Darkover 02 - Herrin der Stuerme
Möglichkeit, daß wir über kurz oder lang durch eine Waffe überwältigt werden, die noch schrecklicher ist als die, die man schon gegen uns in Gang gesetzt hat.«
Seufzend unternahm Allart einen letzten Versuch.
»Lord Aldaran, Dorilys hat sich noch nicht einmal von der Schwellenkrankheit erholt. Als wir uns in der Brandstation aufhielten, habe ich gesehen, wie krank und schwach sie der Einsatz ihres Laran macht. Und damals hatte sie noch nicht die Schwelle der Reife erreicht. Ich habe wirklich Angst vor den Möglichkeiten ihrer Kraft, wenn Ihr sie jetzt einer weiteren Belastung aussetzt. Wollt Ihr nicht so lange warten, bis uns keine andere Wahl mehr bleibt? Ein paar Tage, sogar ein paar Stunden …»
Als er das angstverzerrte Gesicht Lord Aldarans sah, wußte Allart, daß er zumindest für den Augenblick einen Sieg errungen hatte.
»Cassandra und ich werden wieder zum Wachtturm gehen und darauf achten, daß man uns nicht erneut ahnungslos vorfindet. Ganz gleich, wie viele Leroni sie dort unten haben – nach dem letzten Angriff müssen sie ziemlich erschöpft sein. Ich nehme an, daß sie sich erst ausruhen müssen, ehe sie einen weiteren Zauber wie diesen – oder einen schlimmeren – versuchen.«
Allarts Voraussage erwies sich als zutreffend, denn während des ganzen Tages und der Nacht flogen nur ein paar Pfeilhagel gegen die Burgmauern.
Aber am nächsten Morgen wurde er, nachdem er sich ein paar Stunden Schlaf gegönnt und Cassandra als Wache im Turmzimmer zurückgelassen hatte, von einem unheilverkündenden Grollen geweckt. Allart versuchte, den Schlaf mit einigen Spritzern kalten Wassers zu vertreiben und bemühte sich verwirrt, den Klang zu identifizieren. Kanonen? Donner? War Dorilys wieder erzürnt oder verängstigt? Hatte Aldaran sein Versprechen gebrochen, sie nur im Notfall zu benutzen? Oder was ging hier vor?
Er rannte die Treppen zum Turm empor. Die Stufen schienen unter seinen Füßen zu wanken, und er mußte sich am Geländer festhalten. Sein Laran offenbarte ihm plötzlich Risse in den Mauern und zeigte ihm, wie der Turm abbröckelte und zerfiel. Erbleichend stürzte er in das Turmzimmer. Cassandra, vor der Matrix sitzend, sah, seine Angst wahrnehmend, in plötzlichem Schrecken zu ihm auf.
»Komm mit hinunter«, sagte er schnell. »Komm hier raus, sofort!« Als sie die Treppen hinuntereilten, sah er erneut die Risse im Treppenaufgang und hörte das Grollen … Hand in Hand jagten sie die Stufen hinab. Cassandra, die wegen ihres kranken Knies humpelte, kam kaum noch mit. Schließlich wandte Allart sich um, nahm sie auf die Arme und trug sie die letzten Stufen hinunter. Er hielt nicht einmal an, um Atem zu schöpfen, und hastete durch die Halle. Keuchend setzte er sie ab und klammerte sich an den Türrahmen. Cassandra hatte ihre Arme um ihn gelegt. Dann wankte und polterte der Boden unter ihren Füßen. Ein lautes Geräusch erklang, als würde die Welt auseinandergerissen, dann hob sich der Boden des Turms, den sie gerade verlassen hatten und beulte sich nach oben. Die Treppen brachen aus dem Mauerwerk, Steine fielen heraus, dann brach der ganze Turm auseinander und fiel. Er krachte mit gewaltigem Donnern auf die Dächer der Festung, Steine ergossen sich in den Hof, fielen in das unter ihnen liegende Tal und lösten Steinschläge und Erdrutsche aus … Cassandra vergrub ihr Gesicht an Allarts Brust und klammerte sich angstbebend an ihn. Er fühlte, wie seine Knie nachgaben. Zusammen glitten sie auf den unter ihnen schwankenden und bebenden Boden. Schließlich erstarb der Lärm und hinterließ Stille – und merkwürdige, bedrohlich klingende knirschende Geräusche aus dem Erdboden unter ihnen.
Langsam kamen sie wieder auf die Beine. Cassandras Knie war bei dem Sturz erneut verletzt worden, und so klammerte sie sich an Allart, um stehen zu können. Gemeinsam starrten sie auf die große Lücke in der nebligen Dämmerung, an der sich einst ein hoher, dreistöckiger, durch Matrix-Technik erbauter Turm erhoben hatte. Jetzt gab es dort nur noch einen großen Steinhaufen und eine mächtige Lücke, durch die der Morgenregen fiel.
»Was, im Namen aller Götter, war das!«, erkundigte sich Cassandra schließlich wie betäubt. »Ein Erdbeben?«
»Viel schlimmer, fürchte ich«, sagte Allart. »Ich weiß nicht, welche Leroni sie dort unten gegen uns einsetzen, aber ich fürchte, es handelt sich um eine Waffe, die so schlimm ist, daß nicht einmal Coryn sie einsetzen würde.«
Cassandra meinte: »Das könnte
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