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Darkover 01 - Landung auf Darkover

Darkover 01 - Landung auf Darkover

Titel: Darkover 01 - Landung auf Darkover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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reagierte, warf sich gegen die Schwester und nahm ihr das Skalpell nach einem kurzen Handgemenge ab. Keuchend wirbelte er herum, spürte, wie ihn der Wahnsinn zu überwältigen drohte (der Boden schaukelte wie bei einem Erdbeben, wilde Schwindelanfälle überspülten seine Eingeweide und seinen Schädel mit Übelkeit, irrsinnige Farben drehten sich vor seinen Augen), und die Schwester klammerte sich an ihm fest, doch er widerstand dem Irrsinn, er widerstand den ihn umschlingenden Armen (wirf sie auf das Bett, jetzt gleich, reiß ihr das Kleid herunter!), rannte zu Dr. Di Asturien und keuchte die entsetzte Bitte hervor, alle Gifte, Narkotika und chirurgischen Instrumente wegzuschließen. Eilends zogen sie Heather hinzu (sie hatte schließlich eine Erinnerung an ihren ersten eigenen Anfall) und schafften es, den Großteil der genannten Gegenstände unter Verschluß zu bringen und den Schlüssel sicher zu verstecken, bevor sich das ganze Lazarett in ein Tollhaus verwandelte…
     
    Tief im Wald überzog das ungewohnte Sonnenlicht die Grasflächen und Lichtungen mit Blumen und verwob die Luft mit Pollen, die mit dem Wind von den Höhen heruntertrieben.
    Insekten eilten von Blume zu Blume, von Blatt zu Blatt; Vögel paarten sich, bauten Nester aus Lehm und Stroh und warmen Federn und bargen ihre Eier in die wärmeisolierenden Wände, in sicheren Höhlungen, in denen sie brüten und sich von bevorratetem Nektar und Trauben bis zum nächsten Warmen Zauber ernähren sollten… Gräser und Getreide verstreuten ihre Samen, welche von den nächsten Schneefällen fruchtbar gemacht und genügend befeuchtet wurden, so daß sie bald darauf würden sprießen können.
    Auf den Ebenen waren hirschartige Tiere in panischer Flucht, und als die pollenbefrachteten Winde ihre geheimnisvollen Düfte tief in ihre Gehirne vordringen ließen, kämpften sie und paarten sich bei hellem Tageslicht. Und in den Bäumen der unteren Hänge verfielen die kleinen pelzigen Menschenwesen in irrsinnige Raserei, wagten sich auf den Boden herunter - manche von ihnen einzig und allein zu diesen Zeiten -, schmausten von den plötzlich reifenden Früchten und brachen in irrwitzige Mißachtung der lauernden Raubtiere auf die Lichtungen hinaus. Generationen und Jahrtausende der Erinnerung in ihren Genen und Gehirnen hatten sie gelehrt, daß zu diesen Zeiten auch ihre natürlichen Feinde nicht imstande waren, die lange Anstrengung des Jagens durchzuhalten.
    Die Nacht senkte sich über die Welt der vier Monde; die dunkle Sonne versank in einer eigenartig klaren Dämmerung, und die seltenen Sterne waren zu sehen. Einer nach dem anderen stiegen die Monde in den Himmel empor: der große violett leuchtende Trabant, der hellere grüne und die blaue juwelenartige Scheibe und der kleine, der wie eine weiße Perle aussah. Auf der Lichtung, in der das große, dieser Welt fremde Sternenschiff lag, riesig und drohend, atmeten die Menschen von der Erde den seltsamen Wind und den seltsamen Pollen, der von seinem Hauch getragen wurde, und eigenartige, sich widerstreitende Impulse brachen in ihr Großhirn ein.
     
    Pater Valentine und ein halbes Dutzend ihm unbekannter Mannschaftsmitglieder lagen der Länge nach ausgestreckt, erschöpft und vollauf befriedigt, in einem Dickicht. Im Lazarett stöhnten fieberkranke Patienten unversorgt oder torkelten ungestüm über die Lichtung und in den Wald - auf der Suche nach etwas, das sie selbst nicht kannten. Ein Mann rannte trotz seines gebrochenen Beins eine Meile weit zwischen den Bäumen hindurch, bevor er zusammenbrach und lachend im Mondenschein liegenblieb… ein tierähnliches Wesen leckte ihm das Gesicht und rieb sich schnurrend an ihm.
    Judith Lovat lag ruhig in ihrer Unterkunft und spielte mit dem großen blauen Juwel, das sie an einer Kette um den Hals trug. Sie hatte es während dieser ganzen Zeit aufbewahrt, unter ihrer Kleidung verborgen. Jetzt zog sie es hervor, als würden die seltsamen sternenartigen Muster darin einen hypnotischen Einfluß auf sie ausüben. Erinnerungen kreisten durch ihren Sinn, Erinnerungen an den eigenartigen, lächelnden Wahnsinn, der sich vorhin auf sie gelegt hatte. Nach einer Weile erhob sie sich, einem unhörbaren Ruf folgend, nahm die wärmste Kleidung ihrer Zimmergenossin (ihre Zimmergenossin, ein Mädchen namens Eloise, einst an Bord des Schiffes Nachrichtenoffizier, saß unter einem Baum mit gewaltiger Krone, lauschte der Melodie des Windes in den langen Blättern und sang wortlos) und zog

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