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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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sich zu einem flachen, rauen Tal, das von den Überresten heftig verwitterter Felswände eingerahmt war. Durch eine ausgewaschene Mulde schlängelte sich ein Bach, der sich bei schlechtem Wetter wahrscheinlich rasch in eine reißende Flut verwandelte. Für die Pferde gab es hier und dort etwas zu grasen.
    Die kühlende Luft ließ den stechenden Geruch zermalmten Grases aufsteigen. Regenvögel kreischten aus einem zerzausten Gestrüpp.
    Das Lager versank in der vertrauten Abendroutine. Die angeleinten Pferde stampften und schnaubten. Taniquel übergab ihr Reittier den Pferdeknechten und machte sich auf den Weg zu dem Zelt, das sie sich mit Graciela teilte. Es war, wie auch Rafaels, auf einem eigenen Gepäckkarren vorausgeschickt worden, weshalb ihre Diener schon dabei waren, die kleinen Annehmlichkeiten auszuladen, die ihr rangmäßig zustanden: ein Pritschenbett, zwei Kissen, ein schmaler Teppich und eine kleine Ledertruhe mit Unterwäsche zum Wechseln, Kosmetika, Haarbürsten, einer Waschschüssel und parfümierten Seifen zum Baden. Das Wasser war noch nicht herbeigeschafft worden.
    Taniquel schritt das Zelt der Länge nach ab. Sie war ruhelos, spürte einen dumpfen Druck im Kopf. Sie massierte sich die Schläfen und den Nacken, was ihr jedoch keine Erleichterung verschaffte. Trotz der Aufregungen des Tages machte ihr die Untätigkeit zu schaffen. Es gab einfach nichts, was sie tun konnte. Die Stallknechte kümmerten sich um die Pferde. Rafael besprach die weitere strategische Vorgehensweise mit seinen Offizieren. Graciela war mit Edric und dem Wächtervogel unterwegs.
    Es gehörte sich nicht für sie, einfach durch das Lager zu schlendern und sich mit ihren Untertanen zu unterhalten, so wie es Rafael tun durfte. In Acosta hätte sie nicht allzu viel Wert auf Schicklichkeit gelegt, doch ihr Onkel hatte sie in aller Schärfe auf die Notwendigkeit der Wahrung ihrer königlichen Würde hingewiesen.
    »Dein Name und die Legende, die um dich herum entsteht, sind für deine Sache unentbehrlich«, hatte er gesagt. Zähneknirschend hatte sie zugegeben, dass sie einen solchen Vorteil nicht einfach einer kleinen abendlichen Zerstreuung wegen aufs Spiel setzen durfte, und bislang hatte sie ihr Versprechen auch noch nicht bedauert.
    Zwei Monde leuchteten am Himmel, an dem von Minute zu Minute mehr Sterne sichtbar wurden. Taniquel folgte ihrer Eskorte zum Zelt des Onkels. Er hatte sie eingeladen, mit ihm zu Abend zu essen, so wie er es auch bisher gehalten hatte. Heute Abend sah Rafael müde aus, auch wenn er sie freundlich willkommen hieß. Das Licht aus der Laterne verstärkte die Falten rings um seinen Mund und die Augen.
    Er ist kein junger Mann mehr. Wie sehr er sich doch verändert hatte, seit sie als kleines Mädchen in seiner Burg den Wildfang gespielt hatte. Der Feldzug setzte ihm mehr zu, als ihr bewusst gewesen war. Die letzten Jahre, vielleicht auch nur die gegenwärtige Belastung, hatten ihn mager werden lassen. Sein Haar und der adrett getrimmte Bart waren schon mehr silbrig als rot.
    Jähes Schuldbewusstsein befiel sie, und sie dachte: Er hätte in der Sicherheit Thendaras bleiben und mich meinem Schicksal überlassen können. Aber er war nicht in den Krieg gezogen und hatte einen seiner Söhne ausgesandt, nur um Acosta zu retten. Er hatte sich dazu aufgerafft, weil Deslucido eine Bedrohung für ganz Darkover darstellte.
    »Onkel«, sagte sie aus einem Impuls heraus, »können wir ihm wirklich den Garaus machen? Was wollen wir tun, wenn er einfach weitermacht? Wenn er sich in Acosta verschanzt?«
    Rafael ließ sich mit der Antwort Zeit. Er schickte seinen Diener fort und griff nach dem Gefäß mit dem Abendessen, einem auf Soldatenart zubereiteten Auflauf aus geröstetem Getreide, mit Dörrfleisch und dem jeweils vor Ort zur Verfügung stehenden Gemüse. In diesem Falle war die Mixtur mit etwas Gelbem angereichert, das nach Karotten aussah. Das Ganze roch leicht säuerlich, aber als sie einen Bissen davon in den Mund nahm, schmeckte es süß und sogar ein wenig pikant. Sofort breitete sich Wärme in ihrem Körper aus und stieg ihr auch in den Kopf, was den Schmerz etwas linderte.
    Erst nach dem Essen griff Rafael das unliebsame Thema auf.
    »Sei’s drum. Die erste Regel der Kriegsführung besagt, dass sich die Dinge ändern, und zwar oft schneller, als einem lieb ist. Man weiß nie, was geschieht, bevor man vor Ort ist. Die zweite Regel besagt, dass kein noch so sorgfältig ausgearbeiteter Plan die erste Schlacht

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