Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya
Besprechung zusammen. Dazu hatte man in seinem Zelt Klappstühle und vor dem Eingang Wachen aufgestellt, um neugierige Lauscher fern zu halten. Belisar saß in einer Ecke, das Gesicht so im Halbdunkel verborgen, dass man seiner Miene nichts entnehmen konnte.
»Wir hatten gehofft, zu diesem Zeitpunkt eine größere Streitmacht beisammen zu haben«, sagte Ranald.
Damian stützte den Ellbogen auf eine Armlehne seines Stuhls, barg das Kinn in der hohlen Hand und ließ den Blick geistesabwesend über das Muster des vom vielen Reisen fleckigen Ardcarran-Teppichs wandern. »Wir sind zahlreich genug. Außerdem greifen wir von einer Himmelsrichtung aus an, aus der Hastur keinen Angriff erwartet.« Bis jetzt hatte er seinen eigentlichen Plan sogar vor seinem General geheim gehalten. Er hatte nicht riskieren wollen, dass auch nur ein Wort davon zu Hastur oder gar zu seinen eigenen Truppen durchdrang. Jetzt war die Zeit gekommen, seine Offiziere wissen zu lassen, was für ein glorreicher Sieg ihnen bevorstand.
»Sire?« Ranald Vyandal sah ihn fragend an.
»Jede Wette, dass es etwas mit Onkel Rumail zu tun hat«, sagte Belisar.
»Allerdings. Vor unserem Aufbruch aus Acosta habe ich Dom Rumail mit einer ausgesuchten Eskorte, einer Art Verstärkungsmannschaft, wenn man so will, zum Tramontana-Turm geschickt.
Nur um sicherzugehen, dass sich dort niemand unserem Willen entgegenstellt. Und unser Wille besagt, dass er dort als Bewahrer eingesetzt werden soll, mit uneingeschränkter Vollmacht, in meinem Namen alle erforderlichen Befehle zu erteilen.«
Vyandal wurde bleich. »Euer Majestät, Ihr gedenkt doch nicht etwa, die Türme in diesen Krieg mit einzubeziehen?« Damian sah die kaum verheilten Erinnerungen an die letzte Schlacht, in der Laran-Waffen zum Einsatz gekommen waren, in den Augen seines Generals.
»Ich habe nicht vor, Knochenwasser-Staub einzusetzen«, beruhigte ihn Damian. »Mir schwebt eine viel mächtigere Strategie vor. Bisher haben wir lediglich jene Waffen benutzen können, die die Türme physisch produzieren konnten. Ja, ich plane, Tramontana in diesen Konflikt einzubinden, aber auf eine Weise, die den Vorteil der Hastur ausradieren und die Schlacht bei wesentlich weniger Verlusten auf unserer Seite zu unseren Gunsten entscheiden wird.«
Während er den Plan näher ausführte, beobachtete er den wechselnden Ausdruck in den Gesichtern, sah, wie Staunen und Bestürzung einer bedingungslosen Hingabe wichen. Diese Männer würden ihm überallhin folgen, auf ein Wort von ihm in den Tod gehen, denn er hatte ihnen einen Sieg in Aussicht gestellt, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hatte.
Das, was er vorschlug, war auch zuvor schon geschehen, aber nur auf einer sehr begrenzten Basis, nur von kleinen Laran-Kreisen in Begleitung ihrer Streitkräfte. Ihre Wirkung war durch ihre geringe Zahl und Entfernung von ihren Zielen begrenzt gewesen. Rumails Genie zeigte, wie die Macht eines kompletten, voll funktionsfähigen Turmkreises in eine Schlacht eingebunden werden konnte, egal wie weit entfernt sie auch stattfand. Denn in der Überwelt, jener ausgedehnten mentalen Ebene, regierte allein die Macht des Geistes. Von diesem bizarren und schrecklichen Ort aus würde Deslucido seinen eigentlichen Anschlag durchführen.
»Sobald wir in Position sind, spielt es keine Rolle mehr, was die Hastur über uns in Erfahrung gebracht haben oder welche Überzahl an Kriegern sie aufbieten. Egal, was sie jetzt noch tun, sie können uns nicht mehr aufhalten.«
35
Rafael Hasturs Armee hatte einen Umweg von Drycreek zu den Venza-Bergen und der Grenze zu Acosta gewählt. Sie kam nur langsam voran, da die Versorgungslinien ständig ausgebaut wurden und man sich um die kranken Männer kümmern musste. Ungefähr auf halber Wegstrecke schloss sich ihnen Taniquel mit ihrer schwer bewaffneten Eskorte an. Die Angelegenheit sei keine einfache Grenzstreitigkeit mehr, wie sie in ihrem Sendschreiben betont hatte, mit dem sie Rafael über ihr Kommen informierte.
Das Ziel sei jetzt die Befreiung von Acosta, ein Unternehmen, an dem sie als Regentin mit Fug und Recht an vorderster Front teilzunehmen gedachte.
Als sie am Morgen nach ihrer Ankunft ihren Onkel zur Begrüßung aufsuchte, fand sie ihn mit mürrischer Miene auf seinem Lieblingsfeldstuhl sitzend. Vor ihm knieten zwei Männer, während eine Hand voll anderer, den geneigten Köpfen und den linkischen Gesten nach Untergebene, in respektvollem Abstand bereitstanden. Ihre Schwertscheiden hingen
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