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Darkover 02 - Herrin der Stuerme

Darkover 02 - Herrin der Stuerme

Titel: Darkover 02 - Herrin der Stuerme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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er wußte ohne einen Schatten des Zweifels, daß beim Einsatz von Laran – außer jenem einfachen Zauber, der nur die Tatsache bekräftigte, daß die Natur eins war, und nichts, was ihrer Harmonie entzogen wurde, lange existieren konnte –, daß dann …
Allarts Ohren waren von den Schreien künftigen Wehklagens erfüllt… Dom Mikhail stand vor ihm, gebeugt, weinend, in einer einzigen Nacht bis zur Unkenntlichkeit gealtert, und rief aus: »Ich bin verflucht! Wäre ich doch ohne Tochter oder Sohn gestorben.« Renatas Gesicht schwebte vor ihm, zuckend, in Angst, sterbend. Die schreckliche Flamme des Blitzes betäubte seine Sinne, und Dorilys’ Gesicht tauchte leichenblaß im Leuchten des Sturms auf… Er konnte diese möglichen Zukunftsentwicklungen nicht ertragen, aber er konnte sie auch nicht ausschließen. Ihr Gewicht erstickte seine Stimme, erstickte alles, außer seiner verzweifelten Angst …
Mit einem verzweifelten Kopfschütteln ging er davon.
Aber eine Zeitlang schien es tatsächlich, als wären die Pläne der Angreifer vereitelt worden und sie seien nun gezwungen, sich gewöhnlicher Waffen zu bedienen. Den ganzen Tag und die ganze Nacht über schlugen die von Katapulten abgefeuerten Geschosse dumpf gegen die Burgmauern. Hin und wieder folgte ein Hagel von Feuerpfeilen. Donal hielt Männer mit Wasserfässern in ständiger Alarmbereitschaft. Selbst einige Frauen mußten auf die Feuer achten und Wasserfässer dorthin schleppen, wo sie sofort benutzt werden konnten, um Brände in den hölzernen Außengebäuden zu löschen. Kurz vor der Morgendämmerung, als die meisten Burgwachen hin- und herhasteten und ein Dutzend kleiner Brände löschten, ertönte plötzlich ein Alarm, der jeden rüstigen Mann zu den Mauern rief, um einen Trupp auf Sturmleitern zurückzuschlagen. Die meisten wurden niedergemacht und von der Brustwehr gestürzt, aber einigen gelang der Durchbruch. Donal mußte sich ihnen mit einem halben Dutzend ausgesuchter Leute im ersten Kampf von Mann zu Mann im Innenhof entgegenstellen. Allart, der neben ihm focht, steckte eine leichte Hiebwunde am Arm ein, und Donal schickte ihn fort, sie pflegen zu lassen.
Er stieß dabei auf Cassandra und Renata, die gemeinsam mit den Heilerinnen arbeiteten.
    »Allen Göttern sei gedankt, daß es nicht schlimmer ist«, sagte Cassandra erbleichend.
»Ist Donal verletzt?« wollte Renata wissen.
»Keine Sorge«, sagte Allart und verzog das Gesicht, als die Heilerin begann, seine Wunde zu nähen. »Er hat den Mann niedergestochen, der mir das zugefügt hat. Dom Mikhail hat für sich und Aldaran nie etwas Besseres getan, als Donal im Kriegshandwerk ausbilden zu lassen. So jung er auch ist, er hat trotzdem alles völlig unter Kontrolle.« »Es ist still«, sagte Cassandra. »Welche Teufelei hecken die Leute dort unten jetzt aus?«
»Still, sagst du?« Allart blickte sie überrascht an. Dann wurde ihm bewußt, daß es tatsächlich still war – eine tiefe, unheilverkündende Stille drinnen und draußen. Das kreischende Geräusch der an der Burgmauer zersplitternden Geschosse hatte aufgehört. Jene, die er so deutlich hörte, waren in seinem Kopf: die möglichen und vielleicht nie eintreffenden Einsichten seines Laran. Im Moment war es tatsächlich still, aber die Geräusche, die er beinahe hören konnte, sagten ihm, daß es sich nur um eine kurze Unterbrechung handelte.
»Meine Liebste, ich wünschte, du wärst sicher in Hali oder Tramontana.«
»Ich bin lieber bei dir«, sagte Cassandra.
Die Heilerin hatte seinen Arm jetzt verbunden, legte ihn fest in eine Schlinge und reichte Allart eine Tasse mit einer rötlichen, klebrigen Flüssigkeit. »Trinkt das, das wird Eure Wunde vor dem Fieber bewahren«, sagte sie. »Schont den Arm soweit wie möglich; es gibt Leute genug, die ein Schwert in den Kampf tragen können.« Bestürzt fuhr sie zurück, als die Tasse aus Allarts plötzlich erschlaffender Hand fiel. Die rote Flüssigkeit rann wie Blut über den Steinboden.
»In Avarras Namen, mein Fürst!«
Im gleichen Moment, als sie sich bückte, um das verschüttete Getränk aufzuwischen, hörte Allart vom Hof den gleichen Aufschrei, den er vorher durch sein Laran wahrgenommen hatte. Hastig stand er auf und rannte die inneren Treppen hinab. Aufgeregte Rufe waren zu hören. Im inneren Hof wichen die Leute vor einem zerborstenen Behälter zurück, der auf dem steinernen Boden lag und aus dem ein merkwürdig aussehender gelber Schleim sickerte. Wo er sich ausbreitete, qualmte und

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