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Darkover 02 - Herrin der Stuerme

Darkover 02 - Herrin der Stuerme

Titel: Darkover 02 - Herrin der Stuerme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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und der alten Zauberin Margali im Turmzimmer aufhielt – Dorilys hütete das Bett, da ihr Arm noch schmerzte und Margali ihr ein starkes Schlafmittel gegeben hatte –, spürte das erste alarmierende Warnzeichen, als Margali die Hände an den Kopf legte und zu weinen begann.
»Oh, mein Baby, mein Kleines, mein armes Lämmchen«, rief sie. »Ich muß zu ihr!« Sie rannte aus dem Zimmer. Fast im gleichen Moment griff sich Renata, als hätte sie ein Pfeil getroffen, ans Herz und rief: »Ah! Er ist tot!« Während Allart sie erstaunt ansah und die von Margali zugeschlagene Tür noch erzitterte, hörte er Cassandra aufschreien. Er hatte plötzlich den Eindruck, daß sie fort war und die Welt dunkel wurde; daß sie irgendwo hinter einer verschlossenen Tür einen Kampf auf Leben und Tod mit seinem Bruder ausfocht und er sie beschützen mußte. Allart war gerade aufgestanden und hatte, um sie vor dem Schänder zu retten, einen Schritt zur Tür getan, als er Cassandra auf der anderen Seite des Zimmers sah. Sie kniete von Schmerzen geschüttelt am Boden, zerrte an ihren Kleidern und stimmte eine Totenklage an, als läge vor ihr eine Leiche.
Ein winziger Rest von Vernunft kämpfte in Allart, wie es schien, stundenlang. Cassandra bedarf keiner Rettung, wenn sie dort kniet und klagt, als läge ihr Liebster tot vor ihr … Aber in seinem Geist schien es immer noch, als höre er Schreie des Schreckens und der Angst, als riefe sie laut nach ihm.
Allart! Allart! Warum kommst du nicht zu mir? Allart, komm, komm schnell… und ein langer, angsterfüllter Schrei voller Verzweiflung und Angst.
Renata war aufgestanden und ging schwankenden Schrittes zur Tür. Allart packte sie um die Hüfte.
»Nein!« sagte er. »Nein, Cousine, du darfst nicht gehen. Das ist Hexerei. Wir müssen dagegen ankämpfen. Wir müssen den Bindezauber anwenden.«
Sie wand sich wie eine Irre in seinen Armen, trat nach ihm und zerkratzte sein Gesicht mit den Fingernägeln, als sei er nicht Allart, sondern ein Feind und darauf aus, sie zu ermorden oder zu vergewaltigen. Ihre Augen waren in innerlichem Entsetzen verdreht, und Allart wußte, daß sie ihn weder sah noch hörte.
»Nein, nein, laß mich los! Es ist das Baby! Sie bringen unser Baby um! Kannst du nicht sehen, daß sie ihn gepackt haben und bereit sind, ihn von der Mauer zu stürzen? Ah, gnädiger Avarra … Laßt mich los, ihr mörderischen Teufel! Nehmt mich zuerst!«
Ein eisiges Frösteln jagte Allarts Rücken hinab, als er sich bewußt wurde, daß auch Renata gegen eine innere Angst ankämpfte – daß sie Donal oder das noch gar nicht geborene Kind in einer tödlichen Gefahr sah …
Während er sie festhielt, kämpfte er gegen die Überzeugung an, daß Cassandra irgendwo flehentlich seinen Namen herausschrie und ihn bat, zu ihr zu kommen … Allart wußte: Wenn er sie nicht schnell zum Schweigen brachte, würde auch er der Kraft unterliegen und aufgeregt die Treppen hinunterstürzen, um sie in jedem Zimmer der Burg zu suchen – obwohl sein Verstand ihm sagte, daß sie in absoluter Nähe war.
Er zog seine Matrix heraus und konzentrierte sich auf sie. Wahrheit, Wahrheit, laß mich die Wahrheit sehen … Erde und Luft und Wasser und Feuer … laß die Natur sich von Illusionen befreien … Erde und Luft und Wasser und Feuer … Er besaß nur die Kraft für den grundlegenden Zauber, das erste der Gebete. Er mühte sich, die nichtexistierenden Schreie Cassandras aus seinen Ohren zu vertreiben und das schreckliche Schuldgefühl abzuschütteln, daß er hier war, während sie irgendwo mit einem Schänder kämpfte …
Ruhe breitete sich in seinem Geist aus. Es war die Stille des Heilzaubers, die Stille der Kapelle von Nevarsin. Er trat in sie hinein und wurde für einen zeitlosen Augenblick immun. Allart sah jetzt nur, was sich in dem Zimmer abspielte: Sein Blick fiel auf die beiden von einer angsterregenden Illusion gepackten Frauen. Zuerst konzentrierte er sich auf Renata und befahl ihr mit dem Rhythmus des Heilzaubers, ruhig zu werden. Langsam, ganz langsam fühlte er, wie der Zauber in ihren Geist eindrang und sie beruhigte. Sie hörte auf zu kämpfen und sah sich erstaunt um.
»Nichts davon ist wahr«, wisperte sie. »Donal … Donal ist nicht tot. Unser Kind … es ist noch nicht einmal geboren. Aber ich habe gesehen, Allart, ich habe gesehen, wie sie ihn festhielten und konnte ihn nicht erreichen.«
»Ein Angstzauber«, sagte Allart. »Ich glaube, jeder hat gesehen, was er am meisten fürchtet. Komm

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