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Darkover 03 - Herrin der Falken

Titel: Darkover 03 - Herrin der Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Fassung geraten. Aber wiederum, wenn sie im Haus gesessen hätte, wäre es ihr vermutlich nie eingefallen, sich der von ihrem Vater arrangierten Heirat zu entziehen. Und bestimmt wäre sie nicht imstande
    gewesen, mit so vielen Männern zu reiten, ohne sich irgendwie zu verraten.
    Am Tor des Klosters zog Orain den Strang der Glocke, die dem Pförtner des Gästehauses ihre Ankunft verkündete. Es war sehr spät; Romilly fürchtete einen Augenblick, sie würden nicht mehr eingelassen werden. Aber dann tauchte der Bruder Pförtner auf und öffnete ihnen brummend. Mißbilligend runzelte er die Stirn und rümpfte die Nase, als er den schweren Weindunst um sie beide wahrnahm. Immerhin ließ er sie ein. Orain bot ihm ein Silberstück an, das er ablehnte. »Es ist mir nicht erlaubt, Freund. Ich danke Euch für die freundliche Absicht. Nein, in Euer Zimmer geht es hier entlang.« Hörbar fragte er Romilly: »Könnt Ihr ihn in sein Zimmer bringen?«
    »Hier entlang, Orain.« Romilly schob ihn auf seine Tür zu. Drinnen sah Orain sich benommen um, wie eine Eule im Tageslicht. »Wo…»
    »Legt Euch nieder und schlaft.« Romilly stieß ihn auf das nähere der beiden Betten und zog an seinen schweren Stiefeln. Er gab unzusammenhängende Proteste von sich. Er war betrunkener, als sie gedacht hatte.
    Dann hielt er sie an einem Handgelenk fest. »Du bist ein guter Junge. Aye, Rumal, ich mag dich, aber du bist ein Cristofero.
    Einmal habe ich gehört, daß du den Lastenträger anriefst… verdammt…»
    Sacht befreite Romilly ihre Hand, deckte ihn mit seinem Mantel zu und stahl sich hinaus. Wo mochte Dom Carlo sein? Doch wohl nicht immer noch in Klausur mit dem Vater Meister? Nun, es ging sie nichts an, und sie mußte früh aufstehen, um für die Reittiere und die Kundschaftervögel zu sorgen. Da sie das Quartier von Carlos und Orains Begleitern nicht teilen wollte, hatte sie sich entschlossen, sich im Stall ins Heu zu legen – da war es warm, und sie war unbeobachtet. So brauchte sie nicht ganz so ängstlich wie sonst darauf bedacht zu sein, ihren Körper nicht zufällig zu enthüllen. Erst als sie wieder allein war, wurde ihr bewußt, welche Anstrengung es sie kostete, ständig vor irgendeinem verräterischem Wort, irgendeiner Geste auf der Hut zu sein. Sie zog die Stiefel aus, war froh über die dicken Strümpfe darunter, rollte sich im Heu zusammen und versuchte einzuschlafen.
    Aber zu ihrer Verwunderung gelang ihr das nicht. Sie hörte die Vögel auf ihren Stangen, die leise scharrenden Hufe der Pferde und Chervines. Aus den Tiefen des Klosters erklang ein Glöckchen, und weit weg schlurften Füße. Die Mönche begaben sich zum Nachtgebet, während alles um sie herum schlief. Hatte Orain eine Fehde mit den Cristoferos, daß er sagte, er möge sie gern, aber sie sei eine Cristofero? War er in religiöser Beziehung engstirnig? Romilly hatte im Grunde nie darüber nachgedacht. Sie war eine Cristofero, weil ihre Familie es war und weil sie ihr Leben lang die Geschichten und guten Lehren des Lastenträgers gehört hatte. Dieser Glaube, so sagten die Cristoferos, sei vor Menschengedenken von den Sternen gekommen. Gedämpftes Singen drang an ihr Ohr. Endlich fiel Romilly in einen unruhigen Schlaf. Eine Weile träumte sie vom Fliegen. Sie schwebte auf den Schwingen eines Falken oder eines Kundschaftervogels nicht über ihre Berge, sondern über ein flaches Land, grün und schön, mit Seen und weiten Feldern, und an einem großen See erhob sich ein weißer Turm. Eine Glocke irgendwo im Kloster weckte sie halbwegs auf. Mit einigem Bedauern dachte sie, daß sie den Chor hätte hören können, wenn sie im Kloster zu Abend gegessen hätte – vielleicht für alle Zeit als einzige Frau.
    Nun, anscheinend blieben sie noch tagelang hier, es würde andere Abende und andere Gottesd ienste geben. Welch ein Glück, daß Darren nicht mehr im Kloster weilte. Noch vom hintersten Platz aus hätte er sie gesehen und erkannt.
    Wenn König Carolin ins Kloster kommt, wird der kleine Caryl ihn erkennen. Dom Carlo muß ihn warnen.
    Und dann schlief sie wieder ein und hatte verworrene Träume von Königen und Kindern, und neben ihr sprach jemand mit Orains Stimme und liebkoste sie. Endlich sank sie in tiefen, traumlosen Schlaf und erwachte beim ersten Licht von den Schreien der Kundschaftervögel.
    Das Leben im Kloster wurde schnell zur Gewohnheit. Aufstehen am frühen Morgen, um die Tiere zu versorgen, Frühstück im Gästehaus, gelegentlich ein

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