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DARKNET

DARKNET

Titel: DARKNET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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blaue Linie wie einen gekrümmten Laserstrahl von da, wo er stand, bergauf führen und über den Hügelkamm verschwinden. Das war die Spur, der zu folgen ihm Sobol befohlen hatte. Der Thread war speziell auf ihn programmiert, und Sebeck war angeblich der einzige Mensch auf der Welt, der ihn sehen konnte.
    «Sie müssen nicht mitkommen.»
    «Ist mein Job, Sergeant.»
    «Sie wissen wirklich nicht, wo der Thread hinführt?»
    Price schüttelte den Kopf. «Ich bin auch nur so ein Freak im Darknet. Genau wie Sie.»
    «Nein. Nicht wie ich. Sie arbeiten
freiwillig
für den Daemon. Das ist der Unterschied zwischen uns, Laney. Vergessen Sie’s nicht – ich werde es nämlich nicht vergessen.»
    «War für mich keine schwere Entscheidung.»
    Sie saßen minutenlang schweigend da, betrachteten die Sterne und die gelegentlich über den Himmel schießenden Sternschnuppen.
    Price, der die Atmosphäre regelrecht aufsog, nickte: «Rockt echt hier draußen.»
    Sebeck deutete mit dem Daumen den Hang hinauf. «Gehen wir weiter.»
    Es war keine halbe Meile mehr bis zum Hügelkamm. Price keuchte und fluchte, als sie oben waren. Sebeck war körperlich immer noch ziemlich gut in Form – sein Gefängnisprogramm aus Sit-ups und Liegestützen hatte er als morgendliches Ritual beibehalten.
    Ein Viertelmond und ein funkelnder Sternenhimmel erhellten die umliegenden Mesas. Ein Stück weiter sah Sebeck eine Ansammlung von dunklen Formen. Der Thread führte genau darauf zu.
    «Da vorn ist irgendwas.»
    Price atmete immer noch schwer. «Ruinen einer Anasazi-Siedlung.»
    «Woher wissen Sie das?»
    «D-Raum-Geotags. Layer neun. Ich könnte Ihnen zeigen, wie man –»
    «Und Sie behaupten, Sie wüssten nicht, wo es hingeht. Wer’s glaubt …» Sebeck folgte dem Pfad bergab.
    Hinter ihm fluchte Price wieder und mühte sich, Schritt zu halten.
    Bald schon erreichten sie die ersten Steinruinen. Sie waren größer, als Sebeck es von einem uralten Indianerdorf erwartet hätte. Die dicken Mauern waren immer noch mehrere Stockwerke hoch, mit Fenster- und Türlöchern. Er hatte von Felsbehausungen im Südwesten gehört, aber noch nie von freistehenden Steinbauten. Der Thread führte geradewegs durch eine niedrige Türöffnung in einer hohen Mauer. Sebeck trat nah an die Mauer und strich mit der Hand darüber. Sie war erstaunlich ebenmäßig und dicht gefugt.
    Er kniete sich hin, um durch den Eingang zu spähen, und sah im Mondlicht mehrere nach oben offene Räume, verbunden durch eine Serie von Türöffnungen, die genau auf einer Linie lagen.
    Hinter sich hörte er Price’ Schritte. Sebeck drehte sich um. «Warum sind wir hier, Laney?»
    «Ich hab’s doch gesagt, Mann. Ich weiß es nicht. Ich soll Ihnen einfach nur helfen, an Ihr Ziel zu kommen – das heißt nicht, dass ich weiß, wo das ist.»
    Sebeck funkelte ihn finster an und schlüpfte dann durch den Eingang. Price folgte ihm, und vorsichtig bewegten sie sich durch deckenlose Räume. Hohe Wände um sie herum umrahmten den Sternenhimmel.
    Der Thread führte Sebeck eine abgetretene Steintreppe hinab, in eine runde, nach oben hin offene Kammer von etwa zwölf Metern Durchmesser. In der sechs Meter hohen Wand des Raums befanden sich noch mehrere Türöffnungen, aber der Thread endete hier in einer wirbelnden Aura aus blauem Licht, die über der glimmenden Erscheinung eines Mannes schwebte. Die geisterhafte Gestalt trug eine viktorianische Jacke und eine Krawatte aus derselben Epoche und stützte sich auf einen silberbeschlagenen Gehstock.
    Sebeck kannte diesen Mann – es war der digitale Geist Matthew Sobols, des Daemon-Entwicklers. Sobols Avatar sah gesünder aus als bei ihrer letzten Begegnung. Er stellte jetzt einen braunhaarigen Mann von Anfang dreißig dar – vermutlich Sobol, wie er vor der Auszehrung durch den Gehirntumor ausgesehen hatte. Vor Wochen war Sobols Gestalt Sebeck im D-Raum erschienen und hatte ihm aufgetragen, eine Rechtfertigung für die Freiheit der Menschen zu finden. Wahnsinn hin oder her, es war eine Aufgabe, die Sebeck nicht abzulehnen gewagt hatte. Schon gar nicht angesichts der wachsenden Macht des Daemon.
    Sebeck drehte sich zu Price um. «Sehen Sie, was ich sehe?»
    Price nickte emphatisch. «Klar, Mann. Sieht aus, wie vor seiner Operation aufgezeichnet.»
    «Es ist also eine Aufzeichnung?»
    «Interaktive
temporal offset projection
. Ein dreidimensionaler Bot, der hier im D-Raum darauf wartet, dass ein bestimmtes Ereignis eintritt. Ich schätze mal, Ihre Ankunft

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