DARKNET
justierten die Dart-Flights in Reaktion auf die Bewegungen des Mannes – offenbar das Lenksystem der Waffe.
Der Mann brach zusammen, während ihn die anderen schockiert anstarrten – und dann hektisch auseinanderstoben.
Im Rennen blickte Philips hinauf in den klaren Himmel und sah mehrere metallisch blitzende Objekte herabsausen. Sie warf sich hinter einen Grabstein und hörte, wie Stahlspitzen klirrend vom Stein abprallten. Gellende Schmerzensschreie folgten, und als sie sich umdrehte, sah sie inmitten der flüchtenden Menge einen Korr-Mann straucheln und stürzen, dann einen zweiten – von den tödlichen Flugkörpern niedergestreckt. Die ferngesteuerten Darts fällten die Sicherheitskräfte einen nach dem anderen. Philips sah, wie ein Verwundeter wieder auf die Beine zu kommen versuchte, nur um gleich von neuen Spitzen in den Rücken getroffen zu werden.
Ein Korr-Mann, den die Flugkörper ins Visier genommen hatten, warf seine MP -5 weg und wollte sich in eine Gruppe anderer Korr-Leute flüchten. Seine Kollegen versuchten panisch von ihm wegzukommen, als wäre er ein Aussätziger.
Es gab nirgends einen Unterstand mitten auf diesem riesigen Friedhof, also rannte der Mann im Zickzack zwischen den Grabsteinen umher, während Stahlspitzen auf Stein klirrten und sich hinter ihm ins Gras bohrten.
Schließlich traf ein Dart den Mann in die Schulter und riss ihn zu Boden. Während er wegzukriechen versuchte, wurde er gnadenlos von weiteren Spitzen durchbohrt.
Ein Kansas State Trooper in Ausgehuniform packte Philips am Arm. «Zurückbleiben, Miss!»
Sie blickte über den Friedhof und sah in der Ferne weitere Korr-Leute – erkennbar daran, dass sie allein oder zu zweit im Slalom zwischen den Gräbern herumrannten, nur um einer nach dem anderen von den blitzenden Lenkgeschossen zur Strecke gebracht zu werden.
Philips blickte zu der Stelle zurück, wo Loki gestanden hatte, aber wie zu erwarten, war er verschwunden. In weiter Ferne sah sie Hunderte Trauergäste zu ihren Autos flüchten. Sie wusste, dass es praktisch unmöglich war, Loki unter ihnen zu finden.
4 Ende der Spur
«Wissen Sie, wem Sie ähnlich sehen? Diesem Mann, der die ganzen Cops getötet hat und den sie dann hingerichtet haben.»
Pete Sebeck musterte die Verkäuferin des kleinen Lebensmittelmarkts. Eine matronenhafte Weiße in den Fünfzigern. Hinter ihr plärrte ein Fernseher, über die Mattscheibe flimmerte das beliebteste Boulevard-Nachrichtenmagazin des Landes –
News to America
. Die rotierenden Graphiken und das Technowummern der Eröffnungssequenz waren extrem nervig. «Na ja, wenn sie ihn hingerichtet haben, kann ich’s ja schlecht sein, oder?»
Sie lachte. «Ich behaupte ja nicht, dass Sie’s sind. Nur dass Sie so aussehen.»
Sebeck hielt ihr einen Zwanziger hin.
Sie nahm das Geld. «Hat Ihnen das noch keiner gesagt?»
Er schüttelte den Kopf.
«Ist nicht bös gemeint. Er sah gut aus.» Sie hielt inne, trommelte mit den künstlichen Fingernägeln auf den Kassentisch. «Wie hieß er nochmal? Der mit dem Daemon-Hoax? Hat einen ganzen Haufen Leute umgebracht. Hätt sich beinah hundert Millionen Dollar oder so was untern Nagel gerissen.»
«Keine Ahnung.»
Sie tippte den Preis ein. «Mann, das macht mich verrückt.» Sie zog mit der Hand einen Kreis um ihr Gesicht. «Die Ähnlichkeit ist verblüffend. Er war ja fast ein Jahr jeden Tag im Fernsehen. Aber er hatte den Kopf nicht rasiert. Und auch keinen Van Dyke.»
«Keinen was?»
«Den Bart da.»
«Nennt man den so?»
«Sie tragen einen und wissen nicht mal, wie er heißt?» Sie lachte und gab ihm heraus. «Ja, Van Dyke nennt man die Sorte. Mein Exmann hatte auch einen. Sollte das Feuermal auf seinem Kinn verdecken. Manche Leute verwechseln den Van Dyke mit dem Winnfield oder dem Anker, aber das ist nicht dasselbe.»
Plötzlich weiteten sich ihre Augen. «Sebeck! So hieß er, Pete Sebeck. Und er war auch noch
Cop
. Wussten Sie das? Hat seinen besten Freund ermordet und ein Dutzend FBI -Agenten oder so, eh sie ihn geschnappt haben.»
Sebeck starrte sie durch seine Sportbrille an. «Na ja, jetzt ist er ja tot.» Er nahm seine Energy-Drinks vom Kassentisch.
«Brauchen Sie eine Tüte?»
«Nein danke.»
Sebeck konnte nicht umhin, auf dem Fernseher hinter ihr die blonde Nachrichtenreporterin mit dem Lipgloss zu bemerken – Anji Anderson beim Anheizen der jüngsten Massenhysterie wegen irgendeiner vorfabrizierten Bedrohung. Was einer gewissen Ironie nicht entbehrte, da
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