Darkover 01 - Landung auf Darkover
so daß er gemütlich pro Jahrhundert einen von uns kennenlernen kann.«
MacAran gluckste. »Nun, wir werden ihm nicht davonlaufen. Ich schätze, es bleibt genügend Zeit. Dr. Frazer ist im siebten Himmel, er hat genug anthropologische Notizen zusammenbekommen, um für drei Jahre mit einer Freizeitbeschäftigung versorgt zu sein. Er muß alles aufgeschrieben haben, was er in dem Haus gesehen hat - ich hoffe, es beleidigt sie nicht, daß er sich alles angesehen hat. Und natürlich hat er alles notiert, was sie als Nahrung verwenden - wenn wir dieser Spezies schon irgendwie ähnlich sind, so können wir offenbar auch all das essen, was sie essen können«, fügte MacAran hinzu. »Natürlich haben wir seine Vorräte nicht angerührt, aber Frazer hat auch darüber seine Notizen gemacht. Übrigens… ›er‹ sage ich aus purer Bequemlichkeit, Dominick war sich beispielsweise sicher, eine Frau habe uns zu jener Hütte geführt. Auch war das einzige Möbelstück - das einzige größere Möbelstück - etwas, das wie ein Webstuhl aussah, mit einem darauf gespannten Netz. Wir haben Kokons aus Pflanzenfasern gefunden - sie sehen der irdischen Wolfsmilch-Pflanze sehr ähnlich -, eingeweicht, offenbar zur Verarbeitung vorbereitet; wahrscheinlich werden sie zu Fäden gesponnen. Auf dem Rückweg haben wir ein paar von diesen Kokons gefunden. Wir haben sie MacLeod übergeben. Er wird sie sich in den Laboratorien der Farm ansehen. Sieht so aus, als würden sie ein sehr feines Tuch abgeben.«
Als sich Judy erhob und Anstalten machte, zu gehen, sagte sie: »Du weißt, daß es im Lager noch immer eine Menge Leute gibt, die nicht einmal daran glauben, daß auf dieser Welt zwei fremde Völker leben.«
MacAran erwiderte ihren versonnenen Blick und erwiderte sehr sanft: »Spielt das eine Rolle, Judy? Wir wissen es. Vielleicht brauchen wir einfach nur zu warten und ebenfalls damit anzufangen, in Größenordnungen von Generationen zu denken. Vielleicht werden unsere Kinder alles wissen.«
Auf der Welt der roten Sonne nahm der Sommer seinen Lauf. Tag für Tag stieg die Sonne ein wenig höher am Himmel empor, dann wurde die Sonnenwende überschritten, und sie neigte sich zögernd wieder tiefer. Camilla, die sich der Aufgabe widmete, kalendarische Tabellen zu führen, stellte fest, daß die täglichen Veränderungen des Sonnenstands am Himmel auf eine Verkürzung der Tage - die während ihrer ersten vier Monate auf dieser Welt länger geworden waren - und somit auf den heranrückenden unvorstellbaren Winter hinwiesen. Der Computer, dem sämtliches verfügbares Informationsmaterial eingegeben worden war, hatte Tage der Dunkelheit vorausgesagt, durchschnittliche Temperaturen um null Grad Celsius und praktisch allgegenwärtige Froststürme. Doch sie erinnerte sich selbst daran, daß dies nur eine mathematische Wahrscheinlichkeitsrechnung war. Es hatte nichts mit Tatsachen zu tun.
Während dieses zweiten Drittels ihrer Schwangerschaft gab es Zeiten, da wunderte sie sich über sich selbst. Nie zuvor war ihr in den Sinn gekommen zu bezweifeln, die strenge Disziplin der Mathematik und der Wissenschaft - seit ihren Kindertagen ihre Welt - könne Lücken haben. Und nie hatte sie angenommen, auf ein Problem treffen zu können, welches von diesen Disziplinen nicht gelöst werden konnte. Soweit sie feststellen konnte, hatten für ihre Mannschaftskameraden die alten Disziplinen nach wie vor Bestand. Selbst über den zunehmenden Beweis für ihre stärker werdende Fähigkeit, die Gedanken anderer lesen und auf unheimliche Art in die Zukunft sehen und beunruhigend exakte Vorhersagen treffen zu können, die allein auf schnellen Eingebungen dessen beruhten, was sie »die dunkle Ahnung« nennen mußte - selbst hierüber wurde gelacht; sie taten es achselzuckend ab. Doch sie wußte, daß ein paar von den anderen dasselbe erlebten.
Es war Harry Leicester - insgeheim sah sie ihn noch immer als Captain Leicester -, der es sehr klar für sie darstellte, und in seiner Gegenwart konnte sie es fast wie er sehen.
»Halte daran fest, was du weißt, Camilla! Das ist alles, was du tun kannst. Man nennt es intellektuelle Integrität. Wenn eine Sache unmöglich ist, dann ist sie unmöglich!«
»Und wenn das Unmögliche geschieht? Wie zum Beispiel - ASW?«
»Dann«, sagte er verwegen, »hat man seine Fakten irgendwie falsch interpretiert… oder man stellt Vermutungen an, die auf unterbewußten Anreizen beruhen. Du darfst das nicht über Bord werfen, nur weil du
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