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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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derartig gewaltigen Anzahl von Soldaten zu bewegen, eine völlig andere. Sie wusste nichts von den Gepflogenheiten und der Disziplin einer marschierenden Armee und wollte keinen der Männer von seinen notwendigen Pflichten abziehen, nur damit immer jemand um sie herumscharwenzelte. Da sie nicht viel zu tun hatte, außer still dabei zu sitzen, wenn die Generäle untereinander ihre Belange austauschten, verbrachte sie die meiste Zeit des Tages bei den Laran-Arbeitern.
    In der ständigen Begleitung zweier Leibwächter folgten Taniquel und Graciela dem ebenfalls berittenen Edric, der sich ein kleines Stück vom Hauptlager entfernt hatte, und sahen ihm dabei zu, wie er von einer kleinen, grasbewachsenen Kuppe aus Wächtervögel losschickte. Die beiden Frauen plauderten angeregt und streckten die Beine im morgendlichen Sonnenschein aus, jede von ihnen glücklich darüber, eine Freundin gefunden zu haben. Caitlin war nach Thendara zurückgekehrt, um sich dort um die Pflege der vom Knochenwasser-Staub Befallenen zu kümmern. Ihr Platz war von zwei Männern aus Hali eingenommen worden, die Taniquel nicht kannte.
    Unter Gracielas anfänglicher Schüchternheit kam nach und nach eine erstaunlich selbstbewusste junge Frau zum Vorschein.
    Sie war die vierte von sieben Töchtern einer verarmten Adelsfamilie, die sie nach den ersten schwachen Anzeichen für ihr Talent nur allzu gern zur Ausbildung in einen Turm geschickt hatte.
    »Ich dachte eigentlich, aus mir wird vielleicht einmal eine Priesterin Avarras«, gestand sie Taniquel, »aber ich hätte die Gesellschaft der Männer vermisst. So gefällt es mir viel besser.«
    Eine Stunde verstrich, in der Edric den Aufenthaltsort und die Anordnung von Deslucidos Truppen mit einer Detailgenauigkeit beschrieb, die sie nicht für möglich gehalten hätte. Wenn sich jemand danach erkundigt hätte, er wäre sogar in der Lage gewesen, ihm die Anzahl der Latrinengruben und Kochtöpfe zu nennen.
    Rafaels Adjutant, ein blonder Hüne mit heller, hässlich von der Sonne verbrannter Haut, die sich von einem rosigen Untergrund neuer Zellschichten abschälte, hatte sich Notizen gemacht, seine Karten zu Rate gezogen und war dann zurückgeritten, um die Nachrichten zu übermitteln.
    »Aaieeeh!« Edric zuckte mit einem Schrei zusammen, als hätte ihn der Schlag getroffen. Seine Glieder versteiften sich. Das Pferd unter ihm schrak ebenfalls zusammen und machte einen kleinen Satz zur Seite.
    »Fangt ihn auf!« schrie Graciela, als Edric im Sattel wankte.
    Taniquel, die gerade abgestiegen war, eilte zum Pferd des Laranzu und streckte die Arme aus. Als würde er durch Honig gleiten, sank er langsam herab. Sein Gewicht landete auf ihr. Einen Moment lang geriet sie ins Wanken, dann fand sie ihr Gleichgewicht wieder und ließ ihn sachte zu Boden gleiten.
    Graciela ging neben Edric in die Knie. Sein Gesicht war ganz käsig, sein Körper schlaff. Taniquel sah, dass sich seine Brust nicht mehr bewegte.
    »Atmet er noch?«, erkundigte sie sich ängstlich. Was war geschehen?
    Das Gesicht der jungen Frau entspannte sich völlig, ihr Blick verschleierte sich. Ihre Hände glitten dicht über seinem Körper durch die Luft. Mit ihren rudimentären Laran-Sinnen fühlte Taniquel, wie Graciela mit ihm Verbindung aufnahm.
    Gracielas eine Hand verharrte mit weit gespreizten Fingern wenige Zentimeter über Edrics Brust. Die andere öffnete den Ausschnitt ihres Gewandes, hinter dem sich an einer schweren Silberkette ein Anhänger verbarg. Zwischen der Hand des Mädchens und dem Körper des Mannes knisterte die Luft vor Spannung. Taniquel stellte sich vor, wie winzige blaue Blitze in dem schmalen Zwischenraum hin und her sprangen.
    Ein krampfartiges Zucken durchfuhr Edrics Gliedmaßen. Er schnappte nach Luft. Die langen Muskeln in seinem Hals standen wie Stricke hervor.
    Mit einem lauten Seufzer setzte sich Graciela auf. »Der Abschied… «», sagte sie mit vor Anspannung gepresster Stimme, »… der Tod… er kam so plötzlich.«
    Als sie den verwirrten Ausdruck auf Taniquels Gesicht wahrnahm, fügte sie erklärend hinzu: »Er war mit dem Wächtervogel verbunden, als dieser getötet wurde. Ein Bogenschütze aus König Damians Armee muss ihn entdeckt haben. Es ist für einen Abrichter schon schlimm genug, einen Vogel zu verlieren, mit dem er gearbeitet hat, aber wenn sein Geist mit ihm verbunden ist, dann wird er selbst zu diesem Vogel, versteht Ihr? Und wenn diese Verbindung plötzlich gekappt wird, dann ist es so, als würde

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