Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya
zurückgezogen, um wieder zu Kräften zu kommen.
»Es bereitet mir Bauchschmerzen, sie entkommen zu sehen, wo wir sie doch so leicht überrennen könnten«, sagte einer der Generäle. »Die Grenze zu Drycreek ist offen, und damit ist Acosta aus dieser Richtung verwundbar.«
»Oder wäre es ohne den Knochenwasser-Staub«, bemerkte Rafael. »Caitlin, die sich mit solchen Dingen auskennt, meint, es könnte eine oder sogar mehr Generationen dauern, bis das Land wieder sicher passierbar ist.« Er blickte grimmig drein. »Um Acosta zu erreichen, müssen wir einen Umweg durch die Venza-Berge machen.
»Richtig«, sagte der älteste der Offiziere, »und der Hauptpass könnte den Nachteil einer kleineren Armee ausgleichen. Deslucido wird bei unserer Annäherung das Gelände vorteilhaft nutzen. Ich an seiner Stelle würde mich genau hier auf die Lauer legen«, er deutete auf eine bestimmte Stelle auf der Karte, »wo wir den Angriff bergauf und ohne Deckung führen müssten. Wenn es regnet, was in dieser Jahreszeit oft der Fall ist, werden wir bis zu den Knien durch Schlamm waten müssen.«
»Er ist kein Narr«, sagte Rafael. »Und sein General, der Gelbe Wolf, ebenso wenig. Wenn wir von dem trichterförmigen Pass wissen, sollten wir voraussetzen, dass er auch davon weiß.«
»Etwa einen halben Tagesmarsch hinter dem Trichterpass liegt ein weites Tal«, sagte ein anderer Offizier. »Wenn wir die Schlacht dort erzwingen können, hätten wir eine gewisse Bewegungsfreiheit.«
»Am besten wäre es, wenn wir vor ihm dort einträfen«, sagte Rafael. »Ja, ich weiß, dass uns allen Flügeln wachsen müssten, um das zu schaffen. Wir müssen einen Weg finden, seinen Vormarsch zu verlangsamen, ihn in Acosta festzuhalten.«
»Aber wie?«, fragte der erste General. »Der Bursche hat eine sehr wirkungsvolle Barriere geschaffen. Man kann sie unmöglich überwinden.«
Es sei denn mit den Vogeldingern, die Rumail benutzt hatte, um den Knochenwasser-Staub zu entfesseln. Und dann könnten Luftwagen Haftfeuer auf Burg Acosta herabregnen lassen. Rafael hatte geschworen, sich solcher Gräuel zu enthalten. Musste er sie nun doch einsetzen, um sein Ziel zu erreichen?
Aldones, Gesegnete Evanda, selbst du, St. Christopher, Heiliger Lastenträger, weise mir einen anderen Weg!
Coryn beugte sich über die Karte und versuchte sich das Land vorzustellen, wie er es auf seinen Reisen gesehen hatte, das Land, das er so gut kannte wie die Innenseite seines Gewands. »Vai Dom, dort gibt es keine Barriere. Wisst Ihr, überall in diesem Vorgebirge der Hellers sind Pässe. Kleine Truppenkontingente könnten auf Waldstraßen rasch hierhin und dorthin vorstoßen«, er deutete auf die Karte, »und sich dann zu einer größeren Einheit zusammenschließen. Von dieser Stelle aus ist der Weg nach Acosta frei.«
»Woher wollt Ihr das wissen?«, fragte Rafael. »Auf der Karte sind keine Pässe eingetragen.«
»Weil ich in Verdanta geboren wurde«, sagte Coryn gelassen. »Mein Bruder Eddard regiert dort unter Deslucidos Knechtschaft.«
»Ihr werdet wohl nie aufhören, mich zu verblüffen, mein Junge!«, rief Rafael. »Hier sind wir und halten den Eidbrecher für außerhalb unserer Reichweite, während hier unter uns jemand sitzt, der diese Berge in- und auswendig kennt.«
»Wir werden sie vielleicht nicht einholen, bevor sie Acosta erreichen«, sagte Coryn, »aber sobald werden sie einen Angriff auf ihre Festung nicht erwarten.«
»Aye«, sagte ein anderer der Generäle. »Sie werden sich sicher wähnen und uns hier für eingeschlossen halten. Einen direkten Angriff auf Burg Acosta wird Deslucido nicht erwarten. Wenn er die Burg einnehmen konnte, dann können wir sie auch von ihm zurückerobern.«
Rafael wandte sich an Coryn, und sein Grinsen hatte etwas Wölfisches. »Was meint Ihr? Könnt Ihr Karten zeichnen und auf diesen Wegen eine Gruppe nach Acosta führen?«
Coryn wählte seine nächsten Worte mit Bedacht, um die Woge der Hoffnung nicht zu hoch schlagen zu lassen. »Majestät, ich stehe Euch zu Diensten. Eine dieser Routen führt durch Verdanta.
Dort wäre ich Euch von größtem Nutzen. Wenn ich genug Männer hätte, um die Burg durch einen Überraschungsangriff einzunehmen, könnten wir Verdanta zurückerobern. Dann hättet Ihr einen Verbündeten direkt vor Deslucidos Türschwelle.«
»Eine ausgezeichnete Idee!« Rafaels Augen leuchteten auf, sichtlich erfreut über diese neue Aussicht. »Ihr könntet in Verdanta ein Kontingent zusammenstellen, das
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