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Dark Village - Niemand ist ohne Schuld

Dark Village - Niemand ist ohne Schuld

Titel: Dark Village - Niemand ist ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Johnsen
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nebeneinander auf dem Sofa im Wohnzimmer. Sie lehnte den Kopf an seine Schulter. Sie hörten Musik, eine CD von Ryan Adams, die sie von ihm ausgeliehen hatte. Schöner Rock, eine kraftvolle Stimme und viel Gitarre.
    Vielleicht sollte sie irgendwas sagen, dachte sie. Sicher sollte sie etwas erklären, sie wusste nicht was, es war so schwierig zu wissen, was er wollte. Reichte es ihm nach dem stürmischen Kuss in der Küche, einfach hier zu sitzen?
    Sie flüsterte: „Nick.“
    Er strich ihr über die Wange. „Schhhhh.“
    Dann zog er sie noch dichter an sich, an seine Brust, und es war, als wüsste er genau, was sie fühlte. Als wollte er ihr zeigen, dass alles gut war, dass sie weder reden noch sich küssen oder sonst etwas tun mussten, dass sie einfach nur dasitzen und ihre Wärme und Liebe und alles Positive teilen konnten. Wo es doch in ihrem Leben so viel Schlechtes und Schmerzhaft es gab.
    Sie dachte zum ersten Mal seit Stunden wieder an Trine. Ihre Gedanken fühlten sich aber lange nicht mehr so schwer an. Auch das Anklagende war verschwunden: Warum bist du so, wo sie doch tot ist? Warum bist du nicht die ganze Zeit traurig, wie es sich gehört!
    Nora war erleichtert. An die Stelle des Dunklen war Nick getreten. Ob er wusste, was in ihr vorging? Nein, das hoffte sie nicht, so tief sollte er nicht in sie hineinsehen können. Denn jetzt meldete sich auch schon die kleine, gemeine Unsicherheit – und das bestimmt völlig grundlos. Garantiert war das nur wieder eins von diesen typischen Nora-Problemchen. Sie schaffte es immer, aus einer Mücke einen Elefanten zu machen, der schließlich alles kaputt trampelte.
    Aber was hatte Benedicte bloß gemeint, als sie sagte: Vieleicht ist er nicht so, wie du glaubst. Vielleicht verletzt er dich ganz schlimm.
    Was sollte das heißen? Es konnte alles Mögliche bedeuten, im Grunde hatte Benedicte Nick ja von Anfang an nicht leiden können. Vielleicht wollte sie einfach nur ein bisschen schlechte Stimmung machen.
    Aber … es ließ sie nicht los. Die Frage saß in ihrem Kopf. Es war so gemein, mit ihm zusammen zu sein und über solche Sachen nachzudenken. Aber sie konnte nichts dafür. Es war auch Trine gegenüber unfair. Trine, die jetzt in der Erde lag, während Noras Gedanken nur um sie selbst kreisten.
    Vielleicht ist er nicht so, wie du glaubst …
    Nora rückte mit dem Kopf ein Stück von Nick ab und blickte zu ihm auf. Er lächelte sie an. Er hatte die wärmsten Augen, die sie je gesehen hatte, sie waren so freundlich und so lieb. Aber trotzdem: Da war noch etwas, das sie nicht verstand, es gab einen Teil von ihm, zu dem sie nicht vordrang, obwohl sie wusste, dass er da war. Ein dunkler, gefährlicher Raum – tief drinnen in einem großen, strahlenden Haus. Verschlossen und versteckt.
    „Nick“, sagte sie.
    „Ja?“
    „Wir müssen immer ehrlich miteinander sein, ja?“
    Noch während sie die Worte aussprach, waren sie ihr unangenehm. Sie klangen falsch, irgendwie steif und formell. Schwören Sie, zu jeder Zeit Noras Gesetze und Regeln zu befolgen …
    „Versprichst du mir das?“, flüsterte sie. „Dass wir einander immer die Wahrheit sagen, egal was ist.“
    „Natürlich“, antwortete er so schnell, dass sie ganz nervös wurde. Fiel es ihm überhaupt nicht schwer, ein Versprechen abzugeben, auch wenn es um etwas derart Wichtiges ging?
    „Ist doch klar“, sagte er.
    „Ja.“ Sie nickte.
    Nora lag in Nicks Arm und hatte das Gefühl, sich in Nichts aufzulösen. Sie war glücklich und traurig zugleich. Sie war mit dem Menschen zusammen, den sie über alles liebte, und gleichzeitig fühlte sie sich unglaublich einsam. Und wenn er nun log? Wenn er verschwand? Wenn er sie einfach verließ? Was blieb ihr dann noch?

7
    „Nick“, sagte sie.
    „Ja?“
    „Wir müssen immer ehrlich miteinander sein, ja?“ Nora sah zu ihm auf. „Versprichst du mir das? Dass wir einander immer die Wahrheit sagen, egal was ist.“
    „Natürlich“, sagte er, ohne nachzudenken. „Ist doch klar.“
    „Ja.“ Sie nickte.
    Dann wurde es still. Er fragte sich, worauf sie anspielte, warum sie das ausgerechnet jetzt angesprochen hatte. Wir müssen immer ehrlich miteinander sein . Was meinte sie damit? Hatte sie irgendwas rausgefunden? War das ein Test? Er hatte doch so viel von sich preisgegeben!
    Ich bin ehrlich , dachte er. Ich erzähle ihr vielleicht nicht alles, aber was soll ich denn tun? Ich bin so, wie ich sein muss, damit wir zusammen sein können.
    Er räusperte sich und suchte

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