Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya
Mann schob sich aus dem Dickicht, kaum zu erkennen im gesprenkelten Licht. Seine Weste und seine Hose bestanden aus braunen und grünen Flicken, wie bei einem Harlekin-Waldläufer.
»Wer reitet hier durch den Forst? Wer fragt nach Petro dem Grünen?«
»Diese Fragen würde ich lieber Petro persönlich beantworten.«
»Er steht vor Euch.«
Nun lachte Coryn laut auf. »Petro, komm heraus! Ich bin’s, Coryn!«
»Coryn!« Eine Stimme, vertraut, aber rauer geworden, drang hinter dem Felsvorsprung hervor. Coryn sprang von seinem Pferd und umschlang seinen Bruder mit den Armen.
»Du warst verschwunden - ich konnte dich nirgends finden!« rief er, klopfte Petro auf den Rücken und trat dann zurück, um ihn anzuschauen.
»Ich konnte ja wohl kaum eine Nachricht nach Tramontana schicken«, gab Petro zurück. Er rief die anderen von seiner Bande heraus, meistens jüngere Söhne von Kleinbauern, ein Mann niederen Adels, der aus Acosta geflohen war, und eine schlanke Jugendliche mit kurz geschnittenem rotem Haar und unzähligen Sommersprossen um die Stupsnase herum, einem Bogen in der Hand und einem Köcher auf dem Rücken…
»Margarida!«
Alle mädchenhafte Schönheit und ihre Vorliebe für Schmuck waren verschwunden und hatten etwas anderem Platz gemacht, so schmal und geschmeidig wie eine Peitsche. Sie packte ihn in einer raschen Umarmung, der Körper angespannt, und als die bloße Haut seiner Wange über ihre strich, spürte Coryn, dass sie ihr Laran zu etwas verwoben hatte, was dem Schild glich, den Coryn erschaffen hatte, um den Knochenwasser-Staub zurückzuhalten. In mehr als einigen Schritten Entfernung wurden sie und alle in ihrer Nähe telepathisch unsichtbar. Ihre Barrieren waren wie eine Strohmatte, jede Faser für sich biegsam und schwach, doch so eng miteinander verflochten, dass nichts durchdringen konnte.
Kein Wunder, dass er sie oder Petro, der noch nie viel Laran gehabt hatte, nicht hatte spüren können.
Er erinnerte sich an seine hinreißende, verspielte Schwester, die ihm beigebracht hatte, aus Fetzen, die sie dem Flickenkorb entnommen hatte, einen Seidenbeutel für seinen Sternenstein zu nähen. Vielleicht würde dieses junge Mädchen nach der Rückkehr von Frieden und Ordnung wieder zum Vorschein kommen.
Inzwischen hatten sich Coryns Leute genähert, um nach dem Rechten zu sehen, und lange Zeit herrschte ein großes Hallo, alle schrien durcheinander und umarmten sich. Petros Bande war Teil einer größeren Gruppe, die sich meist im Bereich der Handelsstraßen bewegte und den Besatzern von Ambervale so viel Schaden wie möglich zufügte. Beutestücke, die sie nicht davonschleppen konnten, verbrannten sie.
»Das Leben war wahrlich kein Honigschlecken«, sagte Petro.
Seine Stimme klang verändert, sehr viel heiserer, als hätte sie schwer gelitten. Und sein Verhalten zeugte von einer Wachsamkeit, die seinen scherzhaften Tonfall Lügen strafte.
»Aber du bist doch nicht den weiten Weg hierher gekommen, nur um unser Wiedersehen zu feiern?«, sagte Petro. Als Coryn die Geschichte vom Grenzkrieg und von Belisar Deslucidos Niederlage erzählte, verzog sich Petros Gesicht zu einer finsteren, triumphierenden Grimasse. Mehrere seiner Männer jubelten. Nur Margarida lächelte nicht, sondern starrte Coryn und Rafaels Leute unverwandt an. Sie hatte jegliches Schamgefühl einer herrschaftlich erzogenen jungen Frau niederen Adels verloren.
Petro musterte Coryns Schar und erlaubte sich ein Urteil über sie. »Aber vielleicht kommt ihr gerade recht. Wir warten nur auf den geeigneten Augenblick, um loszuschlagen. Deslucido ist selbstzufrieden geworden und glaubt, dass wir für seine Herrschaft keine wirkliche Gefahr mehr darstellen.« Er schaute rasch zu Rafaels Leuten. »Jetzt haben wir eine echte Chance.«
»Was ist mit Eddard? Könnte er nicht auf seiner Seite Männer um sich scharen?«
Margarida, die schweigend gelauscht hatte, schüttelte den Kopf. »Es heißt, er sei noch am Leben, doch das letzte halbe Jahr hat ihn niemand gesehen. Deslucido hat einen Wachhund hier gelassen, eine heimtückische Schlange namens Lotrell, Eddards Hauptberater und Kerkermeister. Er gibt in Eddards Namen die Befehle.«
Coryn beschrieb seine Mission. »König Rafael will Deslucido vernichten, ob in Acosta oder Ambervale, wenn der Eidbrecher dorthin ziehen sollte. Deshalb hat er diese Männer geschickt, um Verdanta wieder für uns zu gewinnen.«
Petro ergriff Coryns Arm. »Lass uns gemeinsam ein Stück Wegs gehen. Das
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