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DARKNET

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Titel: DARKNET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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vor dem Eingang. «Jetzt beziehen Sie erst mal Ihr Zimmer, Sergeant, und morgen beginnen wir mit Ihrem Training am schamanischen Interface.» Sie stieg aus dem Van, drehte sich dann um und beugte sich durchs Seitenfenster. «Ach ja, willkommen im Enchanted Mesa Wellnesshotel.»

7 Das schamanische Interface
     
    Sebeck saß im Speiseraum des Mesa und las die Lokalzeitung. Plötzlich wackelte der Tisch. Er senkte die Zeitung und sah auf der anderen Tischseite Laney Price sitzen, vor sich ein Tablett, beladen mit Rührei, Speck, geröstetem Toast und Pfannkuchen. Price trug ein frisches schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift «Ich unterminiere die Zivilisation – und erkläre gern, wie» in fetten weißen Buchstaben. Er machte sich bereits über das Frühstück her.
    Sebeck faltete die Zeitung zusammen und trank von seinem Kaffee. «Die haben Sie also reingelassen?»
    «Sie sind ein Arsch, wissen Sie das?» Price sah ihn nicht an, sondern las angelegentlich irgendetwas im D-Raum.
    «Ich musste allein mit Riley reden.»
    «Also lassen Sie mich an einer Raststätte sitzen. Klar, verstehe ich vollkommen. Ist ja auch egal, dass ich praktisch nichts mit dem Tod Ihrer alten Person zu tun hatte und dass ich Sie nach Ihrer Beinahehinrichtung wieder zum Leben erweckt habe – wofür mir nie auch nur ein Dankeschön zuteilgeworden ist. Klar, alles total okay. Kein Wunder, dass der Daemon Sie so leicht als Bösewicht aufbauen konnte. Wissen Sie, warum? Weil Sie ein Bösewicht
sind
.» Price riss mit den Zähnen ein Stück Toast ab und wandte sich wieder seiner virtuellen Lektüre zu.
    Sebeck war nicht nach einer Diskussion zumute, aber nach Lesen war ihm auch nicht mehr. Er warf die Zeitung beiseite. Es war ein Stammesblättchen, in dem es vor allem um Schulbekanntmachungen und lokalpolitischen Kleinkram ging. Von dem riesigen Bauprojekt draußen vor dem Fenster war nicht die Rede.
    Er wandte sich der hohen Fensterfront zu. Der gesamte Komplex war offenbar in den Fels gehöhlt – und das pulverisierte Gestein zweifellos zur Gewinnung von Wasserstoff benutzt worden. Der Speiseraum hatte einen weiten Blick über den Valley-Grund und die dort im Bau befindlichen Projekte.
    In dem Moment sah er Riley durch den Speiseraum kommen. Viele Leute lächelten und winkten ihr zu, und sie blieb an mehreren Tischen stehen, um ein paar Worte zu wechseln, steuerte aber deutlich erkennbar auf ihn zu. Sebeck fragte sich, woher sie wusste, wo er sich befand, doch dann ging ihm auf, dass er im D-Raum wohl leicht zu lokalisieren war.
    Riley war genauso gekleidet wie am Vortag. Ohne ein Lächeln oder ein Wort der Begrüßung trat sie an Sebecks Tisch. «Sind Sie so weit? Es ist halb acht, und wir haben eine Menge vor.»
    Sebeck deutete auf Price. «Riley, das ist Price. Price, das ist –»
    Sie fiel ihm ins Wort. «Wir haben uns bereits kennengelernt, Sergeant.»
    Price nickte im Kauen. «Sie hat meine traurige Geschichte schon gehört.»
    «Sie haben sich Chunky gegenüber nicht gerade anständig verhalten, und Fakt ist nun mal, dass jemand die Logistik Ihrer Quest regeln muss. Als Level-1-Newbie haben Sie wohl kaum genug Credits, um irgendetwas auszurichten. Das Darknet ist keine Kommune, Sergeant. Sachen kosten Geld. Ihr Frühstück hat Chunky bezahlt.»
    Price nickte, ohne von seiner Lektüre abzulassen. «Danken Sie nicht mir. Danken Sie dem Quest-Fonds.»
    Sebeck wurde bewusst, dass Price immer derjenige war, der ihnen neue Papiere, neue Kreditkarten und neue Autos besorgte.
    «Wenn Sie das nächste Stadium Ihrer Quest erreichen wollen, brauchen Sie das Zeugnis. Also, gehen wir.»
    Er nickte. «Wo machen wir das?»
     
    Ein moderner, klimatisierter Lift trug Riley und Sebeck durch massiven Fels aufwärts, und schon nach kurzer Fahrt öffnete sich die Tür zu einem Korridor, dessen Wände ebenfalls aus massivem Felsgestein bestanden. Kompakte Leuchten erfüllten ihn mit warmem Licht. Bizarrerweise waren an den Wänden Feueralarm-Blinklichter und Rauchmelder angebracht. Das hier war keine uralte Felsbehausung. Das war modernes Bauwesen – auch wenn es einen Vulkan gebraucht hätte, um hier ein Feuer zu entfesseln. Offenbar mussten sich auch Darknet-Communities an die Brandschutzvorschriften der realen Welt halten.
    Riley ging zielstrebig an mehreren nummerierten Türen vorbei und blieb schließlich vor einer stehen, die bereits offen war. Sie führte in einen großen Konferenzraum mit einem mächtigen Holztisch, um den ein Dutzend moderne

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