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Darkons Tod

Darkons Tod

Titel: Darkons Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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ein wenig Zuversicht und Hoffnung mehr bewirken konnten als Schwerter und Streitäxte?
    »Du bist nicht schwanger, bist es nie gewesen. Alles war nur ein Traum, ein schöner möglicherweise, aber deshalb doch nur ein Traum.« Hart und unnachgiebig drang das, was Ambe sagte, in ihre Gedanken ein. Fronja fühlte, als versuche jemand, ihr einen Dolch ins Herz zu stoßen.
    »Dein Platz ist hier, in Vanga. Das ist deine Verpflichtung für die Lichtwelt.«
    »Nein!« schrie Fronja auf. » Du lügst. Du gönnst mir nicht, daß ich mit Mythor zusammen war, wärest womöglich selbst gern an meiner Stelle.«
    Ambes Augen wirkten groß und traurig. Sie hatte nicht erwartet, diesen Vorwurf zu hören.
    »Das ist längst vorbei, Fronja. Niemand sollte dies besser wissen als gerade du. Als Erster Frau Vangas liegt mir mehr am Wohlergehen der Südwelt als an meinem eigenen.«
    Alles in Fronja sträubte sich dagegen, daß Ambe recht haben könnte. Aber da war auch ein Hauch von Vernunft, der sie erkennen ließ, dies war die Wahrheit.
    Wie sollte sie sich entscheiden? Nun, da sie sich an den Gedanken gewöhnt hatte, ein Kind zu bekommen, da sie damit sogar glücklich war, wünschte sie sich dieses Kind auch. Sie konnte Mythor nicht einfach verlassen.
    Aber vielleicht wachte sie auf, und alles war gar nicht wahr. Ruhte sie in Wirklichkeit noch in ihrem Schrein im Regenbogendom…? Es wäre tatsächlich besser gewesen, wenn sie die Geschehnisse seit ihrem Aufbruch in die Schattenzone nur geträumt hätte.
    Nur geträumt…

4.
    Es war den vier Carlumern gelungen, sich unbemerkt von den Pilgern abzusondern, Gerrek, der wiederholt beteuerte, sich den Weg vom Gewölbe aus genau eingeprägt zu haben, erlebte kurz darauf eine herbe Enttäuschung, als ihn sein Orientierungssinn schmählich im Stich ließ. In dem Bemühen, möglichst schnell zu Mythor und Fronja zurückzukehren, hatte er Glair, Sadagar und den Kleinen Nadomir in einen blind endenden Stollen geführt.
    »Genau das habe ich kommen sehen«, machte der Königstroll keineswegs überrascht.
    Gerrek tastete die rauhe Felswand ab. »Dahinter geht der Weg weiter«, behauptete er. »Ich verwette meinen Kopf darauf.«
    »Hast du nichts Besseres anzubieten?«
    »Gerrek hat recht«, pflichtete Glair bei, ehe der Beuteldrache dem Kleinen Nadomir an die Kehle gehen konnte. »Der Gang hat sich verändert.«
    »Das heißt, wir müssen uns neu zurechtfinden.«
    »Wartet.« Der Beuteldrache begann auf seiner Flöte zu spielen. Als nach einigen Augenblicken noch immer nichts geschah, wurde die Melodie schriller.
    »Es ist sinnlos«, behauptete Steinmann Sadagar. »Du verursachst uns nur Kopfschmerzen damit.«
    Gerrek bedachte ihn mit einem bitterbösen Blick, nahm das Instrument aber tatsächlich von den Lippen. Fast gleichzeitig begann die Wand in nebelartigen Schleiern zu vergehen. Einen Herzschlag später war sie nicht mehr vorhanden.
    Sogar Glair lächelte spöttisch.
    »Du mußt nur mit dem Spielen aufhören«, sagte sie. »Dann kannst du alles haben.«
    Sie kamen nun ungehindert voran, aber noch ehe sie das Gewölbe aus Meteorstein erreichten, vernahmen sie hastige Schritte auf sich zukommen. Flüchtig tauchte vor ihnen eine große, kräftige Gestalt auf, die ebenso schnell wieder verschwand, ohne sie bemerkt zu haben. Ein Pilger, den der angehäufte Reichtum reizte und der deshalb zurückgeblieben war? Dann hatte er es sicher eilig; den Todesstern zu verlassen. Gerrek mußte unweigerlich an die beiden Meisterdiebe denken.
    Und dann stand er fassungslos vor dem leeren Schrein, in dem Mythor gelegen hatte.
    Das Rotarium war unberührt; ob von den anderen Sachen etwas fehlte, ließ sich nicht feststellen. Und Fronja war nach wie vor ohne Besinnung.
    »Jemand muß Mythor fortgebracht haben.«
    »Natürlich.« Steinmann Sadagar erinnerte sich, wie der Schleusenwärter Gerrek und ihn besiegt hatte und mit Mythor und Fronja in den Todesstern eingedrungen war. »Die Gestalt vorhin kann nur Boozam gewesen sein, der den Sohn des Kometen nun zum zweitenmal entführt hat.«
*
    Die lähmende Wirkung des Meteorsteins verflog schnell. Der Aborgino sah zu, wie Mythors Glieder erst zu zucken begannen, wie er sich streckte und schließlich irritiert die Augen aufschlug. Es bedurfte einiger Zeit, bis er sich zurechtfand. Sein Blick wanderte über die zerklüftete Oberfläche des Todessterns hinauf in das düstere Farbenmeer am Ende der Welt. Schließlich blieb er an dem Schleusenwärter hängen.
    »Boozam?

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