Soldaten und übelgesinnten Spähern ausgewichen seid, und Ihr habt kaum einen Gedanken auf eigene Bequemlichkeit oder Sicherheit verschwendet. Ihr habt mehr an die Tochter der Müllerin gedacht und an die Notlage der Köhler als an Euer eigenes Wohlergehen. Und Ihr habt d’Albrets Männer getötet, mit einem Lächeln auf dem Gesicht und Freude im Herzen.«
Ich starre ihn an, außerstande zu sprechen, während er diese neue Sybella beschreibt, die ich
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