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Dark Village - Niemand ist ohne Schuld

Dark Village - Niemand ist ohne Schuld

Titel: Dark Village - Niemand ist ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Johnsen
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weitere Analyse nach Oslo geschickt. Ein Team von Computerexperten würde die Dateien Bild für Bild und Ton für Ton überprüfen, um später vor Gericht dazu Stellung nehmen und garantieren zu können, dass die Aufnahmen echt waren und nicht in irgendeiner Weise manipuliert – also zusammengeschnitten oder kopiert.
    Sie war sich dieser Sache mit Wolff nicht sicher. Den Kollegen hatte sie nichts von ihren Zweifeln gesagt, aber sie fand, dass Wolffs Geständnis, als er versuchte, Benedicte zum Sex zu zwingen, zweifelhaft war.
    Es wirkte eher wie eine Drohung, er kam ihr vor wie ein kleiner angeberischer Junge. Nach dem Motto: Ich bin soooo stark, ich hab schon Hunderte verkloppt, also pass auf, sonst bist du als Nächstes dran .
    Ein guter Verteidiger würde das vor Gericht ausnutzen: Mein Klient wollte das Mädchen nur einschüchtern, euer Ehren. Natürlich ist an der Behauptung nicht ein Funken Wahrheit .
    Lena Kristine Sigvardsen Moe blinzelte und räusperte sich. Sie versuchte, sich auf das zu konzentrieren, was sie am Bildschirm vor sich sah. Jetzt bloß nicht zu negativ werden , dachte sie, während sie die Erkenntnis traf, dass Nora ihr ganz schön ähnlich war.
    Manchmal machte sie die Dinge schlimmer, als sie eigentlich waren. Wolff hatte doch im Verhör mit dem Ermittlungsleiter auch noch ein richtiges Geständnis abgelegt. Das sollte ja wohl reichen!
    Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Wenn sie sich beeilte, konnte sie in einer knappen Stunde nach Hause. Pizza machen. Mit Würstchen drauf.

5
    Nora erledigte ihre Hausaufgaben, so schnell sie konnte, dann legte sie Musik auf und probierte vor dem großen Spiegel in ihrem Zimmer Klamotten an.
    Hose oder Rock? Das war die große Frage. Sie würde am liebsten einen Rock anziehen. Im Hinblick auf ihr Vorhaben schien ihr das am schlausten.
    Und obwohl es inzwischen merklich kühler war, blieb es für einen Septemberabend noch lange warm. Niemand würde es komisch finden, dass sie einen Rock trug. Nicht besonders jedenfalls.
    Die Hauptsache war aber, dass sie sich in einem Rock anders fühlte, irgendwie erotischer als mit Jeans. In einem dünnen Sommerröckchen konnte alles Mögliche passieren …
    Nora hielt die Hose in der einen, den Rock in der anderen Hand, wog sie gegeneinander ab, verglich die schwere, steife Jeans mit dem leichten, weichen Rock.
    Wenn Nick will , dachte sie. Wenn es klappt …
    Dann war der Sommerrock definitiv die bessere Wahl. Er konnte ihn anheben und seine Hand drunterschieben. Oder sie konnte den Rock selbst ein bisschen hochziehen.
    Und vielleicht, wenn sie irgendwo saßen, auf einer Bank oder im Gras … wahrscheinlich besser im Gras, dann könnte sie ihn einfach umwerfen und sich rittlings auf ihn setzen … Unter dem Rock konnte niemand sehen, was sie taten.
    Sie warf die Jeans, die sie anprobiert hatte, zurück in den Kleiderschrank. Der Rock war das Mittel der Wahl. Ja.
    Sie zog ihn an und tanzte zur Musik. Mit geschlossenen Augen drehte sie sich im Kreis und ließ ihre Hände sanft über Schenkel und Hüft en gleiten, wie seine Hände es vielleicht schon in ein paar Stunden tun würden. Und der Song, der gerade lief, passte perfekt dazu.
    When you dream, there’s a chance you’ll find a little laughter, or happy ever after …
    Sie musste doch versuchen, sich ihren Traum zu erfüllen! Sie musste sich trauen, es war Quatsch, bis in alle Ewigkeit damit zu warten. Jetzt oder nie! Niemand konnte sie …
    Der Kies in der Einfahrt knirschte und Nora wurde aus ihrem Tanz und den Gedanken gerissen. Sie erkannte das leise Motorbrummen vom Wagen ihrer Mutter. Dann knallte eine Tür und die automatische Autoverriegelung piepste laut.
    „Halloho!“, erklang es kurz darauf im Flur. „Nora? Peer?“
    Nora öffnete ihre Zimmertür. „Er ist noch nicht da!“
    „Ich mache Pizza!“, rief ihre Mutter. „Kommst du runter?“
    Ohne zu antworten, zog Nora ihre Zimmertür zu. Sie konnte gar nicht sagen, warum, vielleicht, weil das, was in ihrem Kopf vorging, besser hinter verschlossene Türen passte. Sie musste allein sein. Für den Fall, dass man es ihr irgendwie ansah.
    Und man konnte es ihr ansehen. Sie warf einen Blick in den Spiegel. Ihre Wangen waren gerötet, ihre Augen leuchteten, und der Rock hatte sich im Slip verhakt, sodass sie mit bloßem Hintern rumgetanzt hatte. Schnell zupfte sie ihn zurecht, strich den Stoff mit beiden Händen glatt und räusperte sich leise. Sie versuchte, an etwas anderes zu denken. An etwas

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