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Dark Village 02 - Dreht euch nicht um

Dark Village 02 - Dreht euch nicht um

Titel: Dark Village 02 - Dreht euch nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Johnsen
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hinunter, kniete sich neben sie und strich ihr über den Rücken.
    „Liebes“, flüsterte er.
    „Ich passe auf dich auf “, flüsterte er.
    „Wenn du brav machst, was ich sage, wird alles gut“, flüsterte er.
    Und da kam seine Hand – mit der Pille. Der kleinen weißen Pille. Mamas Pille.
    „Nimm sie“, flüsterte er.
    Eine Weile später – als die Angst und der Schock langsam abflauten – brachte er sie dazu, sich auf den Rücken zu legen. Er spreizte ihre Arme und Beine, bis sie dalag, als wollte sie einen Schneeengel machen.
    Er streichelte sie und flüsterte dabei ununterbrochen, dass er sie mochte, dass sie das Schönste war, was er jemals beses sen hatte, dass sie aber nicht ungezogen sein durfte, sondern immer daran denken musste, wer das Sagen hatte. „Wenn du das vergisst, bringe ich dich um. So einfach ist das. Zwischen uns darf es niemals irgendeinen Zweifel geben, entweder wir können uns hundertprozentig aufeinander verlassen oder es gibt kein Wir . Hast du das verstanden? Es ist wichtig, dass du das verstehst, Benedicte. Du musst begreifen, dass ich es ernst meine. Wenn du nicht gehorchst, töte ich dich. Ich zerquetsche dich wie ein Insekt und verscharre dich im Wald.“
    Er schob ihr T-Shirt hoch und küsste sie auf den nackten Bauch. Benedicte zitterte. Sie machte die Augen ganz, ganz fest zu. In ihrem Kopf hörte sie ihre eigene Stimme summen. Sie summte eine sanfte Melodie: There’s a heaven above you, baby, and don’t you cry tonight …
    Aber sie schaffte es nicht, sich wegzuträumen. Sie spürte seine Finger, seine Lippen auf ihrer Haut.
    „Oder ich hole mir jemanden, den du kennst?“, flüsterte er plötzlich. „Wie wäre das, Benedicte-Schätzchen? Hm? Soll ich das tun, wenn du mich verrätst? Soll ich dich am Leben lassen und stattdessen eine deiner Freundinnen töten?“

7
    Er hatte gesehen, wie sie rückwärts durch den Tisch knallte – in einem Schauer aus Glassplittern –, und er hatte sofort gewusst, dass sie tot war und dass er jetzt genau das Richtige zur richti gen Zeit tun musste, wenn er irgendeine Chance haben wollte, ungeschoren davonzukommen.
    Und er hatte es getan. Er hatte aufgeräumt und die Fingerab drücke abgewischt, er hatte sich mit Vilde abgesprochen und dann waren sie Hals über Kopf abgehauen.
    Nick lag lang ausgestreckt und angezogen auf seinem Bett. Er hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt und starrte an die Decke. Er versuchte, flach und gleichmäßig zu atmen. Vielleicht funktionierte es, vielleicht war es möglich, sich selbst zu hypno tisieren, um einen Zustand der Entspannung und Gleichgültig keit zu erreichen.
    Aber es ging nicht. Shit! Er hatte Vilde gesagt, dass er keine Lust mehr hatte, über die Ereignisse nachzudenken. Etwas Blö deres hätte ihm nicht einfallen können! Als wenn es möglich wäre, nicht daran zu denken …! Übrigens war es genauso un möglich, nicht an Vilde zu denken, und das machte ihn nervös.
    Er war fix und fertig, alles war ein einziges Durcheinander, alles war verkehrt! Er schwang die Beine über die Bettkante und fuhr sich mit den Händen durchs Haar. Dann stand er auf und ging zum Fenster. Draußen wurde es langsam dunkel.
    Was sollte er tun? Im Hinblick auf Vilde und Nora und auch Synnøve Viksveen. Es war ja ein Unfall gewesen, vielleicht wäre es doch besser, zur Polizei zu gehen?
    Etwas in ihm sträubte sich. Er wusste, dass er das niemals über sich bringen würde. Er hatte schlechte Erfahrungen mit der Polizei gemacht – und sie mit ihm.
    Er drehte sich auf die Seite. Er hatte seine Tasche nicht ausge packt. Sie stand neben dem Nachttisch, und wenn er sich mor gens anzog, nahm er nur heraus, was er brauchte. Falls nötig, war er innerhalb von dreißig Sekunden bereit zum Abhauen.
    Es verspürte den Drang, zu Eline zu gehen und nachzusehen, ob sie noch auf war, vielleicht malte sie gerade ein Bild, wie sie es in der letzten Zeit so oft getan hatte.
    Sag mir, ob du was weißt! Was soll ich tun?
    Aber auch das konnte er nicht. Er wagte es nicht. Was er auch tat, es war verkehrt. Er war wie gelähmt und er hasste es. Oder vielmehr – er hasste sich selbst. Immer dieselben alten Gedan ken, dieselben Zweifel, dasselbe beschissene Talent, alles kaputt zu machen, was positiv und gut war. Wie die Beziehung mit Nora …
    Er zweifelte keine Sekunde daran, dass er in sie verliebt war. Er hatte noch nie so für ein Mädchen empfunden, sie traf ihn direkt ins Herz. Aber er konnte auch nicht abstreiten,

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