DARKNET
Sebeck.»
«Pete Sebeck
lebt
?»
«Ja, hör zu, es ist eine lange Geschichte, aber Sobol hat Sebeck vor der Hinrichtung bewahrt und auf eine Quest geschickt, die darin besteht, die Freiheit der Menschen zu rechtfertigen. Der Major hat Sebeck gerade gekidnappt und hierhergebracht. Es wird einen erbitterten Showdown geben, Nat, und ich muss dich hier rausbringen.»
«Ich gehe nirgendwohin.»
«Loki Stormbringer ist mit einer Armee von Maschinen auf dem Weg hierher. Ihm folgen zwei Dutzend Darknet-Fraktionen. Wenn Lokis Heer erst mal versammelt ist, wird das ganze Gelände hier ein einziges Schlachtfeld.»
«
Der
Loki?»
Sie setzte sich auf die Armlehne eines Sofas und schüttelte den Kopf. «Ich kann hier nicht weg, Jon.»
«Warum nicht? Das ist doch nicht dein –»
«Hör zu, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie froh ich bin, dich zu sehen, und ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr es mich rührt, dass du dein Leben riskierst, um mich zu retten. Aber ich kann hier nicht weg. Die Leute hier planen eine Art Cyber-Angriff. Einfach nur diese Ranch zu stürmen wird sie nicht stoppen. Aber zum Glück habe ich ein paar Hinweise.» Sie brachte ihm einen dicken Stapel Papiere von einem Schreibtisch. «Sie haben mir technische Unterlagen über Operation Exorcist gegeben – aber irgendwie ergibt das keinen Sinn.»
«Operation Exorcist?»
«Ja. Du erinnerst dich doch an die Destroy-Funktion des Daemon – den Befehl, der alle Daten eines infizierten Unternehmens löscht? Tja, sie haben einen Blocker entwickelt.»
«Wie zum Teufel –»
«Sie haben herausgefunden, dass sie einen durch einen Formatstring-Angriff ausführbaren Code über den Parameter der Steuernummerfunktion einschleusen können. Der lässt die Daemon-Funktion in eine Endlosschleife gehen, sodass sie keinen Rückgabewert liefert.»
«Das heißt, der Destroy-Befehl geht nicht raus … und der Daemon kann ihnen nichts mehr anhaben.»
Sie nickte.
«Können Sie den Code wirklich in alle infizierten Netzwerke einschleusen?»
«Das
Ragnorok
-Modul ist eine Internet- API . Sie können die Funktion überallher aufrufen.»
«Guter Gott …»
«Sie könnten es mit einem
Script
machen. Sie nutzen die hohe Verfügbarkeit des Daemon und kehren sie gegen ihn.»
Ross zeigte auf den Stapel technischer Unterlagen mit dem Stempel
Streng geheim
. «Aber du sagst doch, das ergibt irgendwie keinen Sinn.»
«Ja. Ich habe die letzten achtundvierzig Stunden damit zugebracht, das Ding hier genau zu studieren, und es erscheint mir einfach alles zu rosig.»
«Eine Täuschungsmanöver?»
Sie nickte. «Jon, sie wollen ihren Blocker-Angriff von Tausenden von Computern aus starten und dann Polizei und paramilitärische Strike-Teams in Tausende von Datencentern auf der ganzen Welt schicken – auf einen Schlag. Das wäre mit Abstand die größte verdeckte Operation der Menschheitsgeschichte, und ich kann mir nicht vorstellen, wie sich eine internationale Operation dieser Größenordnung geheim halten ließe.»
«Du meinst vor dem Daemon?»
«Ich meine überhaupt.»
Sie nahm einen Teil des Papierstapels. «Wie soll ich da das hier glauben? Es ist absolut größenwahnsinnig.»
«Also ist Operation Exorcist nur ein Fake?»
«Oder wir wissen nicht, worin die wahre Operation Exorcist besteht. Sie haben mich hier unter Hausarrest gestellt, damit ich dieses Propagandazeug lese – und, wenn alles zum Teufel geht, vor irgendeinem Kongress-Unterausschuss bezeugen kann, wie sorgfältig Weyburn Labs und Korr auf die Ausschaltung des Daemon hingearbeitet haben.»
Sie hob ratlos die Hände. «Aber ich habe
Heerscharen
von Privatfirmen-Militär hier auf dem Flughafen gesehen. Irgendwas
soll
passieren.»
Ross verzog das Gesicht. «Darknet-Feeds melden, dass Privatfirmentruppen Stellung beziehen, um privates Eigentum zu verteidigen – Bürotürme, Mediencenter, Telekommunikations- und Energieversorgungseinrichtungen. Und exklusive Wohnanlagen.»
Sie saßen eine Weile schweigend da und überlegten, was das bedeuten könnte. Von unten kam immer noch das Gemurmel des Fernsehers.
Ross sah sie an. «Dann kann ich dich also nicht zum Mitkommen überreden?»
«Du bedeutest mir mehr, als du ahnst, aber es ist meine Pflicht hierzubleiben.»
Er quittierte ihre Entscheidung mit einem respektvollen Lächeln, ging dann zu dem Fünfzig-Zoll-Plasmascreen in einem Schrank dem Bett gegenüber und zog den Fernseher auf der Drehplatte hervor.
«Was machst du da?»
Er nahm ein
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