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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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einem das Leben mit einem Ruck aus dem Leib gerissen. Ich habe von Leronis gehört, die einen derartigen Schock erlitten haben und in der Überwelt verloren gingen, weil sie so orientierungslos waren, dass sie nicht mehr in ihre eigenen Körper zurückfanden.« Sie strich Edric das zerzauste Haar aus der Stirn.
    »Edric… « Beim Klang ihrer Stimme und der Berührung ihrer Hand öffnete er die Augen. Mit verständnislosem Blick formte er die Lippen zu einem erstaunten »O«. Er schien keine der beiden Frauen zu erkennen und schaute verdutzt von einer zur anderen.
    Dann kam er wieder zu sich, sein Blick beruhigte sich, und er ergriff Gracielas Hand.
    »Zum Glück war ich gerade in der Nähe«, sagte sie munter.
    »Kommt er wieder in Ordnung?«, erkundigte sich Taniquel.
    »Er muss sich ausruhen.« Die Stimme des Mädchens wurde sachlich. »Und er darf den anderen Vogel ein paar Tage nicht fliegen lassen, vielleicht einen ganzen Zehntag nicht. Aber es ist ein gutes Zeichen, dass er sein Bewusstsein so schnell wiedererlangt hat.«
    Und ich habe sie ihres Alters und ihrer Herkunft wegen für ein dummes kleines Landmädchen gehalten!, schalt sich Taniquel.
    Nicht mehr lange, vermutete sie, dann würde Graciela ebenso einschüchternd wirken wie Lady Caitlin.
    »Wenn der Vogel von einem von Damians Leuten erkannt und deshalb abgeschossen wurde… «, murmelte Taniquel leise vor sich hin. Sie erhob sich und machte sich nicht einmal die Mühe, das Gras und die lohfarbenen Flugsamen von den Röcken zu klopfen. »Mein Onkel muss sofort davon erfahren.«
    In aller Eile begab sie sich zu Rafaels Zelt.
     
    Vor dem königlichen Zelt wartete eine Ansammlung von Männern, darunter auch Rafaels persönliche Leibwache. Wie üblich hatte Rafael die Eingangsplane und einige Seitenwände zurückklappen lassen, was aus seinem Zelt eher einen Pavillon machte.
    Ihren Mienen nach zu urteilen, erkannten die Wachen die herbeieilende Taniquel schon von weitem. Trotzdem signalisierte ihre Körperhaltung ungebrochene Wachsamkeit, blieben ihre Hände auf den Schwertknäufen liegen, suchten die Augen rastlos die Umgebung ab. Seit Rafael sie zur Regentin von Acosta erklärt hatte, behandelten sie sie mit zusätzlicher Ehrerbietung und verstellten ihr auch jetzt nicht den Weg.
    »Bringt mich bitte zum König«, sagte sie höflich.
    Der Wächter deutete eine halbe Verbeugung an und trat einen Schritt zurück, um sie durchzulassen. Sie verzichtete auf jegliche Etikette und hielt direkt auf ihren Onkel zu.
    »Ich komme von Edric, von dort oben, wo er die Wächtervögel aussendet.«
    »Ja«, nickte Rafael gelassen, wenn auch etwas beunruhigt. »Mein Adjutant hat mir den ganzen Morgen Berichte von dort überbracht.«
    »Vor knapp zehn Minuten ist einer von Edrics Vögeln von Deslucidos Bogenschützen abgeschossen und getötet worden. Ohne Gracielas Eingreifen hätten wir wohl auch Edric verloren.«
    »Das tut mir Leid. Der Vogel ist ein großer Verlust.«
    »Der Vogel ist unwichtig! Er weiß jetzt Bescheid! Deslucido weiß, dass wir ihn ausspioniert haben!«
    Rafael sprang energisch auf. »Wir müssen sofort handeln, bevor er sich neu formieren kann, sonst ist alles, was wir erfahren haben, nutzlos.« Seine Augen funkelten wie die eines Wolkenleopards, der gerade seine Beute gewittert hat. »Wir werden ihn angreifen und immer wieder angreifen, bis er nirgendwohin mehr entfliehen kann. Und dann machen wir diesem Scheusal ein für alle Mal den Garaus.«
    Taniquel hatte nicht gewusst, dass eine Armee so rasch aufbrechen kann. Alles schien gleichzeitig zu passieren. Offiziere riefen ihren Boten Meldungen zu und flitzten durchs Lager, Pferde wurden gesattelt, Zelte abgebaut, Ausrüstung aufgeladen, Bogen und Speere vorbereitet. Die erste Reitertruppe, Rafaels Vorhut, war abmarschbereit, noch bevor die letzten Wagen beladen waren.
    Nach der Verbreitung des Knochenwasser-Staubs hatte Rafael gute Gründe, eine weitere Falle zu befürchten. Deshalb musste Edric als erfahrener Laranzu an der Spitze der Streitmacht reiten und nach Anzeichen für Laran-Waffen Ausschau halten. Er sah blass aus, schien aber durchaus in der Lage zu sein, sich im Sattel zu halten. Seine Kiefermuskeln zuckten.
    Den verbliebenen Wächtervogel ließ Edric in Gracielas Obhut.
    Taniquel dachte, dass Edric, aus welchen Gründen auch immer er Deslucido hasste, jetzt einen noch viel größeren Hass verspüren musste. Sie nickte ihm zu, als sie gemeinsam nach vorn ritten.
    Rafael hatte Taniquels

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