Darkover 02 - Herrin der Stuerme
verbrannte der Stein und öffnete sich zu klaffenden Löchern. Er wurde wie kalte Butter weggeschmolzen.
»Zandrus Hölle!« brach es aus einer der Wachen heraus. »Was ist das? Noch mehr magisches Höllenwerk?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Dom Mikhail ernüchtert. »So etwas habe ich bisher noch nie gesehen.«
Einer der Soldaten trat vor und versuchte, einige Bruchstücke des Behälters zur Seite zu schleppen. Unter qualvollen Schreien stürzte er zurück: Seine Hände waren versengt und geschwärzt.
»Weißt du, was es ist, Allart?« fragte Donal.
Allart preßte die Lippen zusammen. »Keine Zauberei, sondern eine von den Türmen entwickelte Waffe – eine Säure, die Stein schmilzt.« »Können wir nichts dagegen unternehmen?« fragte Lord Aldaran. »Wenn sie noch mehr davon gegen unsere Außenmauern schleudern, werden sie uns die Burg über den Köpfen zerschmelzen! Donal, schick Männer aus, um die Grenzlinien zu kontrollieren.«
Donal zeigte auf einen Gardisten. »Du, und du und du – nehmt eure Friedensmänner und geht. Nehmt Strohschilde. Das Zeug beschädigt das Stroh nicht – seht, wo es auf die Futterballen gespritzt ist –, aber wenn es Metall berührt, werdet ihr an den Säuredämpfen ersticken.« Allart sagte: »Wenn es Säure ist, nehmt das Aschenwasser, das ihr benutzt, um in der Meierei und den Ställen aufzuwischen; vielleicht wird es die Säure stoppen.« Zwar neutralisierte das starke Alkali die Säure tatsächlich, aber einige der Männer bekamen Spritzer von der starken Lauge ab. Dort, wo der Hof von der Säure zerfressen war, wurden selbst an den Stellen, die anschließend mit Laugenwasser behandelt wurden, Löcher in die Stiefel der Männer hineingefressen. Große Bereiche mußten abgezäunt werden, damit niemand sie betrat und verletzt wurde. Auf den Steinen der äußeren Mauer hatte es einige direkte Treffer gegeben. Der Stein bröckelte. Am schlimmsten war, daß sich der Vorrat an Laugenwasser bald erschöpfte. Man versuchte es mit Seife und dem Urin von Tieren, aber sie waren nicht stark genug.
»Das ist schrecklich«, sagte Dom Mikhail. »Sie werden unsere Mauern ziemlich schnell zerstört haben. Das ist sicher Lord Elhalyns Werk, Cousin. Meinem Bruder stehen solche Waffen nicht zur Verfügung. Was können wir tun? Hast du irgendwelche Vorschläge?«
»Zwei«, sagte Allart zögernd. »Wir können einen Bindezauber über den Stein legen, damit er von keiner unnatürlichen Substanz zerfressen werden kann. Er würde zwar einem Erdbeben nicht standhalten, aber sicher dieser unnatürlichen Waffe.«
Also nahm die turmausgebildete Gruppe erneut ihren Platz in der Matrix-Kammer ein. Dorilys gesellte sich zu ihnen, weil sie mithelfen wollte.
»Ich kann überwachen«, bat sie, »und Renata könnte dann mit euch in den Kreis gehen.«
»Nein«, sagte Renata schnell. Sie dankte den Göttern, daß Dorilys’ telepathische Fähigkeiten noch ungeübt waren und nur sporadisch auftraten. »Ich glaube, du kannst einen Platz im Kreis einnehmen, wenn du willst, und ich werde von außen überwachen.«
Sie wollte um jeden Preis verhindern, daß Dorilys erfuhr, warum sie selbst jetzt nicht an ihm teilnehmen konnte.
Mir widerstrebt es, sie auf diese Art zu täuschen. Aber es wird der Tag kommen, an dem sie stark und gesund ist, und dann werden Donal und ich es ihr sagen, dachte Renata.
Glücklicherweise war Dorilys über die Erlaubnis so aufgeregt, daß sie Renata keine weiteren Fragen stellte; es war schließlich, abgesehen von der Betätigung im Gleiter, das erste Mal, daß sie ihre Matrix offiziell benutzte. Cassandra streckte die Hand aus, und das Mädchen nahm neben ihr Platz. Erneut sandten sie den Zauber aus, der nichts anderes tat, als die Kräfte der Natur zu stärken.
Der Felsen ist eins mit dem Planeten, auf dem er sich erhebt, und der Mensch hat ihn geformt, wie es vorherbestimmt war. Nichts soll ihn verändern. Der Felsen ist eins … eins … eins …
Der Bindezauber war vollendet. Allart, dessen individuelles Bewußtsein hinter dem des Kollektivs verblaßte, war sich der geformten Felssteine der Burg und ihres festen Zusammenhalts bewußt; die Wucht der Granaten und des chemischen Schleims würden schadlos abprallen und abgestoßen werden. Der gelbe Schleim würde außen hinabrinnen und lange, scheußliche Streifen hinterlassen, aber zerbröckeln und schmelzen würde der Stein nicht.
Der Felsen ist eins … eins … eins …
Von außerhalb des Kreises erreichte sie ein behutsamer Gedanke.
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