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DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

Titel: DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.L. LaFevers
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kaum wiedererkenne.
    Er streicht sich mit der Hand über den Kopf. »Sobald ich meinen Zorn hinter mir gelassen hatte, war ich entrüstet, dass Ihr mir nicht genug vertraut habt, um mir die Wahrheit zu sagen. Aber da ich genauso reagiert habe, wie Ihr es befürchtet hattet, habe ich dieses Vertrauen eindeutig nicht verdient.« Er wird wieder ernst. »Aber Sybella, ich habe Euch gesehen, wenn Ihr harte Entscheidungen treffen musstet, wenn es nicht bloß um das Erzählen von Erinnerungen ging, und jedes Mal habt Ihr wohl gewählt. Ihr habt den Pfad gewählt, der den meisten Menschen hilft und den wenigsten schadet. Und das ist der Grund, warum ich keinen Groll gegen Euch hege.«
    Ich kann mir nicht helfen, ich lege die Hand an seine Wange, weil ich mich davon überzeugen muss, dass er real ist und keine Vision, die mein überreiztes Gehirn sich zusammenfantasiert hat. Seine Haut ist warm und seine Schnurrbarthaare rau unter meinen Fingern. »Woher habt Ihr nur Euer großes Herz?«, frage ich.
    Ein Aufblitzen von etwas – Schmerz oder vielleicht ein Anflug von Bitterkeit – schimmert kurz in seinen Augen auf, dann ist es erloschen. »Weil ich, seit Alyse fortgegangen ist, niemanden mehr hatte, mit dem ich es teilen konnte.«
    Genau in dem Moment wird ein Ruf laut, gefolgt von einem Klirren von Stahl. Eine Frau schreit.
    De Waroch stößt sich von dem Baum ab und eilt zu der Lichtung, so schnell sein verletztes Bein ihn tragen will. Ich raffe die Röcke und folge ihm.
    In der Nähe eines der Kochfeuer braut sich ein Kampf zusammen. Zwei Köhlerfrauen stehen wachsam da. Ich erkenne Malina, aber nicht die jüngere. Erwan, Lazare und Graelon haben sich wie ein Schild vor den Frauen postiert. Ihnen allen gegenüber stehen zwei der Soldaten der Bestie, einer mit einem rasierten Kopf, kalten Augen und einem gezückten Schwert. »Bei Gott«, murmelt de Waroch, während er hinüberhumpelt. »Was ist hier los?«
    Der Soldat mit dem gezückten Schwert lässt die Köhler nicht aus den Augen. »Diese Männer haben uns beleidigt, indem sie ihre Messer gezogen haben. Jetzt fordere ich sie auf, ihre Waffen zu benutzen.« Er hat die Brust vorgereckt wie ein wütender Gockel.
    »Wir haben Euch beleidigt? Ihr habt unsere Ehefrauen und Schwestern verunglimpft, indem Ihr versucht habt, sie in die Büsche zu zerren, um Eurer Lust zu frönen.«
    Der zweite Soldat – Sir de Brosse – zuckt träge die Achseln. »Ich dachte, sie sei eine Trossdirne. Ich hab’s nicht böse gemeint.«
    Die Bestie holt aus und schlägt ihn auf seinen begriffsstutzigen Hinterkopf. »Lasst Euren Dolch in der Scheide, Idiot. Hier gibt es keine Trossdirnen.«
    De Brosses Augen wandern zu mir und die Bestie tritt einen Schritt näher. »Das ist Demoiselle Sybella. Sie dient Mortain, und wenn Ihr nicht ausgenommen werden wollt wie ein Fisch, schlage ich vor, dass Ihr ihr – und allen Frauen in diesem Lager – mit dem äußersten Respekt begegnet.«
    De Brosse grinst einfältig und verbeugt sich entschuldigend zuerst in meine Richtung und dann vor den Frauen der Köhler.
    »Gaultier!«, blafft die Bestie den anderen Soldaten an. »Steckt Euer Schwert weg und kümmert Euch darum, dass die Zelte aufgestellt werden.«
    Der Blick des Mannes verweilt auf den Köhlerfrauen, bis die Bestie ihn im Genick packt und ihn schüttelt. »Ich entschuldige mich. Sir Gaultier hat ein hitziges Temperament und Sir de Brosse hat eine Schwäche für Frauen. Es wird nicht wieder vorkommen. Nicht wenn sie den Wunsch haben, unter meinem Kommando zu verbleiben.«
    Sobald die Bestie die vom Weg abgekommenen Soldaten weggeführt hat, herrscht verlegenes Schweigen. »Geht schon«, ruft Erwan den Zuschauern zu. »Auf euch alle wartet Arbeit. Fangt an damit.«
    Ich ziehe mich zu einem der Bäume zurück und setze mich an den Stamm, um nachzudenken, immer noch außerstande zu entscheiden, was ich tun soll: bleiben oder nach Rennes zurückkehren und mich auf den Weg zu d’Albret machen.
    Ich kann nicht umhin, mich zu sorgen, dass ich diesen Segen nicht verdient habe. Aber ich bin nur ein Mensch und nicht sicher, ob ich vor einem solchen Geschenk davonlaufen kann. Außerdem, wenn es mein Schicksal wäre, d’Albret zu töten, hätte ich es dann nicht bereits in jenen langen Monaten in seinem Haushalt getan? Warum sollte es jetzt anders sein?
    Ich habe vor langer Zeit aufgehört zu glauben, dass Gebete irgendetwas nutzen, aber jetzt fühlt es sich so an, als seien sie erhört worden. Als hätte

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