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Darkover 02 - Herrin der Stuerme

Darkover 02 - Herrin der Stuerme

Titel: Darkover 02 - Herrin der Stuerme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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bekannt, und fühlte deswegen eine merkwürdige Behaglichkeit.
Ich habe meinen Bruder verloren. Damon-Rafael ist mein Feind. Und doch werde ich nie mehr völlig bruderlos sein, da ich in den Verstärkern gearbeitet und die Berührung von Geist zu Geist über die ganze Welt erlebt habe. Ich habe Schwestern und Brüder in Hali und Tramontana, und in Arilinn und Dalereuth und überall in den Türmen …
In solch einem Sinne waren Damon-Rafael und ich nie Brüder. Ian-Mikhail versammelte jetzt den Kreis und wies jedem seinen Platz zu. Allart zählte neun Personen. Er trat näher und setzte sich in den Ring vereinter Körper, die sich nirgendwo berührten, aber einander nahe genug waren, um die anderen als elektrische Felder zu spüren. Er sah die inneren Wirbel in Kraftfeldern, die die anderen waren. Er sah, wie sich das Feld um Ian-Mikhail aufzubauen begann, als der Bewahrer die ungeheuren Energien der verknüpften Matrixsteine ergriff und anfing, sie zu drehen und in einen Kraftkern auf dem Schirmgitter vor ihnen zu lenken. Bisher hatte er nur mit Coryn als Bewahrer gearbeitet, und dessen geistige Berührung war sanft und kaum wahrnehmbar. Im Gegensatz dazu spürte Allart, wie Ian-Mikhail ihn ergriff, beinahe brutal an ihm zerrte und ihn in den Kreis plazierte. Aber in seiner Stärke lag keinerlei Bosheit. Es war nur die entschiedene Art, in der er arbeitete; jeder benutzte seine Psi-Kräfte auf besondere Art und Weise. Einmal im Kreis, in den Verstandesring eingeschlossen, schwand das persönliche Denken und machte dem summenden Bewußtsein eines vereinten, konzentrierten Zwecks Platz. Allart konnte die Kraft, die sich im Innern des Schirms aufbaute, spüren – eine ungeheuer ausgedehnte singende Stille. Durch die Entfernung getrübt, berührte er den vertrauten Geist der anderen: Coryn, wie ein flüchtiger Händedruck; Arielle ein schneller Lufthauch, schwankend, wahrnehmbar; Cassandra … Sie waren dort, sie waren hier – dann wurde er von der sengenden Überladung, dem Geruch von Ozon, dem ungeheuren Aufblitzen, den brennenden Energien, die wie ein Blitz auf den Höhen einschlugen, blind und taub.
Schlagartig zerbrach das Muster, und sie waren wieder einzelne, voneinander getrennte Individuen; Cassandra kniete bleich und benommen auf den Steinen vor dem Kreis.
Sie wankte, drohte zu stürzen, aber Rosaura ergriff sie und gab ihr Halt. Dann war Allart bei ihr und hob sie in seine Arme. Sie sah ihn an, voller Erschöpfung und Entsetzen.
Mit einem dünnen Lachen sagte Ian-Mikhail: »Du bist so erschöpft wie nach einem Zehntageritt. Es mußte eine bestimmte Menge Energie verwendet werden, aber es ist gelungen. Jetzt komm mit uns. Wir müssen essen und unsere Kräfte erneuern. Erzähl uns alle Neuigkeiten von Hali, wenn du willst.«
Allart war geschwächt und spürte den ungeheuren Hunger des Energieentzugs. Zum ersten Mal aß er die gesüßten Speisen in der MatrixKammer ohne Übelkeit oder Widerwillen. Er war nicht genug Techniker, um den Prozeß zu verstehen, der Cassandra durch den Raum über die Strecke eines Zehntageritts teleportiert hatte. Aber sie war da, ihre Hand in seiner verschränkt, und das war ihm genug.
Die weißgekleidete Überwacherin kam und bestand darauf, beide zu untersuchen. Sie widersprachen nicht.
Während sie aßen, berichtete Cassandra die Neuigkeiten von Hali. Der Tod und das Begräbnis des alten Königs; der Rat war zusammengerufen, um Prinz Felix zu untersuchen – er war noch nicht gekrönt, würde wahrscheinlich nie gekrönt werden; die Aufregung unter den Leuten von Thendara, die den verbindlichen jungen Prinzen unterstützten. Es hatte einen erneuten Waffenstillstand mit den Ridenows gegeben, und der Hali-Turm war gezwungen worden, ihn dazu zu nutzen, HaftfeuerVorräte zu schaffen. Cassandra zeigte Allart eine der charakteristischen Verbrennungen an ihrer Hand.
Allart hörte voller Erstaunen zu. Seine Frau. Und doch fühlte er, daß er sie vorher nie gesehen hatte. Beim letzten Mal war sie kindlich, unterwürfig, immer noch krank als Reaktion auf ihre selbstmörderische Verzweiflung gewesen. Jetzt, knapp ein halbes Jahr danach, schien sie Jahre älter zu sein. Ihre Stimme und ihre Bewegungen waren fester, entschiedener. Das war kein verängstigtes Mädchen, sondern eine Frau. Ausgeglichen, zuversichtlich, selbstsicher. Sie sprach zwanglos und sachkundig mit den anderen Überwachern über die beruflichen Anforderungen ihrer präzisen Arbeit.
Was kann ich einer Frau wie dieser geben?

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