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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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handliche Länge und stieg auf. Das Rückgrat des Mulis bildete einen harten Kamm, und es hinkte ein wenig, doch es setzte sich aus freien Stücken in Bewegung.
    Als Rumail in Sichtweite von Burg Acosta war, senkte das Muli, das schon vor Erschöpfung stolperte, den Kopf, blieb stocksteif stehen und weigerte sich, einen weiteren Schritt zu tun. Das Tier zu peitschen führte lediglich dazu, dass es die Ohren nach hinten an den dünnen Hals legte. Er glitt vom Rücken des Mulis, ergriff die Zügel und schnalzte ermunternd. Das Tier seufzte und folgte in einem leichten Passgang.
    Zwei Wachen hielten ihn am Rand des Armeelagers an und fragten nach seinem Begehr. Als er Namen und Rang nannte, Laranzu und Nedestro-Bruder des Königs, lachte einer. Ihre Blicke huschten über seine zerrissene, schlammverschmierte Hose und die mit Flicken übersäte Tunika. Er wusste was sie zu sehen glaubten, einen erschöpften Zivilisten, der sich für ein Bett und eine heiße Mahlzeit als etwas Besseres auszugeben versuchte.
    »Dom Rumail ist in der Schlacht an der Grenze gefallen«, schnaubte der andere. »Man sollte dich von Banshees zerreißen lassen, weil du sein Andenken schändest.«
    Rumail war nicht in der Stimmung, gewöhnlichen Menschen etwas zu beweisen, erst recht nicht Untergebenen. Eine Hand kroch zu seinem Sternenstein hoch. Seine Finger berührten die Wärme. Es wäre nicht ratsam, ermahnte er sich, diese Soldaten zu töten oder zu verkrüppeln. Diese Männer, rau und unwissend wie sie waren, gehörten zur Armee seines Bruders; sie dienten Groß-Ambervale.
    Die erste Wache, jene, die gelacht hatte, griff sich an die Kehle und sank taumelnd in den Schlamm, ohne ihr Leben zu verlieren.
    »Zauberer!« schrie der andere Mann, und die Augen quollen ihm schier aus dem verwitterten Gesicht.
    Rumail hob eine Braue. »Genau.«
    Verwirrt sank die Wache auf die Knie. Das blieb anderen am äußersten Rand des Zeltlagers nicht verborgen, und einige kamen näher. Gleich darauf kam ein gutes Dutzend Männer auf ihn zu, hielt sich jedoch auf Distanz.
    »Der Bruder des Königs… der Zauberer… er lebt noch!«
    »Von den Toten zurückgekehrt!«
    Rumail lächelte innerlich und genoss die Reaktion.
    »Woher willst du das wissen? Ich sehe diesen Mann zum ersten Mal.«
    »Schau doch, wie er Seamus verhext hat! Seamus, Mann, kannste aufstehen? Alles in Ordnung mit dir?« rief ein Soldat und half der keuchenden Wache auf die Beine.
    »Rasch, gebt der Burg Bescheid!«
    »Nein, holt ihm ein Pferd… etwas zu trinken… einen sauberen Mantel!«
    »Vai dom… « Einer der Soldaten wagte es, sich Rumail zu nähern, die Hände flehentlich ausgestreckt. »Habt ein Einsehen… wir sind nur arme Soldaten… «
    Bitte verflucht uns nicht.
    Rumail hätte ihnen am liebsten befohlen, ihn auf ihren Schultern zur Burg hinaufzutragen, denn sie hätten jeder Anordnung sofort bedingungslos Folge geleistet, doch letzten Endes begnügte er sich mit einer Eskorte und einem Pferd.
    Er hatte die äußeren Tore noch nicht erreicht, als sie schon aufschwangen. Da stand Damian, prächtig in goldenes Brokat und weißen Pelz gekleidet. Er streckte die Arme aus, um Rumail zu begrüßen, und zog ihn voll Inbrunst an sich, ohne im Geringsten darauf zu achten, dass Rumails Kleidung seine eigenen kostbaren Gewänder verdreckte. Der Zauberer sah den Ausdruck auf dem Gesicht seines Bruders, der weit mehr als Freude darüber war, ihn am Leben zu sehen.
    Er braucht mich. Er ist verzweifelt. Rumail konnte sich glücklich schätzen, dass Damian so wenig Laran besaß, sonst hätte er seine Woge der Erregung mitbekommen. Und ich werde ihn dazu benutzen, das zu erreichen, wonach ich mich am meisten sehne - der Bewahrer eines Turms zu werden und dann über alle Türme auf Darkover zu herrschen.

31
    Edric schickte noch mehrmals seine Wächtervögel aus und folgte dem Weg, den Deslucidos Heerscharen genommen hatten. Eine kleine Gruppe Reiter hatte sich vom Rest getrennt und bewegte sich auf Burg Acosta zu. Ohne Zweifel hatte Prinz Belisar sich für eine rasche Flucht entschieden, wobei er die allgemeine Verwirrung als Tarnung nutzte. Die kläglichen Überreste seiner Armee waren über das zunehmend hügeliger werdende Gebiet verstreut.
    Edric markierte auf den Karten, die im Kommandozelt über den improvisierten Generalstabstisch verteilt waren, ihre Position.
    Coryn nahm an den Planungen teil. Caitlin hatte sich, nachdem sie mit ihrem Sternenstein Hali Bescheid gegeben hatte,

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